Iss, trink und sei ein Muslim! Teil 5

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Nahrungsmittel als Medizin

Abgesehen von den gesundheitlichen Vorteilen dieser 15 prophetischen Gepflogenheiten, hat der Gesandte Allâhs bestimmte Nahrungsmittel für medizinische Zwecke hervorgehoben. Dies ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass das alte arabische Sprichwort „Der Magen ist das Haus jeder Krankheit und Enthaltsamkeit ist das Haupt jedes Heilmittels“ sehr populär geworden ist. Es ist durchaus wahr, also mache dies zu deiner Gewohnheit.

Nicht weniger als 65 Prozent der Amerikaner, davon 9 Millionen im Alter zwischen 5 und 19 Jahren, leiden an Krankheiten, die mit Überernährung und dem Genuss von Lebensmitteln zusammenhängen, welche nahezu giftige Inhaltsstoffe beinhalten und in vielen Teilen der Welt verboten sind. Das oben erwähnte arabische Sprichwort gewinnt hier Bedeutung. Wir sind nicht nur das, was wir essen, sondern werden auch von diesen Lebensmitteln und der Art und Weise, wie wir essen, krank.

Der Wunsch, Krankheiten zu bekämpfen, das Wohlbefinden zu steigern und eine gute Gesundheit zu erhalten, ist eine unbestreitbare Kraft, die Allâh in alle Lebensformen und insbesondere in den Menschen gelegt hat. Dies ist so unbestreitbar wie die physikalischen Gesetze, laut Fazlurrahmân in seinem Buch „Gesundheit und Medizin in der islâmischen Tradition“: „Gesunde oder ungesunde Nahrungsmittel sind universelle Gegebenheiten, wo immer Leben in irgendeiner Form zu finden ist. Darüber hinaus ist die Vermeidung oder Heilung von Krankheiten ebenso ein Naturgesetz wie das Gesetz der Schwerkraft.“

Die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden ist in der Tat ein ebenso fester Bestandteil des islâmischen Glaubens wie das rituelle Gebet und Fasten. Wie wir gesehen haben, ist dies sowohl im Qurân als auch in der Sunna nachweisbar. Die fünfzehn essensbezogenen Gepflogenheiten des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) spezifizieren die Regeln des Qurân und sind eindeutig präventiver Natur, was Krankheiten angeht. Sie konzentrieren sich auf Grundsätze der Sauberkeit, das Maßhalten und das Fernbleiben von potenziell schädlichen Speisen und Getränken.

Praktisch gesehen ist die prophetische Medizin (At-Tibb An-Nabawî) kein reiner Kanon der Medizin – das soll sie auch nicht sein. Dennoch kann man sich die Prinzipien der prophetischen Medizin für eine empirisch fundierte Theorie der Medizin zunutze machen. Einige werden argumentieren, dass diese Praktiken keine wissenschaftlich überprüften Behandlungsformen sind. Allerdings haben Wissenschaftler damit angefangen, hierüber zu forschen, und es existieren viele Zufallsbefunde, die auf die methodische Wirksamkeit der prophetischen Medizin hindeuten. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zu einem großen Teil von Behandlungen sprach, die bei den Arabern seiner Zeit und im Altertum gebräuchlich waren. Das schmälert diese Ausführungen jedoch nicht im Geringsten. Im Gegenteil, Ärzte interessieren sich immer mehr für die Alternativmedizin früherer Kulturen und Zivilisationen, einschließlich der ayurvedischen (indischer Subkontinent), der griechischen und der chinesischen Tradition. In Bezug auf die Araber sagte Ibn Chaldûn in seiner Muqaddima: „Die Araber betrieben Medizin hauptsächlich auf Erfahrung. Es gab unter ihnen bekannte Ärzte wie Al-Hârith ibn Kalada und andere. Die in islâmischen Werken überlieferte Medizin gehört zu dieser Gattung.“

Die prophetische Medizin behandelt nicht alle denkbaren Krankheiten im Sinne einer Gebrauchsanweisung. Vielmehr sollten spezifische Überlieferungen für Krankheiten verwendet werden, die sie thematisieren. Zweifellos gibt es Aspekte der prophetischen Medizin, die göttlich inspiriert sind. Allein die Tatsache, dass der Großteil des Systems der prophetischen Medizin präventiv ist, ist außerordentlich fortschrittlich und belegt den Offenbarungscharakter. Relativ gesehen hat die moderne westliche Medizin erst vor kurzem damit begonnen, der Prävention ihren Platz im Gesundheitswesen wieder einzuräumen.

