Kein Werk eines Gutes Tuenden geht verloren

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In den letzten Versen von Sûra Âl Imrân werden Menschen erwähnt, die Allâhs im Stehen, im Sitzen und auf der Seite liegend gedenken. Dabei sinnen sie über die Schöpfung der Himmel und der Erde nach, bitten ihren Herrn um Vergebung für Fehltritte und gehen daher mit den Rechtschaffenen ins Paradies ein. Allâh der Erhabene sagt: „Da erhörte sie ihr Herr: ‚Ich lasse kein Werk eines (Gutes) Tuenden von euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen. Denen also, die ausgewandert und aus ihren Wohnstätten vertrieben worden sind und denen auf Meinem Weg Leid zugefügt worden ist, und die gekämpft haben und getötet worden sind, werde Ich ganz gewiss ihre bösen Taten tilgen und sie ganz gewiss in Gärten eingehen lassen, durcheilt von Bächen, als Belohnung von Allâh.‘ Und Allâh – bei Ihm ist die schöne Belohnung“ (Sûra 3:195). Wir wollen uns den Offenbarungsanlass näher betrachten.

At-Tirmidhî (Allâh erbarme sich seiner) überliefert von Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein), dass sie sagte: „O Gesandter Allâhs, warum erwähnt die Offenbarung einzig die Männer, wenn von der Hidschra (Auswanderung) die Rede ist?“  Auf ihre Frage hin offenbarte Allâh Sein Wort: „Da erhörte sie ihr Herr: ‚Ich lasse kein Werk eines (Gutes) Tuenden von euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen‘“ (Hasan nach Al-Albânî; Al-Hâkim: Authentisch nach den Bedingungen von Al-Buchârî, aber nicht bei Al-Buchârî und Muslim vorzufinden; Ad-Dhahabî stimmte ihm zu).

Nach einer anderen von Ibn Abû Hâtim überlieferten Version sagte Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein): „Wir erlangen nicht den Märtyrertod, noch kämpfen wir für Allâhs Sache, noch hindern wir andere Erben daran, ihren Anteil zu bekommen.“ Daraufhin offenbarte Allâh der Erhabene den Vers: „Da erhörte sie ihr Herr: ‚Ich lasse kein Werk eines (Gutes) Tuenden von euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen.‘“

Die Mehrheit der Gelehrten der Qurân-Exegese – einschließlich At-Tabarî, Al-Baghawî, Ibn Atiyya und Al-Qurtubî – erwähnten diesen Hadîth bei ihrer Auslegung des Verses. At-Tabarî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Es wurde berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gefragt wurde: ‚Warum ist es so, dass Männer ohne Frauen erwähnt werden, wenn die Rede von der Belohnung für die Auswanderung ist?‘ Da offenbarte Allâh der Erhabene diesen Vers.“ Anschließend zitierte er den Hadîth von Umm Salama . Ibn Atiyya (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Es wurde überliefert, dass Umm Salama sagte: ‚O Gesandter Allâhs! Allâh der Erhabene führt die Männer für die Belohnung der Auswanderung auf, aber Frauen werden in dieser Hinsicht nicht erwähnt.‘ So wurde dieser Vers herabgesandt.“

Diese Aussagen von At-Tabarî und Ibn Atiyya legen eigentlich nahe, dass der Hadîth von Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) nicht der Grund für die Offenbarung war; entweder weil die Überlieferungskette nicht authentisch oder die Überlieferung mit dem Kontext des Verses unvereinbar ist. Außerdem deuten die Worte von At-Tabarî darauf hin, dass der Vers vielmehr eine Antwort auf das Gebet der Bittenden war. At-Tabarî sagte: „Allâh der Erhabene antwortete auf das Gebet der Bittenden, die Er im Qurân-Vers erwähnt. Er teilt ihnen mit, dass kein Werk der Gutes Tuenden – ob Mann oder Frau – verlorengeht.“

Ibn Kathîr (Allâh erbarme sich seiner) erwähnt den entsprechenden Vers und sagt: „Der Vers bedeutet: Als die rechtschaffenen Gläubigen um die im Vers erwähnten Dinge baten, antwortete ihr Herr ihnen unverzüglich. Dies ähnelt folgendem Wort Allâhs: ‚Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, so bin Ich nahe; Ich erhöre den Ruf des Bittenden, wenn er Mich anruft. So sollen sie nun auf Mich hören und an Mich glauben, auf dass sie besonnen handeln mögen‘ (Sûra 2:186).“

Allâh der Erhabene sagt: „Ich lasse kein Werk eines (Gutes) Tuenden von euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau“, um zu verdeutlichen, wie die Antwort sein sollte. Sprich: Keine gute Tat geht jemals verloren und jeder wird für seine Taten gerecht belohnt. Die herrschende Meinung ist, dass der Vers nicht im Zusammenhang mit der Aussage von Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) offenbart wurde, und zwar aus zwei Gründen:

Erstens: Ein Überlieferer in der Überlieferungskette ist unbekannt.

Zweitens: Der qurânische Kontext unterstützt oder befürwortet eine derartige Annahme nicht, sondern weist vielmehr darauf hin, dass der Vers eine Antwort von Allâh dem Erhabenen für diejenigen darstellt, welche Ihn aus Furcht und Hoffnung anflehen. Sie sagten: „Bewahre uns vor der Strafe des Höllenfeuers“ (3:191) bis „Unser Herr, gewiss, wir hörten einen Rufer, der zum Glauben aufrief: Glaubt an euren Herrn. Da glaubten wir. Unser Herr, vergib uns unsere Sünden, tilge unsere bösen Taten und berufe uns ab unter den Gütigen. Unser Herr, und gib uns, was Du uns durch Deine Gesandten versprochen hast, und stürze uns nicht in Schande am Tag der Auferstehung. Gewiss, Du brichst nicht, was Du versprochen hast“ (Sûra 3:193-194). Daraufhin sagt Allâh: „Da erhörte sie ihr Herr“ (Sûra 3:195).

Wäre der Vers in Bezug auf die Aussage von Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) offenbart worden, dann wären das Bittgebet und die Antwort Allâhs nicht miteinander verbunden gewesen. Dies ist ganz offensichtlich für jemanden, der darüber nachdenkt.

Fazit: Der Vers wurde nicht wegen der Aussage von Umm Salama (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) offenbart. Die Antwort Allâhs des Erhabenen galt den demütigen Gläubigen, welche ihren Herrn in der Hoffnung auf Seine Belohnung und in der Furcht vor Seiner Strafe baten. So erhörte der Gnadenerweisende ihre Bitten und bewahrte sie vor dem, wovor sie Angst hatten. Wahrlich, Allâh ist gnädig zu den Gläubigen.
 

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