Emotionale Veränderungen nach der Geburt eines Babys

  • Veröffentlicht:26.08.2021
  • Kategorie:Frau
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Allâh sagt: „Und Wir haben dem Menschen seine Eltern anbefohlen – seine Mutter hat ihn unter wiederholter Schwäche getragen, und seine Entwöhnung (erfolgt) innerhalb von zwei Jahren: ‚Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist der Ausgang‘“ (Sûra 31:14). Allâh erinnert uns an die Schwierigkeiten, die eine Mutter während der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Geburt des Kindes durchmacht. Einer der Gründe dafür, dass der Mutterschaft eine solche Ehre und eine solche Stellung zuteilwird, ist auf diese Belastungen zurückzuführen. Es ist keine leicht zu erfüllende Verantwortung.

Eine der schwierigsten Herausforderungen für eine Mutter ist die Zeit nach der Geburt eines Kindes, insbesondere nach der Geburt des ersten Kindes. Der Geburtsvorgang selbst sorgt für eine Mischung aus Emotionen: Aufregung, Angst, Freude und Faszination. In den ersten Wochen und Monaten kann es vermehrt zu Überraschungen und Verwirrung kommen, da sich die Mutter auf die Veränderungen in ihrem Inneren und die neuen Verantwortlichkeiten der Mutterschaft umstellt. Auch wenn vieles davon ganz von selbst geschieht, so ist es doch wichtig, sich Wissen anzueignen und vorbereitet zu sein, um effektiv damit umgehen zu können. Es gibt Methoden und Anregungen, die zu einem reibungslosen Übergang zur Mutterschaft beitragen können, insbesondere in Bezug auf die häufig auftretenden emotionalen Veränderungen.

Allgemeine Gefühlsschwankungen

Eine frischgebackene Mutter erlebt nach der Geburt verschiedene Gedanken und Gefühle. Sie kann sich gestresst und überfordert fühlen, wenn sie sich um das Baby kümmert. Sie mag an ihrer Fähigkeit zweifeln, eine gute Mutter zu sein, oder unrealistische Erwartungen hegen, unbedingt eine ideale Mutter zu sein oder das perfekte Baby zu empfangen. Es kann ein verwirrendes Verlustempfinden aufkommen, wie z. B. Verlust der Identität, der Kontrolle und der Freiheit. Die Umstellung kann Änderungen des Lebensstils und der Prioritäten erfordern. Möglicherweise bedeutet dies, dass man weniger Freizeit hat, öfter zu Hause bleiben muss und kaum noch Zeit mit dem Ehepartner verbringen kann. Für zusätzlichen Stress sorgt der Arbeitsalltag, wenn man diesen mit der Aufgabe als Mutter in Einklang bringen muss.

Postnatale Depression

Bis zu achtzig Prozent der werdenden Mütter leiden an postnataler Depression. Dieser tritt in der Regel wenige Tage nach der Entbindung auf und kann von einigen Stunden bis zu ein oder zwei Wochen dauern. Die Ursache liegt hauptsächlich in den abrupten hormonellen Veränderungen, die nach der Geburt auftreten. Zu den Symptomen gehören Stimmungsschwankungen (man fühlt sich sehr glücklich und dann sehr traurig), grundloses Weinen, Ungeduld, Reizbarkeit, Unruhe, Angst, Apathie, Gefühle von Traurigkeit und Einsamkeit. Die Symptome sollten abklingen, wenn sich der Hormonspiegel zu stabilisieren beginnt.

