Alternde Jugend

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Viele unserer muslimischen Jugendlichen leiden unter einer seltsamen Form des Alterns. Sie sind zwar noch jung und fit, doch ihr Ehrgeiz ist gebrochen. Es fehlt ihnen an Entschlossenheit und Visionen. Ihr Blick in die Zukunft ist düster und trübe. Bei ihrem Anblick überkommt einen das Gefühl, als seien sie senil und das Alter hätte an ihren Knochen genagt: der Rücken gebeugt, der Kopf gesenkt, die Augenlider schlaff.

Es versteht sich von selbst, dass diese „altgewordenen“ Jugendlichen weder Probleme noch die Hindernisse des Lebens bewältigen können. Kein Wunder, dass solche Menschen an psychischen Störungen leiden, in Depression verfallen und die Verzweiflung ihre gesamte Energie und Lebensfreude aufzehrt.

Ursachen einer solchen Entwicklung

Die Gründe für eine solche Vergreisung sind vielfältig. Zwei Ursachen haben jedoch den größten Einfluss haben: schwacher Glaube und Ziellosigkeit.

Erstens: Schwacher Glaube

Der Glaube an Allâh den Erhabenen ist die Lebenskraft der Herzen. Er stärkt die Herzen und versetzt sie in die Lage, den besorgniserregenden Stürmen um sie herum zu widerstehen. Îmân an Allâh weckt Mut in den Herzen der jungen Menschen. Die Furcht vor den Geschöpfen schwindet und das Selbstvertrauen wächst, wenn man sich auf Allâh den Allmächtigen verlässt. Dieses Gottvertrauen vertreibt die Verzweiflung, da man stets auf Allâh hofft. Wenn junge Menschen an ihren Herrn glauben und ihr Glaube in ihren Herzen fest verankert ist, werden schwierige Lebensumstände erträglicher. Sorgen werden leichter aufgenommen. Nach all dem Leiden trachtet man schließlich nach der Befreiung durch Allâh und der von Ihm versprochenen Belohnung für die erlittene Trübsal.

Wenn man über das unvermeidliche Ende des irdischen Daseins nachdenkt, die Taten und Absichten ausschließlich dem Herrn widmet, nach dem Jenseits strebt und dieses bewusster wahrnimmt, wird das Falsche verblassen. Der Eifer für diese Welt lässt nach, Freude für den Glauben kommt auf und die Spuren der Bemühungen für eine positive Veränderung sind überall deutlich zu sehen.

Zweitens: Ziellosigkeit

Eine klare Zielsetzung ist ein wesentliches Merkmal für eine konstruktive, nutzbringende Aufgabe, die einen dazu bringt, sich profilieren zu wollen. Dies dient dem Fortschritt, herausragende Leistungen werden gefördert, der Wettbewerb wird belebt und das Streben nach Erfolg wird angeregt. Fehlt es einem jungen Menschen an Sinn, findet er sich in einem Labyrinth wieder, umgeben von Dunkelheit, unfähig, seinen Weg zu erkennen. Er wandert ziellos, verwirrt und verloren umher.

Es mag merkwürdig klingen, dass wir über den Verlust des Glaubens und die Ziellosigkeit unserer jungen Menschen diskutieren, obwohl man doch hierzulande in Büchern, Gedichten und Alltagsgesprächen reichlich über den Glauben, über die Hoffnung und den Ehrgeiz spricht. Viele sprechen über die Wirkung des Glaubens und hören sich Vorträge darüber an. Allerdings erfreuen sie sich nicht in vollen Zügen an der Süße des Glaubens und es gelingt ihnen nicht, diesen Glauben in den Herzen zu verankern. Ein festes Band der Liebe zu Allâh dem Erhabenen und ein aufrichtiges Herz fehlen. Der Weg eines wahren Dieners muss eingeschlagen werden, indem man die Verantwortung für die Botschaft des Herrn übernimmt und entschlossen an der Gerechtigkeit festhält.

Viele unserer Jugendlichen haben ihre ambitionierten Ziele durch die Erfüllung ihrer Bedürfnisse ersetzt. Ihr einziges Bestreben im Leben besteht darin, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die guten Vorsätze schmelzen dahin, sobald die Bedürfnisse die Oberhand gewinnen und fortan das Leben bestimmen. Das gilt für Reich und Arm.

Wir leiden unter einer soziokulturellen Krise, die uns daran hindert, ein geeignetes Umfeld für die Erziehung dieser jungen Menschen zu schaffen. Ohne geeignetes Umfeld ist es trotz Aufopferung und der innigen Liebe für die Kinder schwierig, eine gesunde Erziehung zu ermöglichen. Wir stehen kurz davor, unsere Jugendlichen in diesem erbitterten Kampf mit den Launen des Lebens und in den Zwistigkeiten mit den Widersachern der Wahrheit zu verlieren.

Was wir benötigen, ist eine klare Sicht für kommende Generationen, die schon bald wichtige Funktionen in der Gesellschaft übernehmen werden. Wie mag wohl eine Gesellschaft aussehen, deren Träger Menschen sind, die von Hoffnungslosigkeit und einem schwachen Glauben geprägt sind?

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