Warum entscheiden sich Frauen für den Islâm?

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Diese Frage wird muslimischen Frauen täglich gestellt. Warum bist du Muslimin geworden? Warum trägst du das? Warum machst du dies und das? Die Liste der Fragen ist lang.

Seit ich den Islâm vor zwölf Jahren angenommen habe, bin ich mittlerweile gegenüber den unzähligen Andeutungen und geschmacklosen Kommentaren engstirniger Menschen in der Welt, die meinen, ich hätte alles für meinen Mann getan, abgehärtet; aber dennoch lasse ich mich hin und wieder durch diese Bemerkungen aus der Fassung bringen. Genauer gesagt: Diese Menschen beleidigen sowohl mich als auch jede andere muslimische Frau. Ich bin mir sicher, dass auch du irgendwann in deinem Leben ähnliche Erfahrungen machen wirst. Das haben bereits alle erlebt, die ich kenne. Ich kenne viele Schwestern, die viel aufgegeben haben, als sie den Islâm annahmen – einige verloren ihre Familie, Freunde, Wohlstand und andere ihre Karriere. Sie gaben alles für ihre Religion auf – für ihren Schöpfer und für eine Gelegenheit, in das Paradies aufgenommen zu werden. Sie sind intelligente, gebildete und schöne Frauen. Diese Frauen haben keine muslimischen Männer geheiratet, nur weil sie all diese Annehmlichkeiten des Lebens nicht haben konnten und ihnen keine andere Möglichkeit blieb. Sie trafen ihre Entscheidung mit Bedacht.

„Wer hätte eine bessere Religion, als wer sein Gesicht Allâh hingibt und dabei Gutes tut und dem Glaubensbekenntnis Ibrâhîms folgt, (als) Anhänger des rechten Glaubens? Und Allâh nahm sich Ibrâhîm zum Freund“ (Sûra 4:125).

Jahrelang wurde ich immer nervös, wenn ich mit den Fragen von Nichtmuslimen konfrontiert wurde. Ich glaube, ich war überrascht, als ich Muslimin wurde, denn plötzlich stellten mir Menschen, die ich noch nie getroffen hatte, ungehemmt persönliche Fragen über mein Leben. So etwas ist noch nie zuvor auf eine so persönliche Art und Weise geschehen. Ich erinnere mich, dass mich einmal eine junge Kassiererin im Lebensmittelgeschäft fragte, ob ich „das ganze Zeug“ trage, weil mein Mann „da drüben“ mich dazu gezwungen hat. Ich versuchte in aller Eile im Wirrwarr des Einkaufens eine ausführliche Antwort zu geben. Ehe ich mich versah, war ich vor lauter Aufregung über meine Worte gestolpert und konnte meinen Standpunkt nicht erklären. Zu diesem Zeitpunkt starrten mich die Leute in der Schlange hinter mir an und baten mich, mich zu beeilen. Ich kam mir dumm vor und fragte mich, warum ich zugelassen hatte, dass das Gespräch so außer Kontrolle geriet. Warum habe ich stattdessen nicht dies oder jenes gesagt – ich zweifelte an mir selbst und ging das Gespräch in Gedanken immer wieder durch. Was hätte ich sagen können, das überzeugender gewesen wäre?

Daraufhin entwickelte ich eine Strategie. Ich wollte vorbereitet sein. Ich dachte: „Okay, ich lasse mir eine Standardantwort einfallen.“ Auf diese Weise würde ich nicht überrumpelt werden, wie es in der Vergangenheit immer der Fall war. Es schien mir, als würde ich immer zu den ungelegensten Momenten damit konfrontiert werden – wie zum Beispiel zu der Zeit, als ich auf dem Weg zu einem Arzttermin im Geschäft für Babynahrung vorbeischauen musste und bereits fünfzehn Minuten Verspätung hatte. Als ich auf dem Parkplatz des Geschäfts ankam, sah ich, dass meine Tochter eine schmutzige Windel hatte. Da bin ich also in der Mittagshitze mitten im Sommer über den Rücksitz geklettert und habe versucht, eine stinkende Windel zu wechseln. Eine Dame kam in aller Ruhe auf mich zu und wollte eine Art Pseudodebatte über meine Annahme des Islâm führen. Es war klar, dass sie voreingenommen war, was meine Gründe für die Annahme des Islâm anging. Ob diese Gründe der Tatsache entsprechen oder nicht, war ihr eigentlich egal, sie verschwendete meine Zeit. Viele von euch haben schon ähnliche Situationen erlebt. Es ist gelinde gesagt frustrierend. Nicht wahr?