Postpartale Depression

Ungefähr zehn bis fünfzehn Prozent der neuen Mütter erleben schwerwiegendere Symptome einer Wochenbettdepression. Diese beginnt in der Regel wenige Tage oder sogar Monate nach der Entbindung und kann bis zu einem Jahr dauern. Die Symptome ähneln in der Regel dem der postnatalen Depression, sind aber intensiver und länger anhaltend. Zu den Symptomen gehören: depressive Stimmung, Weinerlichkeit, Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit, erheblicher Verlust der Freude an allen oder fast allen täglichen Aktivitäten, Appetit- und Gewichtsveränderungen (in der Regel ein Rückgang von beidem, manchmal aber auch eine Zunahme), Schlafprobleme, extreme Müdigkeit oder Energieverlust, Gefühle der Wertlosigkeit oder unangebrachte Schuldgefühle, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen, übermäßige Sorge um das Baby oder Interessenlosigkeit, Ängste, sich selbst oder das Baby zu verletzen, Gedanken an Tod oder Selbstmord. Eine postpartale Depression hält eine Frau von ihren täglichen Pflichten ab. Wenn die Funktionsfähigkeit ernsthaft beeinträchtigt ist, kann es notwendig sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ohne Behandlung können die Symptome zunehmen, und die Depression kann bis zu einem Jahr andauern. In den meisten Fällen kann die Erkrankung mit entsprechender Sorgfalt und Beratung behandelt werden.

Postpartale Psychose

In sehr seltenen Fällen erfährt eine neue Mutter eine ernstzunehmende Erkrankung namens postpartaler Psychose. Der Krankheitsausbruch erfolgt sehr schnell und schwer, innerhalb der ersten zwei oder drei Wochen nach der Entbindung. Zu den Symptomen gehören Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Paranoia, seltsame Gedanken oder Aussagen, Verwirrung, Desorientierung, Wut, Erregung, Gedanken, sich selbst oder dem Baby zu schaden, unbändige Energie, die Unfähigkeit, die Arbeit einzustellen, und die Weigerung zu essen. Dieser Zustand erfordert ein sofortiges professionelles Eingreifen.

Umgang mit emotionalen Veränderungen

Damit eine Frau mit den emotionalen Veränderungen umgehen kann, ist es wichtig, dass sie ausreichend Ruhe, Ernährung und Bewegung erhält. Dies hilft dem Körper, sich von der Geburt zu erholen, um körperliches und emotionales Wohlbefinden wiederzuerlangen. Eine gute Betreuung ist ebenfalls unerlässlich, damit eine neue Mutter sich nicht isoliert, bei Bedarf Unterstützung von anderen erhält und jemanden hat, mit dem sie ihre Gefühle besprechen kann. Eine Mutter sollte sich Zeit für sich selbst nehmen, getrennt vom Baby, wann immer möglich. Sie kann eine Freundin besuchen, einen Spaziergang machen oder Zeit allein mit ihrem Mann verbringen. Dies ist notwendig, um ein emotionales Gleichgewicht im Leben zu erreichen.

Eine Frau sollte auch in ihrer neuen Rolle als Mutter realistische Erwartungen haben. Es wird nicht verlangt, dass alles perfekt umgesetzt wird, und es wird durchaus Zeiten geben, in denen die Dinge nicht wie geplant laufen. Darüber hinaus wird es nicht möglich sein, alle Aufgaben zu erledigen. Die neue Mutter muss daher einsehen, dass einige Aufgaben unerledigt bleiben werden. Am Ende werden Mutter und Kind diese neue Lebenserfahrung gut überstehen.

Ausblick

Der Übergang zur Mutterschaft kann schwierig und belastend sein. Das Auftreten negativer Emotionen oder Gedanken bedeutet nicht, dass eine Mutter versagt hat. Sie wird sich erholen, wenn sie neue Wege lernt, die Verantwortlichkeiten des täglichen Lebens in Einklang zu bringen. Die Entwicklung einer neuen Identität als Mutter kann das Leben auf eine Weise bereichern, die sie vielleicht nie für möglich gehalten hätte. Es kann äußerst hilfreich sein, sich daran zu erinnern, welche Bedeutung der Mutterschaft im Islâm beigemessen wird und welche Belohnungen eine Mutter erwartet. Es ist eine Prüfung von Allâh, durch die eine Frau Selbstlosigkeit, Geduld und Dankbarkeit entfaltet.
 

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