Aber auch jenseits der Gesundheit zeigt sich der Islâm. Berühmte Aussagen über die Existenz verborgener irdischer Heilmittel für alle möglichen Krankheiten sowie Heilung, welche dem Honig und dem Schwarzkümmel zugesprochen wird, stellen eine kleine Anzahl von prophetisch vorgeschlagenen Behandlungen in einem System dar, das nur als göttlich inspiriert interpretiert werden kann.

Um ein Beispiel zu nennen – Abû Huraira überliefert vom Propheten folgendes Wort: „Allâh hat für jede Krankheit ein Heilmittel herabgesandt“ (Al-Buchârî). Dies motiviert die medizinische Forschung und ist eine klare Anweisung, unermüdlich nach Heilmitteln zu suchen. Allâh hat in seiner Barmherzigkeit Heilmittel für unsere Krankheiten geschaffen. Wir müssen uns nur bemühen, diese zu finden. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte auch: „Für jede Krankheit gibt es ein Heilmittel. Wenn das Heilmittel auf die Krankheit zutrifft, gesundet man mit Allâhs Erlaubnis“ (Al-Buchârî). Für die moderne Wissenschaft ist es wichtig, die Tatsache in Erinnerung zu rufen, dass der Wille Allâhs hinter jeder Heilung steht und die Ursache für jede Gesundung ist.

Bitte Allâh um Gesundheit. So wie der Mensch nicht von Brot allein lebt, wird er auch nicht durch bloße Medizin geheilt. Allâhs Gesandter als letzter spiritueller Arzt aller Menschen hat uns gelehrt, Allâh in Zeiten der Krankheit zu bitten. Ein solches wirksames Bittgebet ist wie folgt: „Nimm die Schmerzen, o Herr der Menschen! Heile! Du bist der Heiler! Es gibt keine Heilung außer durch Dich – in einer Heilung, die kein Leid zurücklässt!“ (Al-Buchârî).

Von allen prophetischen Behandlungen ist der Honig in der Tat jene, von der am meisten erzählt wird, weil dies im Qurân bestätigt wird: „Aus ihren Leibern kommt ein Getränk von unterschiedlichen Farben, in dem Heilung für die Menschen ist. Darin ist wahrlich ein Zeichen für Leute, die nachdenken“ (Sûra 16:69). Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn etwas von euren Heilmitteln gut wäre oder ist, dann die Klinge des Schröpfers, der Honigtrunk und das Kauterisieren an der kranken Stelle. Ich mag das Kauterisieren jedoch nicht“ (Al-Buchârî). In einer anderen rät der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) einem kranken Mann, Honig zu trinken. Abû Sa’îd Al-Chudrî berichtet: „Ein Mann kam zum Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte: ‚Mein Bruder leidet am Bauch!‘ Da erwiderte er: ‚Gib ihm Honig!‘ Dann kam er ein zweites Mal und er (der Prophet – möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: ‚Gib ihm Honig!‘ Dann kam er ein drittes Mal und er (der Prophet – möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: ‚Gib ihm Honig!‘ Dann kam er zu ihm und sagte: ‚Ich habe es getan.‘ Da sagte er: ‚Allâh hat die Wahrheit gesprochen, und der Bauch deines Bruders hat gelogen! Gib ihm Honig!‘ Da gab er ihm (Honig) und er wurde von seinem Leiden befreit“ (Al-Buchârî und Muslim). Der Bruder ließ ihn wiederholt Honig trinken; so wurde er von seinem Leiden geheilt. Es gibt hier tiefgreifende Zusammenhänge zwischen psychosomatischen Krankheiten und dem Glauben als Bestandteil der Heilung.

Die Vorzüge des Honigs sind auch unter gesundheitlich bewussten Menschen mittlerweile bekannt. Kürzlich hat eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität von Kalifornien bestätigt, dass der Verzehr von Honig unter anderem den Antioxidantienspiegel erhöht, Halsschmerzen lindert, Allergien neutralisiert und mit antibakteriellen Eigenschaften Wunden heilt. Sieh dir die erstaunliche Bandbreite an Krankheiten an, von denen wir sprechen und für die der Honig ätiologisch bedeutsam ist. Aus allen Ecken kann man förmlich „Allâh und Sein Gesandter haben die Wahrheit gesprochen“ hören, ob die Moderne das bestätigt oder nicht.

