Vertreibe nicht die, welche zu ihrem Herrn rufen! Teil 2

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So wird also der Herabsendungsanlass dieser edlen Verse beschrieben. Al-Qurtubî und Ibn Âschûr haben diese beiden Hadîthe angeführt und andere Qurân-Kommentatoren die Überlieferung von Chabbâb und die von Ibn Masûd (möge Allâh mit beiden zufrieden sein).

At-Tabarî sagte: „Es wurde berichtet, dass dieser Vers auf den Gesandten Allâhs herabkam in Bezug auf eine Gruppe von (gesellschaftlich) Schwachen unter den Muslimen. Die Götzendiener sagten ihm: ‚Wenn du diese Leute aus deiner Gegenwart vertreibst, dann würden wir uns um dich scharen und an deiner Sitzung teilnehmen.‘“

Ibn Atiyya sagte: „Der Anlass dieses Verses war, dass einige Nichtmuslime zum Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagten: ‚Aufgrund unseres Ansehens und unserer Macht können wir uns nicht mit diesen Leuten zusammensetzen. Würdest du sie wegtreiben, so würden wir dir folgen und uns zu dir setzen.‘“

Al-Qurtubî meinte: „Die Götzendiener sagten: ‚Wir sind unzufrieden, mit solchen Leuten zusammenzusitzen (sie meinten Salmân, Suhaib, Bilâl und Chabbâb). Vertreibe sie aus deiner Gegenwart.‘ Sie forderten sogar von ihm, dass er ihnen dies schriftlich gebe. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) schickte sich an, dies zu tun und rief Alî, damit er dies niederschreibe. Da standen die Bedürftigen auf und setzen sich auf die Seite. Allâh sandte daher diesen Vers herab. Sa’d sagt in einer authentischen Überlieferung: ‚Es kam dem Gesandten Allâhs ein Gedanke, von dem Allâh wollte, dass er ihm einfalle.‘“

As-Sa’dî sagte: „Der Anlass für die Herabsendung dieser Verse ist, dass Personen unter den Quraisch bzw. grobe Leute unter den Arabern zum Propheten sagten: ‚Wenn du willst, dass wir dir Glauben schenken und dir folgen, so vertreibe diese und jene – sie meinten einige Bedürftige unter den Prophetengefährten – denn wir schämen uns, dass uns die Araber sehen, wie wir mit solchen armen Leuten zusammensitzen.‘ Weil der Prophet so sehr wünschte, dass sie den Islâm annehmen und ihm folgen, flüsterte seine Seele ihm ein (d. h. ihren Vorschlag anzunehmen; AdÜ). Doch Allâh wies ihn mit diesen und ähnlichen Versen zurecht.“

Ibn Âschûr schreibt: „Dies bedeutet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) den tiefen Wunsch verspürte, dass die Einflussreichen der Quraisch den Îmân annehmen, weil sie für ihr Volk einflussreiche Vorbilder waren. Er wusste, dass seine Gefährten den gleichen Wunsch verspürten und es nicht befremdlich fänden, wenn sie in der Anwesenheit der einflussreichen Quraisch aufstehen müssten, um die Sitzung zu verlassen. Denn sie hatten den Îmân verinnerlicht, wünschten sich nur das Antlitz Allâhs und es ging ihnen nicht darum, von anderen gesehen oder gehört zu werden. Doch Allâh verbot ihm, auf diesen Wunsch einzugehen. Er verwendet das Wort ‚Tard‘ (vertreiben), um zu betonen, wie sehr dies verboten ist. All das geschah aus einer Weisheit heraus. Und diese wiegt schwerer als der innige Wunsch, solche Leute zum Îmân zu bringen. Allâh weiß über ihre geheimen Neigungen bestens Bescheid, und er wusste, dass sie niemals den Îmân verinnerlichen würden. Allâh wollte herausstellen, dass Seine Religion und Sein Gesandter es nicht nötig hätten, Ehre und Macht durch solche hartherzigen Unterdrücker zu erlangen. Er wollte ihnen klarmachen, dass die genannten sozial Schwachen unter den Muslimen besser seien als diese. Ihr tiefer Wunsch, dem Gesandten näher zu kommen ist von mehr Gewicht als der Wunsch, diesen Götzendienern näher zu kommen.“

Die Qurân-Kommentatoren haben dies als Herabsendungsanlass erwähnt. Ein tieferer Blick in den Hadîth von Chabbâb (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) in Hinblick auf die Überlieferungskette und den Text enthüllt aber, dass der Hadîth nicht ein Anlass für die Herabsendung dieser Verse sein kann. Dies liegt daran, dass sich in der Überlieferungskette eine Schwäche befindet und weil der Text auch ungewöhnlich ist. Daher sagt Ibn Atiyya, als er den Hadîth von Chabbâb anführte: „Im Zusammenhang mit der Herabsendung dieses Verses ist das eine weit hergeholte Interpretation. Der Vers ist nämlich mekkanisch und die erwähnten Noblen und Angesehenen kamen erst in der medinensischen Zeit in Delegationen (zum Propheten; AdÜ). Es kann zwar sein, dass sie eine solche Äußerung getätigt haben, doch möglicherweise geschah dies eine gewisse Zeit nach der Herabsendung des Verses – geschweige denn, dass dieser Vers medinensisch ist.“

Ibn Kathîr sagte über den Hadîth von Chabbâb: „Dieser Hadîth ist auffällig und merkwürdig. Denn der Vers ist mekkanisch, aber Al-Aqra ibn Hâbis und Uyaina nahmen den Islâm erst eine längere Zeit nach der Auswanderung (nach Medina) an.“ Ibn Âschûr kommentiert die Aussage von Ibn Atiyya: „Möglicherweise ist dies wirklich vorgefallen von ihnen, doch der Gesandte Allâhs antwortete darauf mit diesem Vers, der bezüglich ähnlicher Vorschläge herabgesandt worden war.“

Damit wird klar, dass der Hadîth von Chabbâb nicht der Herabsendungsanlass sein kann. Wenn wir die Schwäche in der Überlieferungskette außer Acht lassen, so bleibt die befremdliche Aussage des Textes, die nicht erklärlich ist. Wenn dem so ist, so bleibt nur der Hadîth von Sa’d ibn Waqqâs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein). Gegen diesen können in Bezug auf die Überlieferungskette und den Text keine Einwände vorgebracht werden: Die Kette ist authentisch und der Text klar in seiner Aussage und in Übereinstimmung mit dem äußeren Wortlaut des Qurâns. Die Qurân-Kommentatoren benutzen ihn als Argument und niemand hat dagegen einen Einwand.
 

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