Amâna: Zwischen Wahrung und Veruntreuung – Teil 2

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Amâna gemäß der Sunna

Die edle Sunna verfolgt den gleichen Ansatz wie der Qurân. Dabei wird der Stellenwert der Amâna hervorgehoben. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) erklärte, dass Veruntreuung keine Eigenschaft der Gläubigen ist, sondern eine der treulosen Heuchler. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet sagte: „Die Merkmale eines Heuchlers sind drei: Wenn er spricht, lügt er, wenn er etwas verspricht, bricht er sein Versprechen, und wenn man ihm etwas anvertraut, veruntreut er es“ (Al-Buchârî und Muslim). Abdullâh ibn Amr (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer vier Eigenschaften besitzt, ist ein reiner Heuchler, und wer nur eine davon besitzt, besitzt so lange eine heuchlerische Eigenschaft, bis er diese aufgibt: Wird ihm etwas anvertraut, veruntreut er es, wenn er spricht, lügt er, wenn er einen Vertrag eingeht, betrügt er und wenn er mit jemandem streitet, benimmt er sich unverschämt“ (Al-Buchârî und Muslim).

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verbot einem Muslim, Verrat zu begehen, selbst wenn ihn jemand verraten hat. In Anlehnung an Abû Huraira wurde überliefert, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Gib das Anvertraute demjenigen zurück, der es dir anvertraut hat und betrüge nicht den, der dich betrogen hat“ (Abû Dâwûd und At-Tirmidhî, hasan-gharîb; gemäß mancher Gelehrter nicht authentisch).

Darüber hinaus informierte uns der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) darüber, dass Unehrlichkeit ein Zeichen für mangelnden Glauben ist und dass der Bruch von Abmachungen ein Zeichen für fehlende Religiosität ist. Anas (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Wer Anvertrautes nicht bewahrt, hat keinen Îmân, und wer seinen Vertrag nicht einhält, hat keinen Dîn“ (Ahmad und Abû Ya’lâ; hasan gemäß Ibn Hadschar und Al-Mundhirî).

Definition von Amâna

Wer den anfangs erwähnten Hadîth über die zwei Männern liest, mag vielleicht fälschlicherweise annehmen, dass die Amâna darauf beschränkt ist, Anvertrautes zu bewahren und dem Besitzer zurückzugeben, wenn dieser sie verlangt. Die Amâna beschränkt sich nicht nur darauf, sondern hat unterschiedliche Dimensionen und Arten.

Im Islâm ist der Begriff von der Amâna weitreichender in der Bedeutung. Âmana umfasst alle Angelegenheiten und Pflichten, die einem Muslim anvertraut werden. Er erfüllt in dieser Hinsicht seine Aufgaben und kommt allen Verantwortlichkeiten nach. Dabei können die Verpflichtungen von weltlicher Natur sein, sich auf das Jenseits, die Scharîa, auf die Rechte Allâhs oder der Menschen beziehen.

Die größte Amâna für einen Muslim ist der Tauhîd (der Eingottglaube): Er glaubt an die Einheit Allâhs und widmet gottesdienstliche Handlungen ausschließlich Ihm. Wer Allâh Partner beigesellt oder nicht an Ihn glaubt, begeht eine der schlimmsten Formen der Ungerechtigkeit und der Untreue. Eine weitere Form der Amâna ist der Glaube an den Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), die Befolgung seiner Sunna, das Festhalten an seinen Lehren und das Handeln gemäß der Vorgehensweise der Prophetengefährten. Ist man in dieser Hinsicht nachlässig und irrt auf den Wegen der unerlaubten Neuerung umher, stellt dies einen Vertrauensbruch dar.

Es gehört auch zur Amâna, sich mit den von Allâh erlassenen Gesetzen richten zu lassen. Hierfür sind die Machthaber verantwortlich. Wohingegen die Nachlässigkeit in diesen Angelegenheiten und das Richten nach menschengemachten Gesetzen und Bräuchen aus der Zeit der Unwissenheit für eine schwerwiegende Treulosigkeit steht.

Alle Formen der Ibâda wie rituelle Waschung, Gebet, Fasten, Zakâ und Haddsch sind Amâna. Wer sie wie befohlen vollzieht, der ist seiner Amâna nachgekommen. Und wer sie vernachlässigt oder nicht wie vorgeschrieben ausführt, der macht sich in seiner Amâna im Ausmaß seiner Vernachlässigung schuldig. Der schlimmste Dieb ist derjenige, der von seinem Gebet stiehlt. Allâh der Erhabene sagt: „Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten“ (107:4-5). Der Vers bezieht sich auf Muslime, die das Gebet nicht wie vorgeschrieben verrichten.

Auch Verhaltensweisen und Eigenschaften wie Wahrhaftigkeit, Loyalität, Rechtschaffenheit, Pflege der Verwandtschaftsbande, Nachsicht, Ehrlichkeit und andere sind Teil der Amâna. Wer diese Eigenschaften mit Lüge, Untreue, Abbruch der Verwandtschaftsbande, Begehen von Verbotenem, Zinâ (Unzucht oder Ehebruch) und Mord ersetzt, der ist seiner Amâna nicht nachgekommen.
 

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