Ein weiteres Beispiel: Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sprach in einem von Abû Huraira überlieferten Hadîth auch vom Schwarzkümmel: „Im Schwarzkümmel ist Heilung für alle Krankheiten außer dem Tod“ (Al-Buchârî). Daraus lässt sich nicht zwangsläufig schließen, dass der Wirkstoff des Schwarzkümmels sich direkt nach einer Einnahme entfaltet. Allerdings wird das auch nicht völlig ausgeschlossen. Vielmehr müssen solche Aussagen ausgiebig studiert und kreativ genutzt werden. Sowohl Muslime als auch Nichtmuslime haben damit angefangen, Schwarzkümmel zu untersuchen. Tierversuche haben gezeigt, dass der Schwarzkümmel ein starker Blutdruckmodulator und ein Stimulans für die Atmung ist – zwei riesige Systemregler und Krankheitshemmer an und für sich. Es wurde auch gezeigt, dass es bakterielle Infektionen bei Mäusen beseitigt. Die Unterschiede in unserer Zeit und den medizinischen Umständen zur Zeit des Propheten müssen natürlich auch in Betracht gezogen werden. Imâm Ibn Al-Qayyim verwendete viele der Überlieferungen des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in Bezug auf bestimmte von ihm behandelte Krankheiten und interpretierte die Aussprüche unter Verwendung des zu seiner Zeit zur Verfügung stehenden medizinischen Wissens. Ibn Al-Qayyim stellte einen Unterschied fest, den Muslime in Bezug auf die prophetische Medizin verinnerlichen sollten: Die „sogenannte“ wissenschaftliche Medizin befasst sich mit bestimmten äußeren Details der Krankheit, während die prophetische Medizin das Problem holistisch angeht und wesentliche Prinzipien, die das menschliche Leben bestimmen, einbezieht. Hierüber sagt Ibn Al-Qayyim: „Das rituelle Gebet kann die Genesung von Herz-, Magen und Darmbeschwerden bewirken. Hierfür gibt es drei Gründe. Erstens: Es ist eine göttlich befohlene Form der Gottesverehrung. Zweitens: Es hat einen psychologischen Nutzen ... Experten versuchen mit allen Mitteln, diese natürliche Kraft zu stärken ... Drittens: Beim rituellen Gebet gibt es neben der Konzentration des Geistes auch einen physischen Faktor, nämlich die Bewegung des Körpers.“

Holistische Medizin ist eine neue Heilmethode, der sich Menschen mit bisher unbekannten Krankheiten, für die es kein greifbares Heilmittel gibt, mit Hoffnung zuwenden. Einige sehen heute das Studium der ganzheitlichen Medizin als ein bisher nicht erforschtes und unbekanntes Gebiet an, das lediglich der Genialität von begnadeten Ärzten wie dem berühmten Dr. Weil vorbehalten sei. Aber wir Muslime wissen es besser. Fazlurrahmân sagt: „Die ganzheitliche Gesundheit des Menschen, sowohl in spiritueller, psychologischer, physischer als auch in moralischer Hinsicht, ist die Essenz der Botschaft der prophetischen Medizin.“

Offensichtlich sind unsere Umgangsformen beim Essen und Trinken weit mehr als einfache Gemeinschaftsmanieren. Bei diesen Verhaltensweisen handelt es sich vielmehr um ein Heilmittel, das einerseits die Gesundheit bewahren und andererseits den Geist pflegen und kultivieren will. Jede dieser Gepflogenheiten wird überall auf der Welt aus unterschiedlichen Beweggründen gelobt und gelebt. Die Sunna des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ruft die Muslime dazu auf, jede dieser Gepflogenheiten zu verinnerlichen, denn ihre Umsetzung geht über das hinaus, was wir als Menschen verstehen können. Die Gepflogenheiten des Propheten beim Essen und Trinken verbinden Geschöpfe mit dem Schöpfer und mit den Kräften der Natur und des Lebens, die Allâh erschaffen hat und die für uns nicht unmittelbar sichtbar sind.

Es ist nur angemessen, festzustellen, dass in dieser Religion für alle Zeiten und ausgerechnet von unserem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) die Grundlage einer ganzheitlichen Gesundheit liegt, die der Mensch braucht. Es ist auch interessant zu wissen, dass Menschen als Nachfolger auf Erden durch das geprüft werden, was sie nach Ibn Kathîr als Statthalter auf Erden herabkommen ließ: Die Frucht vom verbotenen Baum.
 

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