Durch Arbeit entwickeln sich die Vِlker – Teil 2

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Wer Faulheit, Untätigkeit und Freizeit vorzieht, wird letztendlich keinen anderen Weg finden, als betteln zu gehen. Wer Ernsthaftigkeit und Bemühung zu seinem Leitspruch macht, so dass er arbeitet und sich anstrengt, der pflückt die Früchte seiner Arbeit in Redlichkeit und innerem Reichtum. Gleichzeitig kann er auf den Lohn Allâhs hoffen, wenn seine Absicht bei dieser Arbeit aufrichtig war. Der Gesandte (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Die obere Hand ist besser als die untere.“ Die obere Hand ist die gebende und die untere Hand ist die von jemandem, der bettelt oder etwas entgegennimmt.

Anas ibn Mâlik (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet von einem Mann unter den Ansâr (medinensische Muslime), der zum Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam und ihn um etwas bat. Er sagte: „Hast du denn zu Hause nichts?“ Er sagte: „Doch, wir haben ein Stück Tuch. Einen Teil davon benutzen wir zum Anziehen und einen Teil breiten wir (auf dem Boden) aus. Und wir haben ein Gefäß, aus dem wir Wasser trinken.“ Er sagte: „Bringt mir beides.“ Da brachten sie ihm beides. Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nahm sie in seine Hand und fragte: „Wer kauft diese beiden?“ Ein Mann sagte: „Ich kaufe sie für einen Dirham.“ Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte zwei oder dreimal: „Wer bietet noch mehr als einen Dirham?“ Ein Mann sagte: „Ich nehme sie für zwei Dirham.“ Da gab er ihm beide Gegenstände, nahm die zwei Dirham, reichte sie dem Ansârî und sagte: „Kauf mit einem Dirham Essen für deine Familie und mit dem anderen eine Axt und bringe sie mir.“ Da brachte er diese Axt und der Gesandte Allâhs brachte mit seiner eigenen Hand einen Griff an und sagte: „Geh und sammle Holz, verkaufe es und komme nicht 15 Tage.“ Der Mann machte dies und kam später mit zehn Dirham, die er verdient hatte. Mit einem Teil davon kaufte er Kleidung und mit einem Teil Essen. Da sagte der Gesandte Allâhs: „Das ist besser für dich, als dass die Bettelei am Tag der Auferstehung als ein schwarzer Punkt auf deinem Gesicht erscheint“ (Abû Dâwûd).

Abdullâh ibn Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Ein Mann hört nicht auf, die Menschen anzubetteln, bis er am Tage der Auferstehung kommt und in seinem Gesicht kein Stück von Fleisch sein wird“ (Al-Buchârî). Vom Menschen und Anbeter wird verlangt, dass er sich bemüht. Und Allâh – erhaben ist Er – segnet ihn mit seiner Fülle und Freigebigkeit in dem Wenigen; Er lässt es mehr werden und ihm genügen und Er schüttet Seine Gnade über ihn aus.

Der Prophet als Beispiel

Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ist ein vorzügliches Beispiel in allen Bereichen. Seine Außergewöhnlichkeit zeigt sich, wenn wir den Bau der Prophetenmoschee betrachten. Er beteiligte sich an der Arbeit und strengte sich mit seinen eigenen Händen an. Er nahm keine besondere Stellung ein und erhob sich nicht über die Arbeiter und diejenigen, die Steine schleppten. Er selbst trug Steine und dafür gibt es kein Beispiel unter den Anführern der Menschen. Als die Gefährten ihn so sahen, sagten sie: „Wenn wir so sitzen und der Prophet arbeitet, so wäre unsere Tat gar fehlgegangen.” Ähnlich war es in der Grabenschlacht, wo er beim Ausheben des Grabens zur Spitzhacke griff und mit seiner gesegneten Hand einen Felsen zum Zerbersten brachte. Seine edlen Gefährten sahen Staub auf seinem gesegneten Körper.

Einmal sagte er zu seinen Gefährten: „Allâh hat niemals einen Propheten geschickt, außer dass dieser Schafe hütete.“ Da fragten sie: „Auch du etwa?“ Er sagte: „Ich pflegte die Schafe der Leute von Mekka für ein paar Qîrât (alte Maßeinheit) zu hüten.“

Die Prophetengefährten und die Arbeit

Wer das Leben der Gefährten (möge Allâh mit ihnen zufrieden sein) und ihre Anstrengungen auf dem Wege Allâhs des Erhabenen studiert, könnte meinen, dass sie aufgrund ihres Dschihâds und ihrer Eroberungen keine Zeit für andere Beschäftigungen gehabt hätten. Doch das Gegenteil trifft zu. Abû Bakr, Uthmân und andere waren Geschäftsleute. Alî ibn Abû Tâlib arbeitete und auch die anderen Gefährten hatten ihre Berufe und handwerklichen Tätigkeiten.

Hier ist ein Beispiel, das uns alles zusammenfasst: Von Anas ibn Mâlik (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) wird berichtet, dass er sagte: „Abdurrahmân ibn Auf kam (nach Medina) und der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verbrüderte ihn mit dem Medinenser Sa’d ibn Ar-Rabî Al-Ansârî. Dieser Medinenser hatte zwei Ehefrauen. Er schlug ihm vor, dass er ihm die Hälfte seines Vermögens gebe und sich von einer seiner Frauen für ihn scheiden lassen könne. Da erwiderte er: ‚Möge Allâh dich in deiner Familie und deinem Vermögen segnen. Führe mich lieber zum Markt.‘ Er kam auf den Markt und erzielte einen Gewinn durch den Verkauf von trockenem Joghurt und Butter. Einige Tage später sah ihn der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) mit gelben Flecken von Parfum auf seinem Gewand. Der Prophet fragte: ‚Was ist das, Abdurrahmân?‘ Er sagte: ‚Ich habe eine Frau von den Ansâr geheiratet.‘ Da sagte er: ‚Was hast du ihr als Morgengabe gegeben?‘ Er sagte: ‚Gold im Gewicht eines Dattelkerns.‘ Er sagte: ‚Gib ein Hochzeitsessen aus und wenn es nur ein einziges Schaf wäre‘“ (Al-Buchârî).

Von uns wird nicht nur verlangt, zu arbeiten. Es geht darum, diese Arbeit aufs Genaueste zu verrichten. Die Völker vor uns sind nur durch anstrengendes und präzises Arbeiten in dieser Welt aufgestiegen. Wenn wir unsere Religion betrachten, finden wir, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zur guten Ausführung von Tätigkeiten aufrief: „Wahrlich Allâh der Erhabene liebt es, wenn einer von euch arbeitet, dass er diese Tätigkeit gut ausführt“ (At-Tabarânî).

Seine Tätigkeiten nicht gewissenhaft ausführen führt zu Katastrophen, Opfern und zur Verschwendung von Energie und Vermögen. Eine solche Nachlässigkeit bei der Arbeit kann als eine Form von Veruntreuung und Betrug gewertet werden. Im Hadîth heißt es: „Wer betrügt, der ist nicht von uns“ (Muslim).

Wir sind aufgefordert, zu arbeiten und aufgefordert, mit der passenden Absicht an diese Arbeiten heranzugehen, damit wir das Gute dieser Welt und des Jenseits erlangen. Schließen wir ab mit dem Wort des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wenn die Stunde (der Auferstehung) kommt und einer von euch in seiner Hand den Schössling einer Pflanze hält und ihn einpflanzen kann, noch bevor die Stunde eintrifft, so soll er ihn einpflanzen“ (Ahmad).

Und alles Lob gebührt Allâh, dem Herrn der Welten.

 

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