Den Qurân leben – Teil 1

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Für Menschen, die verstehen und glauben

„Der Monat Ramadân (ist es), in dem der Qurân als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung“ (Sûra 2:185).

Seit dieser Offenbarung im Ramadân sind Gläubige auf der ganzen Welt und im Laufe der Geschichte Allâh näher gekommen, haben ihren Glauben gefestigt, ihren Lebenszweck erkannt, ihre Seelen vor dem Höllenfeuer bewahrt und den Schlüssel zum ewigen Glück im Paradies bei ihrem geliebten Herrn durch den Qurân gefunden.

Vor mehr als 1400 Jahren trat Allâhs Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) seine Reise von Mekka nach Medina an und legte den Grundstein für die größte Gemeinschaft von Gläubigen, die jemals gelebt hat. Zu den Grundlagen dieser Gemeinschaft von Männern und Frauen gehören ein strahlender und lebendiger Glaube an Allâh, eine unerschütterliche Liebe zu Seinem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), Brüderlichkeit und Hilfsbereitschaft füreinander. Diese Tugenden wurden vom Propheten durch die Lehre des Qurâns in die Seelen seiner Mitmenschen eingeflößt. Das Fundament dieser Gemeinschaft ist der Qurân – das Wort Allâhs, für das diese gesegnete Gemeinschaft steht.

Die Worte Allâhs, die diesen Menschen von Seinem ehrwürdigen Gesandten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) überbracht und erklärt wurden, hatten diese Gemeinschaft in Mekka im Verlauf von dreizehn Jahren hervorgebracht und gestärkt. Vor etwa 1428 Jahren im zweiten Jahr der Hidschra oder kurz danach wurden die Verse über das Fasten offenbart, die schließlich das Fasten im Monat Ramadân zur Pflicht machten. Genau wie alle anderen grundlegenden Merkmale und Rituale dieser gesegneten Gemeinschaft ist auch der Fastenmonat mit dem Qurân verbunden.

Das rituelle Gebet als erste Säule des Islâms noch vor dem Fasten beruht ebenfalls auf dem Qurân. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und seine Gefährten verrichteten von Anfang an das Gebet und rezitierten darin den Qurân. Die fünf regelmäßigen rituellen Gebete wurden gegen Ende des Aufenthalts in Mekka im Jahr 10 oder 12 der Sendung bei der Himmelfahrt (Mi‘râdsch) des Propheten offenbart. Der Qurân enthielt zwar bereits Hinweise auf die Anzahl der Pflichtgebete, ihre Zeiten und ihre Ausführung, doch der Prophet gab dem rituellen Gebet durch die Anweisung Gabriels (Dschibrîl) die endgültige Form.

Der Fastenmonat wurde gemäß der Weisheit Allâhs bestimmt, um den Qurân auf eine besondere Art und Weise zu würdigen, die mit dem rituellen Gebet einhergeht. Während die regelmäßigen rituellen Gebete den Rahmen und den Rhythmus des täglichen Lebens der Gläubigen bestimmen, spornt der Ramadân die Gläubigen und all ihre Nachkommen dazu an, sich in Anbetung und Gedenken an ihren Schöpfer spirituell zu entfalten und ganz besonders die täglichen Gebete zu beleben.

Allâh der Erhabene weiß natürlich um Seine Diener, deren Gewohnheiten unweigerlich eintönig werden. So rostet das Herz. Die Gefühle werden stumpf. Die intellektuelle Schärfe in Form von spirituellem Verständnis vernebelt sich. Folglich verschwimmen die Wahrnehmungen. Die Reise des Glaubens beginnt von Tag zu Tag lang und unbedeutend zu werden. Unbesonnen und kurzsichtig ist er: „Der Mensch ist (seiner Natur nach) aus Voreiligkeit erschaffen worden“ (Sûra 21:37). Der Mensch ist dennoch in der Lage, sich zu großen Höhen aufzuschwingen, vorausgesetzt, er wird mit angemessener Mahnung geleitet, die seine Aufmerksamkeit auf seine Aufgabe und seinen Weg lenkt. Ganz gleich, wie groß die Belohnung und wie hoch der Einsatz sind: Wenn das Herz sein Ziel und seinen Weg aus den Augen verliert, gibt es den Kampf auf. Es braucht Gipfel, um Ziele zu erblicken, und Oasen, um Hoffnung zu tanken; auf diese Weise erlangt man die nötige Ausdauer zur Durchquerung gefährlicher Täler auf dem Weg.

Der Monat Ramadân bietet diesen Höhepunkt, diesen Gipfel, diesen Ausblick. Er geht mit intensivem körperlichem Training einher. Doch die Seele des Monats ist der Qurân. Ramadân ist nur so gut wie die Nähe zum Qurân – sowohl spirituell als auch intellektuell –, die man in diesem Monat erlangt. Wer die Bedeutungen des Qurân nicht verinnerlicht, über seine Zeichen nicht nachdenkt und sein Leben nicht in Einklang mit dem Buch Allâhs bringt, der geht im Ramadân leer aus. Aus diesem Grund wies der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf Fasten und Qurân als die beiden Fürsprecher am Tag des Jüngsten Gerichts hin: „Das Fasten und der Qurân legen Fürsprache für einen Menschen ein. Das Fasten sagt: ‚O mein Herr, ich habe ihn bei Tag von seiner Nahrung und seinen Begierden ferngehalten, so nimm meine Fürsprache für ihn an.‘ Der Qurân sagt: ‚Ich habe ihn nachts vom Schlaf ferngehalten, so nimm meine Fürsprache für ihn an.‘ Dann wird ihre Fürbitte angenommen“ (Al-Baihaqî, sahîh nach Al-Albânî).

Lasst uns also danach streben, diesen Ramadân wahrhaftig zum Monat des Qurân zu machen, ein Monat, in dem wir die Eintönigkeit des Lebens überwinden und eine neue Stufe des Glaubens und der Glückseligkeit erreichen. Denn wir wissen nicht, wie viele Ramadâne wir noch erleben werden, bevor unser Weg endet.

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