Hilf dir selbst, indem du anderen hilfst – Teil 1

  • Veröffentlicht:19.09.2021
  • Kategorie:Frau
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Die meisten muslimischen Frauen verstehen die Bedeutung der in Hollywood populär gewordenen Redensart „Zahl im Voraus!“ und stehen anderen in Not bei, weil ihnen geholfen wurde, als sie selbst Hilfe benötigten. Schon lange bevor Benjamin Franklin im April 1784 seinem Namensvetter Benjamin Webb diese Idee des Helfens in einem Brief erläuterte, nachdem er ihm anscheinend ein unbezahltes Darlehen gewährt hatte, enthielt der Qurân bereits einen karikativen Geist in der schönen Umschreibung des „Gebens um Allâhs willen“:

„Was immer ihr an Gutem ausgebt, (das) ist für euch selbst. Und ihr gebt nur im Trachten nach Allâhs Angesicht aus. Und was immer ihr an Gutem ausgebt, wird euch in vollem Maß zukommen, und es wird euch kein Unrecht zugefügt. (Gebt am besten aus) für die Armen, die auf Allâhs Weg daran gehindert werden, im Lande umherreisen zu können. Der Unwissende hält sie wegen ihrer Zurückhaltung für unbedürftig. Du erkennst sie an ihrem Merkmal: Sie betteln die Menschen nicht aufdringlich an. Und was immer ihr an Gutem ausgebt, so weiß Allâh darüber Bescheid. Diejenigen, die ihren Besitz bei Nacht und Tag, heimlich oder öffentlich ausgeben, haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein“ (Sûra 2:272-274).

Viele muslimische Frauen praktizieren dies täglich. Wir kennen einige, die geradezu leben, um Gutes für andere zu tun, indem sie ehrenamtlich in der Schule ihrer Kinder arbeiten, Kranke und Neugeborene besuchen, Fahrgemeinschaften bilden und für Freunde in Not kochen. Wir alle kennen sie, denn irgendwann finden wir uns selbst in einer ähnlichen Funktion wieder. Wir sind Frauen, die sich um andere kümmern und es gleichzeitig schaffen, für uns selbst und die uns anvertrauten Werte zu sorgen. Aber wie finden wir dieses Gleichgewicht zwischen der Fürsorge für andere und für uns selbst, ohne auf beiden Seiten ins Extrem zu gehen? Wie finden wir diese Linie zwischen Geben und Nehmen?

Zwischen anderen und uns selbst abwägen

Ich glaube, Frauen empfinden besondere Freude, wenn sie sich für andere einsetzen. Wir backen einen Kuchen für jemanden, der gerade ein Kind bekommen hat, und fühlen uns dabei wohl. Wir holen die Kinder einer arbeitenden Mutter mit einem Gefühl der Freude ab. Wir schenken einem traurigen Freund ein aufmerksames Ohr und werden selbst getröstet. Es gibt so viel, was wir jeden Tag für unsere Freunde und Familie tun können, kleine Gefälligkeiten und Dinge, die das Leben eines anderen Menschen ein wenig leichter machen.

Die meisten von uns sind mit ihrer eigenen Arbeit, der Schule, den Kindern und der Familie überfordert, nehmen sich aber dennoch die Zeit und Energie, um über andere nachzudenken. Wir wissen, was es bedeutet, über das hinauszugehen, was wir als unsere Aufgabe betrachten. Es ist zum Beispiel unsere muslimische Pflicht, gut zu unseren Nachbarn zu sein. Aber so viele von uns gehen noch weiter und klopfen alle paar Tage an die Tür unserer Nachbarin, um sicher zu gehen, dass es ihr gut geht und um zu sehen, ob sie ein Bedürfnis hat, bei dem wir helfen könnten.

Der Islâm bindet uns an die uns gebührende gesellschaftliche Verantwortung. Zahlreiche muslimische Frauen nehmen sich jedoch Zeit, um freiwillig gemeinnützige Dienste in der örtlichen Moschee oder Schule zu leisten, die Umgebung zu reinigen oder an wohltätigen Aktionen für Arme mitzuwirken. Viele von uns spenden Spielzeug und Geschenke an örtliche Krankenhäuser, um Kinder aufzumuntern. Und wie viele von uns tragen ein immerwährendes Lächeln, das jeden, der uns sieht, glücklicher und gelassener macht.

Was geschieht aber, wenn wir zwischen uns selbst und anderen entscheiden müssen? Die Antwort mag einfach erscheinen: Kümmere dich zuerst um dich selbst und dann um deine Schwester. Die Flugbegleiter sagen uns, dass wir im Notfall unsere eigenen Sauerstoffmasken anlegen sollen, bevor wir jemand anderem helfen. Das macht durchaus Sinn. Wir können keine große Hilfe für andere sein, wenn wir nicht selbst atmen können. Dies trifft auch auf unser tägliches Leben zu. Wer sich nicht um sich selbst kümmert, der wird nicht in der Lage sein, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen. Das ist in niemandes Interesse.

Es macht also Sinn, sich eine Auszeit zu nehmen und um unsere eigenen emotionalen, intellektuellen, spirituellen, körperlichen und sogar ideellen Bedürfnisse zu kümmern – wenn auch aus keinem anderen Grund, als sich zu erholen, um anderen besser helfen zu können!
 

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