„So ertrage standhaft, was sie sagen, und lobpreise deinen Herrn vor dem Aufgang der Sonne und vor ihrem Untergang, und zu (verschiedenen) Stunden der Nacht preise (Ihn) und (ebenso) an den Enden des Tages, auf dass du zufrieden sein mögest“ (Sûra 20:130).

Wie ich bereits sagte, haben mich im Laufe der Jahre diese Art von aufdringlichen Debatten und diese Art von Bemerkungen abgehärtet. Es hat wirklich einige Zeit gedauert, bis ich meine eigene Entscheidung richtig einschätzen konnte. Aber schließlich wurde mir klar, was ich mich die ganze Zeit hätte fragen sollen: Warum befand ich mich in der Defensive und versuchte, mein Leben in weniger als 45 Sekunden zu erklären?  Irgendwie hatte ich anderen erlaubt, meine Meinung zu beeinflussen. Tatsache ist, dass wir Muslime geworden sind, weil wir uns dafür entschieden haben. Erinnert euch daran, wenn euch jemand fragt, warum ihr Musliminnen geworden seid, oder wenn jemand andeutet, dass ihr es für euren Ehemann getan habt. Stellt eine Gegenfrage: Warum ist er Christ oder sonst was geworden, falls er seine Religion überhaupt praktiziert? Er soll sich selbst erklären. Warum müssen wir unsere Entscheidung diesen Menschen gegenüber rechtfertigen? Wir brauchen keine Erklärungen abgeben – es sei denn, sie sind aufrichtig und nicht nur spöttisch. Als wir unsere Entscheidung trafen, den Islâm anzunehmen, war uns bewusst, dass diese Entscheidung unser ganzes Leben verändert. So etwas haben wir nicht spontan entschieden. Wir wussten genau, worauf wir uns einließen: die Verpflichtung zu all dem, was mit der Ausübung unserer Religion einhergeht, buchstäblich von Kopf bis Fuß.

Die meisten christlichen Frauen in der Welt sind von Geburt an Christinnen. Sie wiederholen den Zyklus, in dem sie das praktizieren, was ihre Eltern vor ihnen getan haben. Etwas anderes kennen diese Frauen nicht. Sieh es so: Wenn du nie den Hinterhof verlässt, um die Umgebung zu erkunden, wirst du nie verstehen, dass es da draußen mehr im Leben gibt. Al-Hamdulillâh, Allâh segnete uns mit der Fähigkeit, über den Zaun zu blicken und das Tor unseres Hofes zu öffnen. Auf diese Weise können wir den Islâm für uns entdecken; eine Religion, unter der alle Menschen gleich sind, lange vor der Gleichberechtigung. Der Islâm gewährte den Frauen Rechte und Freiheiten, bevor es überhaupt die Idee für eine Frauenbewegung gab. Diese Religion lieferte uns bereits vor langer Zeit erstaunliche wissenschaftliche Fakten, die erst heute von Wissenschaftlern nachvollzogen werden können. Eine Religion mit einer einfachen Wahrheit: Es gibt nur einen Gott – Allâh.

Und dennoch werden wir manchmal nervös, wenn wir mit Nichtmuslimen zusammenkommen, die uns ausfragen wollen. Wir haben das Gefühl, unbedingt die Dinge erläutern zu müssen. Dabei wollen wir stets alles klarstellen. Aber anstatt unsere Zeit und Mühe mit denen zu vergeuden, die uns verspotten oder wir den Versuch unternehmen, mittels Redekunst irgendwelche Antworten zu finden, lassen wir unseren Schöpfer sprechen. Im Qurân teilt uns Allâh mit, wie wir antworten sollen: „Und streitet mit den Leuten der Schrift nur in bester Weise, außer denjenigen von ihnen, die Unrecht tun. Und sagt: ‚Wir glauben an das, was (als Offenbarung) zu uns herabgesandt worden ist und zu euch herabgesandt worden ist; unser Gott und euer Gott ist Einer, und wir sind Ihm ergeben‘“ (Sûra 29:46). Diese Antwort bedarf keiner weiteren Erklärung. Diskussion beendet.

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