In euren weltlichen Angelegenheiten kennt ihr euch besser aus – Teil 1

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Die Propheten Allâhs sind die Elite der Menschheit und in den Augen Allâhs des Erhabenen die ehrenvollsten aller Menschen. Er wählte sie aus und vertraute ihnen die Vermittlung Seiner Religion an Seine Geschöpfe an. Er sagte: „Das sind diejenigen, denen Wir die Schrift, das Urteil und das Prophetentum gegeben haben“ (Sûra 6:89). „Das sind diejenigen, die Allâh rechtgeleitet hat. So nimm ihre Rechtleitung zum Vorbild!“ (Sûra 6:90).

Die muslimische Umma stimmt darin überein, dass die Gesandten Allâhs unfehlbar sind, was die Vermittlung der göttlichen Offenbarung betrifft. Das bedeutet, dass sie in dieser Hinsicht niemals lügen, vergessen oder Fehler machen. Al-Qâdî Iyâd (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Propheten Allâhs sind frei von allen körperlichen und moralischen Mängeln“. Ibn Taimiyya (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Qurânverse, die das Prophetentum der Propheten Allâhs begründen, weisen darauf hin, dass sie unfehlbar waren, was die Mitteilung der göttlichen Offenbarung betrifft. Das bedeutet, dass jede göttliche Offenbarung, die sie übermittelten, unzweifelhaft die Wahrheit war, und das ist das Wesen des Prophetentums.“ Ibn Hadschar (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Unfehlbarkeit der Propheten Allâhs (möge Allâh sie in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken), bedeutet, dass sie vor allen Unvollkommenheiten geschützt sind, sich durch geistige Vollkommenheit auszeichnen, mit Unterstützung und Standhaftigkeit in allen Angelegenheiten gesegnet sind und Gelassenheit auf sie herabgesandt wurde.“

Die persönlichen Entscheidungen (Idschtihâde) des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), die sich als fehlerhaft oder nicht optimal erwiesen, stehen keinesfalls im Widerspruch zu seiner Unfehlbarkeit, da er mit göttlicher Offenbarung unterstützt wurde. Wann immer sein Idschtihâd richtig lag, wurde er durch Allâh den Erhabenen nicht korrigiert; und dies gilt als Zustimmung Allâhs zu seiner Entscheidung. Es belegt, dass es in diesem Fall vorgeschrieben ist, seiner Entscheidung zu folgen.

Wenn sich sein Idschtihâd jedoch als nicht optimal erwies, wurde er durch göttliche Offenbarung korrigiert und klargestellt, was in dieser Hinsicht besser wäre, so z. B. bei den Kriegsgefangenen in der Schlacht von Badr. Tatsächlich lassen diese göttliche Anmerkungen und Korrekturen den Idschtihâd des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zu einem Teil der göttlichen Offenbarung und zu einem verbindlichen Urteil werden: Dieses muss befolgt werden und ein Verstoss dagegen ist untersagt. Das ist der Hauptunterschied zwischen den Idschtihâden des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und denen der Gelehrten dieser Umma.

Was seinen Idschtihâd und seine persönlichen Meinungen zu weltlichen Angelegenheiten und die Vorfälle betrifft, in denen sich seine Meinung als falsch (oder zumindest als nicht optimal) erwiesen hatte, so widerspricht dies in keiner Weise seinem Prophetentum und seiner Unfehlbarkeit. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Propheten und Gesandten Allâhs in weltlichen Angelegenheiten irren, und dies untergräbt weder ihr Prophetentum noch widerspricht es ihrer Unfehlbarkeit.

Einige Skeptiker, die Zweifel an der Sunna des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und an seiner Unfehlbarkeit hegen, bringen als Beweis den Vorfall, als er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) seine persönliche Meinung zur künstlichen Bestäubung von Palmen in Medina äußerte. Diese Auffassung hatte sich später als falsch erwiesen. Es wurde unter Berufung auf Râfi ibn Chadîdsch (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass er sagte: „Als der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nach Medina kam, pflegten die Menschen die Palmen künstlich zu besteuern. Er fragte sie, was sie täten und sie erwiderten: ‚Wir machen das eben so.‘ Daraufhin sagte er: ‚Vielleicht wäre es auch gut, wenn ihr das nicht tut.‘ Sie gaben diese Praxis auf, worauf der Ernteertrag zurückging. Als sie das ihm gegenüber erwähnten, sagte er: ‚Ich bin nur ein Mensch. Wenn ich euch etwas auftrage, das eure Religion betrifft, so haltet euch daran. Und wann immer ich euch etwas aus meiner persönlichen Meinung heraus auftrage, dann (denkt daran), dass ich nur ein Mensch bin‘“ (Muslim).

In einer ähnlichen Überlieferung erzählte Anas ibn Mâlik (möge Allâh mit ihm zufrieden sein), dass der Prophet an einigen Leuten vorbeiging, die Palmen künstlich bestäubten, und sagte: „Wenn ihr das nicht tut, wird trotzdem (der Ertrag) richtig herauskommen.“ Die Datteln reiften jedoch in schlechter Qualität. Später kam er an ihnen vorbei und fragte: „Was ist mit euren Palmen passiert?“ Sie meinten: „Du hattest uns doch so und so gesagt (und wir haben nach deinem Rat gehandelt).“ Er sagte: „In euren eigenen weltlichen Angelegenheiten kennt ihr euch besser aus“ (Muslim).

Nach der von Talha ibn Ubaidullâh (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) erzählten Version sagte der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wenn es euch nützt, dann tut das (d. h. bestäubt die Palmen). Es war eine Vermutung von mir, so tadelt mich nicht für diese Vermutung. Wenn ich euch jedoch etwas von Allâh übermittle, so haltet euch daran. Denn ich würde niemals eine Lüge über Allâh erzählen“ (Muslim).  

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hatte nicht die Absicht, ihre Praxis der Bestäubung von Palmen zu verändern. Es war vielmehr ein Idschtihâd von ihm über eine weltliche Angelegenheit, der richtig oder falsch sein konnte. Dies wird durch die Version des Hadîths belegt, der von Talha ibn Ubaidullâh (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet wird: „Wenn es den Leuten nützt, dann lasst sie das tun. Es war nur eine Vermutung meinerseits, tadelt mich also nicht für diese Vermutung.“

Die Gefährten gingen fälschlicherweise davon aus, dass er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ihnen diese Praxis aufgrund einer göttlichen Offenbarung untersagt habe. Daher erklärte er ihnen, dass er niemals irren würde, wenn es sich um eine göttliche Offenbarung handele und sagte: „Wann immer ich euch etwas von Allâh übermittle, haltet euch daran. Ich würde niemals eine Lüge (Kadhib) über Allâh erzählen.“ „Kadhib“ (Falschaussage oder Lüge) bedeutet hier, einen Fehler zu machen: Ich würde niemals einen Fehler machen in Bezug auf die göttliche Offenbarung, die ich übermittle. Es ist nicht vorstellbar, dass der Hadîth „Kadhib“ im Sinne von „Lügen“ meint, da er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ohnehin vor Lügen geschützt war, wenn er etwas von Allâh übermittelte.

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