Religion ist Aufrichtigkeit

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Nasîha: Aufrichtiger Rat

Tamîm ibn Aus (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Die Religion ist Nasîha (Aufrichtigkeit, aufrichtiger Rat).“ Wir fragten: „O Gesandter Allâhs, für wen?“ Er antwortete: „Für Allâh, für Sein Buch, für Seinen Gesandten, für die Führer der Muslime und für das einfache Volk“ (Muslim, Al-Buchârîs Bulûgh, An-Nasâî und At-Tirmidhî).

 

Erläuterungen zum Hadîth

Der Hadîth, über den wir im vorliegenden Beitrag sprechen werden, ist in der Tat sehr beeindruckend, denn die Religion wird darin in wenigen Worten beschrieben. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Die Religion ist Nasîha.“ Sprachlich bedeutet Nasîha ursprünglich Reinheit. Die Araber pflegten zu sagen: „Nasahtu Al-Asal“, was bedeutet: „Ich habe den Honig von allen Spuren des Wachses gereinigt.“ Der Ausdruck „Nasîha“ sollte daher in diesem sprachlichen Kontext verstanden werden.

Der Prophet setzte in der vorliegenden Überlieferung die gesamte Religion mit der Nasîha gleich. In einer anderen Überlieferung setzte er den Haddsch mit dem Stehen in Arafa gleich. Durch diese Gleichsetzung wird die immense Bedeutung der Nasîha im Islâm hervorgehoben. Nasîha ist nicht nur eine religiöse Pflicht, sondern vielmehr die Aufgabe der Gesandten Allâhs (Friede sei mit ihnen allen). Die Gesandten Allâhs wurden auserwählt, um ihre Mitmenschen vor der Strafe Allâhs zu warnen, sie zur alleinigen Anbetung Allâhs und zum Gehorsam gegenüber Ihm aufzurufen. Als der Prophet Nûh (Noah – Friede sei auf ihm) das Wort an seine Mitmenschen richtete, legte er die Ziele seines Aufrufs deutlich dar: „Ich übermittele euch die Botschaften meines Herrn und rate euch gut ...“ (Sûra 7:62). Und als das Volk des Propheten Sâlih (Friede sei auf ihm) durch das Erdbeben zugrunde ging, sagte er: „… O mein Volk, ich habe euch doch die Botschaft meines Herrn ausgerichtet und euch gut geraten. Aber ihr liebt nicht die guten Ratgeber“ (Sûra 7:79).

Der Prophet Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) trat in die Fußstapfen anderer Propheten und gab uns schönste Beispiele für aufrichtigen Rat. Dabei zeigte er uns verschiedene Vorgehensweisen. Er berücksichtigte auch die Lebensumstände und die Unterschiede der Menschen. In diesem Zusammenhang sei lediglich seine weise Reaktion auf einen Wüstenaraber erwähnt, der in der Moschee urinierte. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) tadelte ihn nicht. Er wartete, bis der Wüstenaraber sich erleichtert hatte, dann aber sprach er zu ihm. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) beschrieb diesen Vorfall mit folgenden Worten: „Ein Wüstenaraber urinierte in der Moschee. Dies brachte die Anwesenden dermaßen auf, dass einige aufstanden, um ihn zu bestrafen. Da sprach der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): ‚Lasst ihn, und gießt einen Eimer Wasser über den Urin; denn ihr seid beauftragt, die Dinge zu erleichtern und nicht sie zu erschweren!‘“ (Al-Buchârî).

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nannte verschiedene Kategorien der Nasîha. Die Aufrichtigkeit gegenüber Allâh dem Erhabenen ist die wichtigste. Diese Kategorie umfasst viele Formen des guten Tuns, von denen die größte darin besteht, alle Taten und Absichten ausschließlich Allâh dem Erhabenen zu widmen. Hierzu gehört auch, dass man sich in allen erdenklichen Situationen ständig an Allâh den Erhabenen erinnert, indem man die Zunge stets mit Dhikr (Andachtsformeln) beschäftigt. Zur Aufrichtigkeit gegenüber Allâh gehören auch: Verteidigung islâmischer Werte, Widerlegung falscher Ansichten, Ruf zu Allâh mit Leib und Seele, gänzliche Hingabe im Dienste der Religion und andere.

Aufrichtigkeit gegenüber dem Qurân bedeutet, dass man ihn auf die beste Art und Weise vorträgt, sich über die Inhalte des Qurâns Gedanken macht, nach dessen Lehren handelt und ihn schließlich anderen Menschen beibringt. Allâh der Erhabene sagt: „… Und trage den Qurân wohlgeordnet vor“ (Sûra 73:4).

Zur Aufrichtigkeit gegenüber dem Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gehört: dass wir an seine Worte glauben und uns dem ergeben, was er uns an Offenbarung mitgeteilt hat, selbst wenn wir manche Wahrheiten aus der gesegneten Sunna nicht begreifen. Dabei stützen wir uns auf unsere tiefe Überzeugung, dass alles, was der Prophet uns mitteilte, Teil der Offenbarung ist, die er von Allâh erhielt. Außerdem ist es Aufrichtigkeit gegenüber dem Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), dass man seinen Befehlen gehorcht und seiner Sunna folgt, denn diese Folgsamkeit ist ein Ausdruck unserer Liebe, die wir für den Propheten empfinden.

Ferner heißt es in der Überlieferung: „… für die Führer der Muslime …“; damit meinte er sowohl die muslimischen Gelehrten als auch die Herrscher. Die Gelehrten sind die religiösen Vertreter der Muslime, die Herrscher hingegen ihre politischen Entscheidungsträger. Aufrichtigkeit gegenüber den Gelehrten bedeutet: ihr Wissen zu erlernen, sie zu unterstützen, ihre Werke und Weisheiten zu verbreiten, so dass die Menschen die Nähe der Gelehrten suchen und diese mögen. Außerdem sollte man es unterlassen, nach ihren Fehlern oder Sünden zu suchen, da dies eine schlimme Ungerechtigkeit und eine Verletzung ihrer Ehre darstellt. Dieses unverschämte Verhalten verursacht auch Uneinigkeit und Zwietracht unter den Menschen – das sollte jedem vernünftigen Menschen einleuchten. Was die Aufrichtigkeit gegenüber den Machthabern der Muslime betrifft, so besteht sie darin, ihnen zu helfen, die Bürde der Führung zu tragen. Muslime sollten die politischen Verantwortlichen dabei unterstützen, die Wahrheit zu verteidigen und ihnen in allem gehorchen, was rechtmäßig und gut ist.

Die letzte Kategorie ist die Aufrichtigkeit gegenüber der breiten Masse der Bevölkerung. Hier gilt: ihr das zu wünschen, was man für sich selbst wünscht. Auf diese Weise werden die Menschen zu dem geführt, was ihnen sowohl in diesem Leben als auch im Jenseits zugutekommt. Man weist sie auf den Weg der Wahrheit, falls sie von diesem abkommen und erinnert sie, falls sie vergessen. Dabei lässt man Nachsicht und Freundlichkeit im Umgang mit dem einfachen Volk walten. So lässt sich Einheit erreichen und die Muslime fügen sich zu einem einzigen Körper zusammen, wie der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn ein Glied leidet, so leidet der ganze Körper an Schlaflosigkeit und Fieber.“

Dies waren die verschiedenen Arten der Aufrichtigkeit, die uns der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) lehrte. Wer sie umsetzt, dem wird Erfolg und Segen beschert.

 

 

 

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