Umgang mit Lob bei Kindern

  • Veröffentlicht:27.04.2021
  • Kategorie:Kinder
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Lob gehört zu den wichtigsten Erziehungsmethoden. Es ist ein psychologisches Bedürfnis von Jüngeren und Älteren, egal wie ihr jeweiliges Niveau im Îmân, im Charakter, den Anschauungen oder ihrer Kultur aussehen mag. Lob ist auch eine prophetische Methode, die vom Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bei der Erziehung seiner Gefährten ungeachtet ihres Alters eingesetzt wurde. Er gab ihnen lobende Beinamen, wie „Schwert Allâhs“, „Löwe Allâhs“, „der Vertrauenswürdige der Umma“, „der Unterscheidende (Al-Fârûq)“, „der aufrichtig Bestätigende (As-Siddîq)“.

Lob umfasst vieles: lobende Worte, Wertschätzung, Beschreibung eines lobenswürdigen Verhaltens, in die Arme nehmen und Küssen bei Kindern, auf die Schulter klopfen und Streicheln. Lob für gutes Verhalten und geradlinigen Charakter ist eines der hervorragendsten Mittel zur Unterstützung eines Kindes und zu einer gesunden erzieherischen Entwicklung. Vorausgesetzt, es wird ausgewogen eingesetzt: nicht in Übertreibung, was Kinder zu Selbstgefälligkeit, Stolz und einem übertriebenen Selbstwertgefühl führen kann. Es muss ein bewusstes Lob sein, das auf die Stärkung eines positiven Verhaltens und lobenswerten Charakters gerichtet ist. Es soll zur Förderung von kreativen Fähigkeiten und versteckten Talenten dienen.

Wissenschaftliche Studien haben die Wirkungen von Lob und Anerkennung und den Nutzen für das Kind belegt. Dazu gehören:

1) Verhaltensänderung und Steigerung von lobenswertem Verhalten
2) Positive Eigenschaften entstehen und werden gestärkt, wünschenswerte Tugenden tief verankert.
3) Kinder empfinden Glück, Stolz und Zufriedenheit mit sich selbst.
4) Familiäre Beziehungen sind durch Harmonie und Eintracht geprägt.
5) Kinder werden unterstützt, nützliche Fähigkeiten auszubilden.

Daher ist aufrichtiges Lob ohne Übertreibung ein pädagogisches Mittel, das ein verborgenes Bedürfnis im Menschen und besonders im Kind stillt. Lob wird nicht nur eingesetzt, wenn man etwas tatsächlich an einem Kind sieht, sondern auch bei charakterlichen Eigenschaften, deren Entwicklung wir für sie wünschen. Ein Kind wird auch gelobt für etwas, was es tun könnte, und genau das ist ein Ansporn zum Guten. Das Bedürfnis nach Lob beim Kind ist ein im Menschen zutiefst verankertes Bedürfnis nach Anerkennung. Sagt man zu seinem Kind „Gut gemacht“, dann strebt es nach dem noch Besseren. Doch leider geizen viele Väter und Mütter mit Lob und greifen eher zu Tadel und Kritik, wenn sie bei ihren Kindern etwas bemerken, das ihnen missfällt.

Ich entsinne mich an einen Unterricht bei Dr. Mustafâ Abû As-Sa’d. Er sprach über das Thema „Lob bei Kindern“ und ermunterte uns dazu, unsere Kinder mehr zu loben. Eine der Anwesenden widersprach jedoch mit den Worten: „Wenn wir ein Kind oft loben, wird es eingebildet.“ Dr. Mustafa erwiderte: „Ganz im Gegenteil. Wenn wir dieses Bedürfnis unserer Söhne und Töchter stillen, dann entwickelt sich in ihnen Selbstvertrauen. Sie fühlen innere Ruhe und spüren, dass sie erwünscht sind. Das wird für sie ein Ansporn sein, mehr zu leisten. Es lässt sie positiv und aktiv im Leben werden. Es wirkt wie ein Sicherheitsventil, das sie davon abhält, dass man sie mit schön klingenden Worten einwickelt und sie sich dann jedem fügen, der ihnen dieses Bedürfnis erfüllt.“ Er zitierte dazu aus einem Gedicht: „Volle Ähren neigen sich aus Bescheidenheit. Doch leere recken ihre Köpfe in Stolz.“ Das heißt: Wenn ein Mensch mit Positivem, Gutem, mit Sicherheit, Wissen und anderem gefüllt ist und in sich keinen Mangel spürt, dann wird er bescheiden. Er nähert sich dem Mitmenschen, respektiert andere und seine Psyche ist stabil. Während jemand, der sich als minderwertig fühlt, oft mit Hochmut von sich spricht. Er versucht, sein Ich in den Vordergrund zu rücken und behauptet von sich Dinge, die nicht stimmen. Wie viele gibt es von solchen Menschen!

