Zudem opferte sich Maryam (Friede sei mit ihr), indem sie sich vollständig dem Dienste Allâhs des Hocherhabenen widmete und ein Zeichen für Seine Religion war. In einer Welt, die mit Filmstreifen wie „Ich sterbe für dich“ und „Ich lebe für dich“ Romantik zu einem falschen Götzen macht, ist es einfach den Durchblick zu verlieren. Die Heirat an und für sich ist kein Ziel, sondern vielmehr ein Mittel zum Zweck. Wir haben unzählige Beispiele erstaunlicher Persönlichkeiten in unserer Geschichte, die niemals die Gelegenheit bekamen zu heiraten. Es gibt auch Menschen, die der Ehe andere Prioritäten vorziehen, wie beispielsweise Zainab Al-Ghazâlî, die die Bedingungen ihres einladenden Aufrufs zum Islâm in ihrem Ehevertrag festlegte. Und Imâm Ahmad ibn Hanbal, der die Ehe hinauszögerte, bis er 40 Jahre alt war, da er befürchtete, sie würde ihn vom Studium ablenken. In all diesen Fällen waren diese Persönlichkeiten im Stande, ein erfülltes Leben zu leben, da ihr höchstes Ziel Allâh der Hocherhabene Selbst war. Beachte zudem, dass diese Leute sehr versiert waren, da sie mit dem Arbeiten, dem Helfen von Menschen, dem Studieren und Lehren beschäftigt waren. Verheiratet oder unverheiratet, das Leben von Maryam (Friede sei mit ihr) zeigt uns allen, dass es Einen gibt, für Den es sich lohnt zu leben und zu opfern. Einzig Einer, Der unsere Herzen wirklich besitzt.
4. Einladendes Aufrufen zum Islâm in einer seiner großartigsten Formen: Mutterschaft/Erziehung
Wir erwähnten bereits Beispiele für unverheiratete Menschen, die sich durch Arbeit, Helfen von Menschen, Lernen und Lehren dem Dienste Allâhs widmeten. Maryam (Friede sei mit ihr) war auch eine Lehrerin, da sie die Mutter des Propheten Jesus (Friede sei mit ihm) war. Gewiss ist Mutterschaft und Erziehung im Allgemeinen eine der erstaunlichsten Formen beim einladenden Aufruf zum Islâm, die man in diesem Leben erleben kann. Während neue Mütter manchmal auf Grund verminderter Gemeinschaftsaktivitäten oder verminderten Lernens Gefühle der Unzulänglichkeit ausdrücken, leisten sie in Wirklichkeit eine Arbeit, die so großartig ist, dass deren wirkliche Würdigung erst im Jenseits augenscheinlich werden kann, da Allâh der Hocherhabene die geduldige Ausdauer von Müttern genau kennt:
„… Gewiss, den Standhaften wird ihr Lohn ohne Berechnung in vollem Maß zukommen“ (Sûra 39:10).
Obwohl die Menschen überall die Wichtigkeit der Funktion einer Mutter sowie deren andauernden Fleiß und pausenlose Selbstaufopferung anerkennen, genießt sie gesellschaftlich immer noch nicht die Wertschätzung und Unterstützung, die sie verdient. Damit sollen die Väter in keiner Weise ausgeschlossen werden, da in der muslimischen Gemeinschaft die Rolle der Mutterschaft oft sehr gepriesen und hervorgehoben wird, einzig um das Konzept der „Vaterschaft“ völlig zu ignorieren und möglicherweise sogar schädigende Ungerechtigkeiten im Heim zu rechtfertigen. Da dies ein Thema ist, das einen Artikel für sich verdient, ermutige ich unsere männlichen Leser dazu, während der Erörterung Maryams (Friede sei mit ihr) als Mutter über Erziehung und Vaterschaft nachzudenken. Für diejenigen unter euch, die jung oder unverheiratet sind: Diese Erörterung gilt auch für euch! Du beginnst genau genommen deine Kinder zu erziehen, wenn du 15 oder 16 Jahre alt bist, da du die Werte, die du in diesem Alter besitzt, deinen zukünftigen Kindern weitergeben wirst.
