Freundeskreis – Teil 1

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Nimm dir einen Stift und etwas Papier und versuche, die Namen all deiner Freunde aufzuschreiben und sie dann in Kategorien einzuteilen. Dabei wirst du feststellen, dass einige von ihnen nicht wirklich Freunde, sondern eher flüchtige Bekanntschaften sind.

Es mag sein, dass du einen von ihnen jeden Tag beim Pendeln im Bus oder in der Straßenbahn triffst. Er grüßt dich, also grüßt du zurück. Er stellt dir eine Frage, du antwortest ihm. Er bittet dich, das Fenster zu schließen und bedankt sich bei dir. Vielleicht tritt er dir auf den Fuß und entschuldigt sich, sobald er es merkt. Ein Wort führt zu einem Lächeln, ein Lächeln führt zu einem Gespräch. Im Laufe der Tage tauscht ihr vermehrt Grüße aus und redet miteinander, als ob ihr enge Freunde wärt, obwohl du nicht einmal seinen Namen kennst und keine Ahnung hast, wer er wirklich ist!

Ein weiterer auf deiner Liste ist der Arbeitskollege. Möglicherweise bist du ein Angestellter und das Büro des Kollegen liegt gegenüber. Du siehst ihn den ganzen Tag. Eventuell bist du ein Arbeiter und die Maschine des Kollegen steht direkt neben deiner. Oder er arbeitet mit dir im selben Geschäft oder sein Geschäft befindet sich neben deinem auf dem Marktplatz. Du verbringst mehr Zeit mit ihm als mit deiner eigenen Familie. Du triffst dich öfter mit ihm als mit deinen Freunden und Verwandten! Ihr habt gemeinsam Spaß und du teilst Zufriedenheit, Wut und Momente der Ernsthaftigkeit mit ihm, obwohl ihr euch völlig in eurer Erscheinung und euren Vorstellungen unterscheidet und euer Hintergrund verschieden ist.

Vielleicht entdeckst du auf der Liste auch einen Reisegefährten, den du im Zug triffst und mit dem du gemeinsam versuchst, die Langeweile zu vertreiben. Ihr begrüßt euch gegenseitig und führt nette Gespräche oder beobachtet gemeinsam das Geschehen um euch herum. Schon bald teilt ihr euch das Essen und schlaft im selben Abteil ein. Die Barrieren zwischen euch beginnen zu fallen und ihr wisst voneinander Dinge, die eigentlich nur Familienmitglieder oder enge Verwandte wissen können, obwohl ihr nicht miteinander verwandt seid oder ein brüderliches Verhältnis besteht.

Da gibt es noch den Kumpel aus dem Kaffeehaus, den Kameraden beim Sport und viele andere in unterschiedlichen Bereichen. Es mag viel Zeit in Anspruch nehmen, bis man beginnt, sich gegenseitig als „Freund“ zu bezeichnen, doch ist dies keine wahre Freundschaft. Du hast sie weder freiwillig als Freunde ausgewählt, noch nach ihrer Gesellschaft verlangt. Es ergab sich lediglich so. Wer seine Bekanntschaften nicht wie ein Händler bei einer Inventur überprüft, sich dabei der schlechten entledigt und die guten behält, könnte durch einige Freundschaften in den Abgrund gezogen werden. Ein Gefährte zerrt seinen Gefährten auf den Weg, den er selbst beschreitet. Man neigt dazu, dem Beispiel des „Freundes“ zu folgen.

Es mag sein, dass du einen Menschen auf einem Weg oder einer Reise begleitest oder ihn von der Arbeit kennst, ihn freundlich behandelst und höflich mit ihm umgehst, so wie ein wohl erzogener Mensch mit anderen umgehen sollte, ohne dessen wahres Leben wirklich zu kennen. Hierauf verbindet er sich mit dir und wird quasi zum Freund und seine schlechte Seite färbt auf dich ab. Solch eine Beziehung könnte dir schaden und Schande über dich bringen. Vielleicht beeinflusst er dich in einer Weise, die dir gar nicht bewusst ist. Jedes Wort, das du hörst, kann mit einem Samen verglichen werden, der in fruchtbaren Boden gesät wird. Ein guter Samen bringt Gutes hervor, ein schlechter eben Schlechtes. Viele rechtschaffene Menschen wurden negativ beeinflusst, weil sie die Gesellschaft eines schlechten Menschen suchten, der sie veränderte und ihnen das Leben zur Qual machte. Umgekehrt fanden zahlreiche schlechte Menschen den richtigen Weg und wurden rechtschaffen, weil sie die Gesellschaft der Guten aufsuchten. Ein Mensch mag vor seinen eigenen Gelüsten sicher sein, indem er sich durch die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaften oder durch körperliche oder spirituelle Übungen ablenkt. Doch ein schlechter Gefährte kann plötzlich auftauchen und die Gelüste anregen, Sünden zu begehen und somit deren Bitterkeit zu kosten.

Manch einer mag ein sündhaftes Leben führen, das ihn am Ende ins Höllenfeuer führen könnte, wäre nicht da der Segen eines guten Freundes, der ihn von seinem schlechten Weg abbringt und dessen Eintritt ins Paradies verursacht. Ein Freund, der dich an Allâh erinnert, ist nicht wie derjenige, der vergessen lässt. Ein Freund, der dich für Handlungen der Anbetung in die Moschee führt, ist nicht wie derjenige, der dich in ein Bordell führt, um eine Sünde zu begehen. Ein Freund, der dir von einem Buch erzählt, das er gelesen hat, und dich ermutigt, es ebenfalls zu lesen, ist nicht wie derjenige, der die Reize einer Tänzerin beschreibt, damit auch du dich in ihren Reizen verlierst.

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