Den Kindern vorlesen

  • Veröffentlicht:19.09.2021
  • Kategorie:Kinder
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Wir lesen unseren Kindern vor und vermitteln ihnen nicht nur, dass Lernen Spaß macht, sondern wir gehen auch mit gutem Beispiel voran.

Allâh der Allmächtige sagt: „… so erhöht auch Allâh diejenigen von euch, die glauben, und diejenigen, denen das Wissen gegeben worden ist, um Rangstufen“ (Sûra 58:11).

Zwar ist in diesem Vers das Wissen um den Islâm gemeint, doch besteht kein Zweifel daran, dass es in der gesamten islâmischen Geschichte von der Zeit des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) bis in die Gegenwart ein einvernehmliches Verständnis darüber gibt, dass das Streben nach Wissen in allgemeiner Form ein wesentlicher Bestandteil des Muslimseins ist.

Aus unserer reichen Geschichte wissen wir, dass Muslime bei wissenschaftlichen, medizinischen, mathematischen und astronomischen Entdeckungen die höchsten Ränge einnehmen – und darum werden unsere Gelehrten seit vielen Jahren beneidet.

Es ist äußerst wichtig, dass wir unser wunderbares Vermächtnis des Strebens nach Wissen an unsere Kinder weitergeben. Das Vorlesen ist ein geeignetes Mittel. Wir lesen unseren Kindern vor und vermitteln ihnen nicht nur, dass Lernen Spaß macht, sondern wir gehen auch mit gutem Beispiel voran.

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Kein Neid, außer in zwei Fällen: Bei einem Mann, dem Allâh Vermögen gegeben hat, das von ihm für Gutes ausgegeben wurde, und bei einem Mann, dem Allâh Weisheit gegeben hat, und der ihr gemäß handelt, und andere darin unterweist“ (Al-Buchârî und Muslim).

Lesen verleiht Nutzen und die Gabe des Wissens. Für unsere Kinder ist dies wertvoller als alles andere, was wir ihnen je kaufen oder schenken könnten. Lesen hilft ihnen, ihre Religion zu verstehen und sie anderen zu vermitteln. Die Grundlage des Lernens ist das Lesen, wodurch man die Fähigkeit erlangt, den Qurân und die Hadîthe richtig zu verstehen.

Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern nicht nur Deutsch beibringen, sondern nach Möglichkeit auch Arabisch. Auf diese Weise können sie den Qurân in seiner reinsten Form erleben.

Außerdem sollten wir darauf achten, unseren Kindern vorzulesen und ihnen beim Lesen zuzuhören. Dadurch können wir ihre Fehler korrigieren und sie ermutigen, neue Wörter zu entdecken, die ihnen nicht vertraut sind. Einige Statistiken zeigen, dass etwa vierzig Prozent aller Viertklässler in den Vereinigten Staaten einen einfachen Absatz aus einem Kinderbuch nicht lesen und verstehen können. Das ist natürlich bedauerlich.

Wir müssen uns in unseren Gemeinden treffen und Lesegruppen für unsere Kinder gründen, um sie zu ermuntern, Videospiele und Fernseher im Haus auszuschalten und mit einem Buch zu ersetzen. Ganz gleich, ob es sich um ein von der Mama vorgetragenes Märchen oder um eine Biografie über einen der ehrenwerten Prophetengefährten handelt – wichtig ist nur, dass wir unsere Kinder zum Lesen bewegen.

All dies hilf dabei, sich an ihrer Entfaltung zu beteiligen und ihnen zu zeigen, dass sie bedeutend sind. Macht einen Plan und lest gemeinsam ein Buch. Verbringt Zeit damit, über das Gelesene zu diskutieren, Unverständliches zu erklären und Fragen zu stellen. Frag sie nach ihrer Meinung, was als nächstes passieren wird oder ob sie etwas anderes erwartet hätten.