Maryam (Friede sei mit ihr) war eine großartige Mutter, und die Tochter einer großartigen Mutter. Erziehung (der Prozess der Selbstentwicklung) ist etwas, was von einem Mentor zum nächsten weitergegeben wird. Allâh der Hocherhabene erwähnt im Qurân:
„Als Imrâns Frau sagte: Mein Herr, ich gelobe Dir, was in meinem Mutterleib ist, für Deinen Dienst freigestellt. So nimm (es) von mir an! Du bist ja der Allhörende und Allwissende. Als sie sie dann zur Welt gebracht hatte, sagte sie: Mein Herr, ich habe ein Mädchen zur Welt gebracht. Und Allah wusste sehr wohl, was sie zur Welt gebracht hatte, und der Knabe ist nicht wie das Mädchen. Ich habe sie Maryam genannt, und ich stelle sie und ihre Nachkommenschaft unter Deinen Schutz vor dem gesteinigten Satan. Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen …“ (Sûra 3:35-37).
Dieser Vers beinhaltet für Eltern und auch für Lehrer einige erstaunliche Edelsteine. Maryams (Friede sei mit ihr) Mutter widmete ihr Kind Allâh dem Hocherhabenen, als dieses sich noch im Mutterleib befand. Dies lässt eine tiefe Erkenntnis der Erziehungsberechtigten erkennen, dass sie ihr Kind nicht wie ein Gut besitzt, von dem sie besessen ist. Das Kind ist vielmehr ein unabhängiges menschliches Wesen, als anvertrautes Gut von Allâh dem Hocherhabenen, das gepflegt und aufgezogen werden muss, damit es ein Ihm gegenüber ergebenes Leben führt. Einzig dieser Punkt würde, wenn er mit all seinen Auswirkungen von den Eltern unserer Kommunen wirklich geschätzt werden würde, einen großen Anteil der Familienprobleme, von denen wir hören, beseitigen. Zweitens haben Eltern manchmal eine Vorstellung, wie die Zukunft ihres Kindes aussehen soll, wie dessen Karriere sein sollte, von welcher Familie es heiraten sollte usw. Sie haben für gewöhnlich gute Absichten. Aber nochmals: Kinder sind kein Eigentum und Allâh der Hocherhabene hat vielleicht einen anderen Plan für das Kind als denjenigen, der von der Erziehungsberechtigten beabsichtigt ist.
In der Geschichte Maryams (Friede sei mit ihr) dachte deren Mutter, dass sie einen Jungen bekommt, der sein ganzes Leben in „Bait Al-Maqdis“ dienen würde. Stattdessen bekam sie ein Mädchen, dessen Funktion eine völlig andere war, als man sich jemals hätte vorstellen können. Eine Funktion, die nur eine Frau erfüllen konnte: Eine ledige Mutter eines großartigen Propheten zu sein. Als Maryams Mutter begriff, dass Allâh der Hocherhabene ihr eine Tochter geschenkt hatte - etwas, was sie nicht geplant hatte - bat sie Allâh darum, sie und ihre Nachkommenschaft vor dem Satan zu beschützen. Schließlich ist dies das primäre Anliegen aller guten Eltern: dass ihr Kind, was immer es im Leben tun wird, auf einem Weg ist, der Allâh dem Hocherhabenen wohlgefällt und weitab von den Sünden des Satans ist. Manchmal mag es einfach sein, das primäre Anliegen auf Grund sekundärer Anliegen zu vergessen. Eltern könnten ihre Kinder dazu drängen, Menschen zu heiraten, die kein besonders bewusst sittliches Leben führen, jedoch von derselben Volkszugehörigkeit stammen. Sie ermutigen ihre Kinder möglicherweise dazu, eine Karriere einzuschlagen, die eine Menge Geld einbringt, jedoch kein Zielbewusstsein oder keine Erfüllung durch sinnstiftende Anstrengungen bietet. Möglicherweise legen sie mehr Wert auf das Erscheinungsbild als auf religiöse Entwicklung. Vom folgenden weisen Bittgebet der Mutter Maryams lernen wir etwas Entscheidendes beim einladenden Aufruf zum Islâm und beim Lehren: Du gibst die Werte weiter, die du tatsächlich lebst. Allâh der Hocherhabene sagt im folgenden Vers: „Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen …“ (Sûra 3:37). Die guten Absichten und Bittgebete der Frau Imrâns wurden beantwortet und Maryam (Friede sei mit ihr) wuchs gut auf.