Wie kann eine Frau zum Eheglück beitragen? Teil 1

  • Veröffentlicht:05.09.2021
  • Kategorie:Eheleben
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Vor geraumer Zeit bin ich zum Islâm übergetreten. Seit mehr als acht Jahren übe ich als Muslimin meine Religion aus – Al-Hamdulillâh! Wie so viele Konvertiten hatte ich auch eine dem Islâm fremde Vergangenheit. In meinem früheren Leben nahm ich mir vor, niemals zu heiraten oder Kinder zu bekommen. Ich wuchs in einem liebevollen christlichen Elternhaus der Mittelschicht auf.

Überall um mich herum sah ich Beispiele für gelungene Ehen. Meine Eltern sind seit 37 Jahren verheiratet und meine Großeltern waren über 60 Jahre verheiratet, bis mein Großvater von uns ging. Dennoch war ich entschieden gegen eine Ehe. Ich hatte Besseres im Leben vor. Ich wollte nach dem College dem Friedenskorps beitreten und in Mittelamerika oder Afrika arbeiten. Das wäre ein besserer Beitrag für die Menschheit gewesen als ein eigennütziger sozialer Bund, sich um Mann und Kinder zu kümmern. Ich hatte schließlich große Pläne.

Heute bin ich seit sieben Jahren verheiratet und habe drei Kinder. Das entspricht überhaupt nicht dem, was ich vor zehn Jahren geplant hatte. Aber damals war der Islam auch nicht Teil meiner Vision. Als ich anfing, die Geschichte des Islâm und die Rechte der Frau zu studieren, begannen so viele Missverständnisse, an denen ich festhielt, zu verschwinden. Die Ehe als Notwendigkeit war für mich eine große Herausforderung, die ich akzeptieren und verstehen musste. So kampflos wollte ich mich nicht der Ehe hingeben.

In meinen ersten Jahren des Studiums des Islâm begann ich die Ehe im positiven Licht zu sehen, als ich verstanden hatte, dass Allâh für uns nur das Beste möchte. Anfangs zögerlich, da ich insgeheim immer noch befürchtete, dass der Islâm von mir erwarte, mich einer einseitigen Rolle zu unterwerfen. Etwa zu dieser Zeit stieß ich auf einen Qurânvers, der eine Reihe von Ereignissen in Gang setzte, die meine Vorstellungen von der Ehe und dem Eheleben völlig veränderten: „Und es gehört zu Seinen Zeichen, dass Er euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Ruhe findet; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken“ (Sûra 30:21).

Die Ehe ist ein wichtiger Teil des Lebens. Sie ist so wichtig, dass der Prophet Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Folgendes sagte: „Wenn Allâh jemandem eine rechtschaffene Frau schenkt, so hat Er ihm dabei geholfen, die Hälfte seiner Religion zu bewahren. So soll er Allâh fürchten und Ihm Ehre erweisen, was die andere Hälfte anbelangt“ (At-Tabarânî und Al-Hâkim).

Eine gute, beständige Ehe erfordert von beiden Partnern gewissenhafte Bemühungen. Statistiken zeigen, dass die Scheidungsrate bei Eheleuten innerhalb der ersten sieben Jahre des Zusammenseins bei über fünfzig Prozent liegt. Zwei Drittel dieser Scheidungen werden von Frauen eingeleitet. Psychologen bezeichnen dieses Phänomen häufig als „Walk Away Wife Syndrom“. Unglückliche Ehefrauen geben dabei die Hoffnung auf, dass ihre Beziehungen in eine glücklichere und fürsorglichere Ehe umgewandelt werden könnten. Sie harren in aller Stille über Monate oder Jahre aus, bis ein bestimmtes Ereignis eintritt, das ihnen eine Flucht ermöglicht: Es könnten die Kinder sein, die das Gymnasium abschließen, oder sie selbst erwerben einen Abschluss, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich und die Kinder allein zu versorgen.

Eine liebevolle Ehe ist die Grundlage einer glücklichen Familie. Eine glückliche Familie kennzeichnet eine solide Gesellschaft. Ehemänner und Ehefrauen kommen oft unvorbereitet in die Ehe, weil sie auf die Anstrengung, die nötig ist, um die Dinge im Gleichgewicht zu halten, nicht vorbereitet sind. Die Aussage, die Ehe sei „die Hälfte der Religion“, ist keineswegs eine leere Behauptung. Glückliche Ehen entstehen nicht einfach so. Sie müssen von beiden Partnern ständig gepflegt und gehegt werden. Die Ehe kann manchmal eine Belastungsprobe für unseren Glauben sein, aber die sich daraus ergebenden Früchte wie Liebe, Mitgefühl und Freundlichkeit, können uns auf den Weg ins Paradies bringen. Möglicherweise hat deine Ehe liebevoll begonnen, aber die Schwärmerei füreinander schwindet. Woran liegt das? In solch einer Situation ist es unerlässlich, dass man fähig ist, sich selbst ehrlich zu fragen, anstatt die Schuld ausschließlich beim Partner zu suchen. Sowohl der Qurân als auch die Sunna zeigen, dass die Gläubigen die Schlüssel zu ihrem Eheglück in der Hand halten. Es ist wichtig, dass beide Partner Folgendes verinnerlichen: Was auch immer ihnen Freude bereitet, sie müssen dafür arbeiten.
In diesem Artikel möchte ich mich direkt an die Schwestern wenden, um ihnen einige Ratschläge zu geben, wie sie den üblichen Stress in der Ehe mit ihren Ehemännern abbauen können.

Geduld

Geduld und Verständnis sind eine Voraussetzung für eine glückliche Ehe. Qurân und Sunna heben häufig die Vorzüge der Geduld eines Gläubigen hervor. In den ersten Ehejahren eines Paares kann sich die Geduld in verschiedenen Situationen bewähren. Es braucht Geduld, wenn man die Schule erst beendet hat und beginnt, sich in der Berufswelt zu orientieren, bevor man sich bestimmte materielle Dinge wie ein Auto, eine größere Wohnung, Möbel usw. leisten kann. Vor der Heirat war eine Ehefrau vielleicht daran gewöhnt, einen bequemeren Lebensstil im Hause ihrer Eltern zu führen. In der Ehe kann Geduld einer Ehefrau helfen, sich unbeschwert an eine bescheidenere Lebensweise anzupassen. Es dauert oft Jahre, bis ein Paar es schafft, als Team Vermögenswerte aufzubauen.

In jeder Beziehung gibt es schwierige Tage, in denen man gereizt ist und der Partner womöglich zu kurz kommt. Falls ein Mann an solchen Tagen ablehnend reagiert, sollte die Partnerin alles daransetzen, keinen Groll gegen ihn zu hegen. Es sollte keine Gewohnheit werden, ihn zu einem späteren Zeitpunkt immer wieder an diese Momente zu erinnern. Geduld und Vergebung helfen, während die Suche nach Fehlern und der ständige Vorwurf vergangener Fehler ihn nur befremden. Allâh sagt: „… sie sollen verzeihen und nachsichtig sein. Liebt ihr es (selbst) nicht, dass Allâh euch vergibt? Allâh ist Allvergebend und Barmherzig“ (Sûra 24:22).

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