Den Qurân leben – Teil 6

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Zweite Erkenntnis: Eine gewaltige Botschaft, deren Gewicht Berge zerschmettern würde

Um uns die große Bedeutung der Botschaft des Buches zu verdeutlichen, gibt Allâh viele Beispiele. Es liegt in der Natur des Herzens, dem Ort der Gefühle, Emotionen und Überzeugungen, dass es auf Schönheit und Wahrheit anspricht und von ihr bewegt wird. Wenn das Herz auf Dinge stößt, die es liebt oder die wahr sind, ist es erfüllt von Gefühlen der Wertschätzung, Anziehung und Sehnsucht ihnen gegenüber und einem Gefühl der Angst, sie zu verlieren. Hierbei handelt es sich um Empfindungen gegenüber irdischen Dingen. Daher sollte das Herz bei der Begegnung mit dem Wort Allâhs umso mehr in Liebe, Hoffnung und Furcht reagieren, da es sich um die letzte Offenbarung dieser Welt handelt und vom Herrn der gesamten Schöpfung ist und dabei auch noch die Barmherzigkeit und Schönheit des Schöpfers offenbart. Nur gesunde Herzen reagieren so. Dies ist auch die Metapher, die Allâh im folgenden Vers so eindrucksvoll beschreibt: „Wenn Wir diesen Qurân (als Offenbarung) auf einen Berg hinabsendeten, würdest du ihn wahrlich aus Furcht vor Allâh demütig werden und sich spalten sehen. Diese Gleichnisse prägen Wir den Menschen, auf dass sie nachdenken mögen“ (Sûra 59:21).

Der Qurân (wörtl. „das oft Vorgetragene“) ist ehrwürdig (karîm), voller Weisheit (hakîm), eine Erinnerung (Dhikr) und prächtig (madschîd): „Das ist wahrlich ein ehrwürdiger Qurân, in einem wohlverwahrten Buch, das nur diejenigen berühren (dürfen), die vollkommen gereinigt sind; (er ist) eine Offenbarung vom Herrn der Weltenbewohner“ (Sûra 56:77-80). (Siehe hierzu Imâm As-Suyûtis Al-Itqân fî Ulûm Al-Qurân für eine Liste von fünfundfünfzig Bezeichnungen des Qurân.)

An anderer Stelle sagt Allâh, dass die Glaubensverweigerer oder jene, die die Wahrheit nicht erkennen wollen, taub und blind sind und dies auch bleiben werden, selbst wenn Gott durch die Wirkung des Qurâns Berge versetzen oder die Erde spalten würde oder die Toten zum Sprechen brächte. Die Macht des Qurâns ist nicht gering, doch das Problem liegt bei denen, die ihn nicht zu schätzen wissen (s. Sûra 13:31). Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass das Zeigen irgendwelcher Wunder die Wirksamkeit des Qurân weiter erhöhen könnte. Der Qurân ist der stärkste Ausdruck der Wahrheit und ein Argument gegen den Unglauben. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hatte den Auftrag, durch dieses Buch seine Nächsten und alle Menschen, die er erreichen konnte, insgesamt zu warnen: „Sag: Welches ist das größte Zeugnis? Sag: Allâh (, Er) ist Zeuge zwischen mir und euch. Und dieser Qurân ist mir eingegeben worden, damit ich euch und (jeden), den er erreicht, mit ihm warne“ (Sûra 6:19).

Allâh versichert, dass Er Sein Buch vervollkommnet und bemessen hat: „Alif-Lâm-Râ. (Dies ist) ein Buch, dessen Zeichen eindeutig festgefügt und hierauf ausführlich dargelegt sind von Seiten eines Allweisen und Allkundigen“ (Sûra 11:1).

Allâh hat den Qurân zu einem belebenden Wunder gemacht, unnachahmlich sowohl in seiner Botschaft als auch in seinem Ausdruck, ein Zeichen, das die Menschen in Erstaunen versetzt und denen, die ein lebendiges Herz haben, beweist, dass es von keinem anderen als dem lebendigen Schöpfer aller Dinge stammt: „Sag: Wenn sich die Menschen und die Dschinn zusammentäten, um etwas beizubringen, was diesem Qurân gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden“ (Sûra 17:88).

Dritte Erkenntnis: Ein lebendiges Buch für lebendige Herzen

Bücher sind naturgemäß nicht lebendig – sie verlassen die Sphäre des Verfassers und gehen über in die des Lesers, der mit ihnen machen kann, was er will. Es gibt einige Ausnahmen, wie z. B. einige Gesetze, deren Urheber (Regierungen) ihre Inhalte und Bedeutung in gewisser Weise neu beleben. In dieser Hinsicht ist der Qurân ein völlig anderes Buch. Er ist lebendig, durch das der lebendige Gott Al-Hayy AI-Qayyum Seine Diener auf den richtigen Weg führt.
 
Dieses Buch vereitelt von Natur aus die Recherchen von Menschen mit toten Herzen, wie dies bei Orientalisten der Fall ist. Gemeint sind Forschungen von Glaubensverweigerern oder von Menschen, die nur dem Papier nach Muslime sind und sich darauf beschränken, das Wesen des Qurân, seinen Ursprung, seine sprachliche Struktur, verborgene Geschichte und dergleichen herausfinden zu wollen. Ob Muslim oder Nichtmuslim, man muss sich dem Qurân mit einem gewissen Maß an Demut, Suche nach der Wahrheit und Bereitschaft zur Unterwerfung nähern. Von dieser Haltung hängt es ab, ob Gott die Herzen für Seine Botschaft öffnet und sie verstehen lässt oder ob Er ihre Herzen versiegelt: „Und Wir legen auf ihre Herzen Hüllen, so dass sie ihn nicht verstehen, und in ihre Ohren Schwerhörigkeit. Und wenn du im Qurân deinen Herrn allein (ohne ihre Götter) erwähnst, kehren sie aus Abneigung den Rücken“ (Sûra 17:46). Es heilt die Herzen und Seelen seiner Leser. Wie physische Körper oder Gegenstände verrosten auch unsere Herzen ständig, nutzen sich ab, erkranken und werden verletzt, bedingt durch die Begegnung mit dieser Welt: „O ihr Menschen, zu euch ist nunmehr eine Ermahnung von eurem Herrn gekommen und eine Heilung für das, was in den Brüsten ist, eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die Gläubigen“ (Sûra 10:57).
 
Der Qurân heilt alle Herzen, die empfänglich sind, aber Führung und Barmherzigkeit sind nur für die Gläubigen. Mit anderen Worten: Alle Herzen, solange sie nicht gänzlich tot sind, finden darin Heilung für verschiedene Krankheiten, einschließlich der Krankheiten des Unglaubens und der Achtlosigkeit. Aber nur nachdem sie diese Heilung empfangen und sich der Wahrheit ergeben haben, anstatt abseits zu stehen und nur zuzuschauen, werden sie Führung und Barmherzigkeit darin finden.

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