Wie sollten wir Lob und Anerkennung einsetzen?

1) Lobe das Verhalten des Kindes, nicht das Kind selbst. Sag z. B. „Du hast deinem Bruder geholfen, sein Zimmer aufzuräumen – sehr gut!“ Sag nicht: „Du bist ein tolles Kind.“ Sag eher: „Deine Zeichnung ist hervorragend“ statt „Du bist ein Künstler.“
2) Lobe auch Versuche, selbst wenn sie nicht erfolgreich waren. Hüten wir uns davor, das Kind in seinen Versuchen zu hemmen, damit es keine Enttäuschung erlebt und sein Selbstwertgefühl geschwächt wird.
3) Lobe dein Kind und ermuntere es bei seinen Arbeiten so, dass es kooperativer wird.
4) Versuche die Dinge zu betonen, die es geleistet hat, und konzentriere dich nicht auf das, was es ausgelassen hat.
5) Achte auf deine Körpersprache, während du das Kind lobst. Eine deutliche Betonung und eine starke, mit Freude erfüllte Stimme drücken dein Gefallen aus. Du solltest lächeln, deine Augen sollten in seine schauen und du solltest dich zu ihm neigen, damit du auf gleicher Höhe mit ihm bist.
6) Die lobenden Ausdrücke und die verwendeten Worte sollten einfach, kurz und klar sein. Erwähne genau das Verhalten, das dir gefallen hat, z. B. „Danke dir, Sa’id, dass du deine Hausaufgaben gemacht und deine Sachen in die Schultasche geräumt hast.“
7) Vermenge Lob nicht mit Ironie oder kritischen Bemerkungen. Dies wäre z. B. „Heute schaust du ja recht ruhig aus, gar nicht so ungezogen und nervig wie gestern!“
8) Beim Loben achten wir auf die positiven Seiten im Verhalten des Kindes. Das Lob enthält Motivation, klare Beschreibungen, dazu ein Berühren, Streicheln (je nach Alter), ein Lächeln, eine einfache Belohnung wie Sticker o. ä.
9) Das Lob muss echt sein und nicht schmeichlerisch. Das Kind erkennt mit seinen Gefühlen und seinem Verstand schnell, ob du aufrichtig bist und wann das Lob eine übertriebene Schmeichelei ist. Daher dürfen wir nur wirklich etwas Positives loben, was auch dieses Lob verdient, also kein Lob um des bloßen Lobes willen oder um sich selbst in den Vordergrund zu rücken oder es zu übertreiben. Das sind negative Formen von Lob, die der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) untersagt hat. Er warnte davor, als er jemanden sah, der seinen Bruder übermäßig lobte: „Weh dir, du hast deinem Bruder den Nacken zerschnitten!“ (Al-Buchârî).

Zu guter Letzt:

Lass dein Auge das Auge einer Biene sein. Ihr Blick fällt nur auf Schönes, sie beobachtet und beachtet nur Schönes. Lass dein Auge nicht wie das Auge einer Fliege sein, die sich auf alles Negative und Schmutzige stürzt. Konzentriere dich auf das, was dein Kind zustande bringt, auch wenn dies klein ist. Verpasse diese Gelegenheit nicht. Sei vorbereitet mit lobenden Worten, einem lächelnden Gesicht und einer unterstützenden Hand!

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