Zehn praktische Empfehlungen zur Vorgehensweise

Wenn ihr gemeinsam lest, legt eine Pause ein und frage die Kinder nach den Bildern im Buch, was sie aussagen, und nach dem Thema der Geschichte.

• Lies aus einer Vielzahl von Kinderbüchern.
• Wenn du ein groß gedrucktes Buch liest, zeige Wort für Wort, was du liest. Auf diese Weise lernen die Kinder, dass man von links nach rechts liest (oder von rechts nach links bei arabischen Büchern) und sehen, was gerade gelesen wird.
• Lest die Lieblingsbücher der Kinder immer wieder, um Verständnis und Aufmerksamkeit zu wecken.
• Sprich bei kleineren Kindern jedes Wort deutlich und etwas langsamer aus, als du es normalerweise lesen würdest.
• Lies deinen Kindern Geschichten vor, die sich reimende Wörter und Zeilen enthalten und sich wiederholen. Ermuntere deine Kinder, sich an diesen Stellen zu beteiligen, indem du Wort für Wort zeigst, was du gerade liest.
• Besprecht neue Wörter. Bitte deine Kinder darum, einen Satz mit den neuen Wörtern zu bilden, um sicherzustellen, dass sie die Bedeutung verstehen.
• Höre deinen Kindern zu und beobachte, wie sie Geschriebenes lesen und verstehen.
• Wenn der Sprössling alt genug ist, weise ihm alle zwei Wochen ein neues Buch zu und lass das Kind einen Aufsatz schreiben. Sei kreativ, was den Inhalt eines Buches angeht, indem du die Themen abwechslungsreich gestaltest. Beispielsweise kannst du ein Buch über ein Land auswählen und dann ein traditionelles Gericht aus dem jeweiligen Land kochen.
• Finde Bücher, die als Theaterstücke gelesen werden können, und bringe die ganze Familie dazu, die Rollen im Buch mit verschiedenen Stimmen zu lesen.

Unsere Kinder ahmen uns in jeder Hinsicht nach

Die Vorlieben und Abneigungen unserer Kinder sind oft eine Folge unserer eigenen. Deshalb ist Folgendes naheliegend: Wenn Bücher zum Leben liebevoller Eltern gehören, werden Kinder von klein auf all die positiven Gefühlen mit Büchern verbinden und verstehen, dass sie selbst geliebt und geachtet werden. Zweifellos sind diese Assoziationen im sich entwickelnden Gehirn eines Kindes auf tiefgreifende Weise verankert. Bilderbücher bieten eine ideale Möglichkeit für Eltern, um liebevolle und anregende Beziehungen zu ihren Sprösslingen aufzubauen.

Außerdem zeigen neueste Studien von Kinderärzten, dass Gesundheit mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit ist. Gesund sein heißt, mit Liebe und Zuwendung aufzuwachsen und sich die gesprochene und geschriebene Sprache anzueignen. Es ist faszinierend, einem Kind ein schönes Buch zu schenken und dabei zuzusehen, wie es damit umgeht und davon begeistert ist. (Dr. Robert Needlman, Abteilung für Verhaltenspädiatrie und -psychologie, Rainbow Babies' and Children's Hospital, Cleveland, Ohio).

In Anbetracht der Fülle an Fakten und dem Ansporn unserer eigenen Religion und Geschichte sollten wir den Willen aufbringen, die nächste Generation von Gelehrten, Wissenschaftlern und Ärzten zu erziehen, indem wir uns in unsere örtliche Bibliothek begeben und ein Buch ausleihen. Wir gestalten unsere Zukunft, und was wir unseren Kindern heute hinterlassen, wird den kommenden Generationen zugutekommen. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte einen wichtigen Hadîth. In diesem sagte der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wenn ein Mensch stirbt, enden seine Taten, außer drei:  fortdauernde Spende; Wissen, von dem Nutzen gezogen wird; ein rechtschaffener Sohn, der für ihn (für den Verstorbenen, AdÜ) Bittgebete spricht“ (Muslim).

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