Wunden der Zunge und Rücksichtnahme – Teil 2

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Gefühle von Kindern

Auch auf die Gefühle der Kleinen nahm der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Rücksicht. Er grüßte sie, wenn er an ihnen vorbeiging. Wenn sie ihm begegneten, strich er über ihre Köpfe und sprach für sie Bittgebete. Auch ließ er sie hinter sich auf seinem Reittier aufsitzen und scherzte mit ihnen. Zu einem sagte er „Umair, was hat An-Nughair denn gemacht?“ (als er einen Jungen, dessen Vogel gestorben war, tröstete; AdÜ). Eines Tages betete er den Menschen vor und blieb lange in der Niederwerfung. Nach dem Salâm-Gruß sagten sie: „Gesandter Allâhs, du hast in diesem Gebet deine Niederwerfung sehr lange gehalten. Wir glaubten schon, dass dir etwas zugestoßen sein könnte oder Wahy zu dir gekommen ist.“ Er sagte: „Nichts davon war geschehen. Doch mein Sohn (gemeint ist sein Enkel) ist auf meinem Rücken geritten, und ich wollte mich nicht beeilen, bis er genug gespielt hatte“ (Ahmad, An-Nasâî).

Sklaven und Diener

Selbst bei Dienern und Sklaven befahl der Prophet der Barmherzigkeit, ihre Empfindungen ernst zu nehmen und ihre Gefühle zu respektieren. Denn solche Menschen wurden mit Gefangenschaft oder Abhängigkeit schwer geprüft. Zweifellos haben sie Gefühle, die besonders geachtet werden müssen. Im „Sahîh Muslim“ wird vom Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) überliefert: „Niemand von euch soll sagen: ‚Mein Sklave, meine Sklavin!‘ Denn ihr alle seid Diener (bzw. Geschöpfe) Allâhs und eure Frauen sind die Dienerinnen Allâhs. Doch man soll sagen: ‚Mein Bursche (Ghulâm, Fatâ), mein Mädchen (Dschâriya, Fatât)!‘“

Abû Dharr überliefert, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Eure Diener sind eure Brüder. Allâh hat sie in eure Hände gegeben. Wer einen Bruder in seiner Hand hat, der soll ihn von dem ernähren, was er selbst isst, und ihn einkleiden mit dem, was er selbst trägt. Bürdet ihnen nicht auf, was sie überfordert. Und wenn ihr ihnen etwas aufbürdet, so helft ihnen dabei“ (Al-Buchârî).

Wie schön ist sein Wort: „Wenn einem von euch sein Diener zu essen bringt, so soll er – wenn er diesen schon nicht bei sich sitzen lässt – ihm ein, zwei Stück oder Bissen davon zu essen geben, denn er hat ja (beim Kochen) die Hitze ertragen und es vorbereitet“ (Al-Buchârî). Ein Diener kocht mit seinen eigenen Händen, während er den Duft der Speise riechen musste und vielleicht ist ihm das Wasser im Munde zusammengeflossen! Entweder lässt du ihn zusammen mit dir sitzen, wenn es dein Ego erlaubt, so wie es Ibn Umar zu tun pflegte. Und wenn nicht, so ist es das mindeste, dass du etwas von deinem Essen nimmst und ihn damit speist. Denn ansonsten würdest du essen und dich erfreuen, während er dir zusieht. Und so wie du Lust auf das Essen hast, so verspürt er das gleiche!

Umgang mit Tieren

Die Achtsamkeit des Islâms für Gefühle erstreckt sich auch auf Tiere. In unserer gewaltigen Religion werden auch ihre Gefühle berücksichtigt, und ihnen darf kein emotionaler Schaden zugefügt werden. Im „Sahîh Muslim“ wird von Schaddâd ibn Aus berichtet, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Fürwahr, Allâh hat in allem gutes Handeln vorgeschrieben. Und wenn ihr (ein Tier) tötet, so tötet es auf die beste Weise! Wenn ihr schlachtet, so führt das gut und richtig aus: Schärft euer Messer und bringt das Tier zur Ruhe!“

Dort heißt es auch von Ibn Abbâs: „Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) untersagte es, etwas zur Zielscheibe zu machen, in dem Geist (Leben) steckt.“ Ibn Umar ging einst an einigen Jungen von den Quraisch vorbei, die einen Vogel angebunden hatten und auf ihn schossen. Jeder Pfeil, den sie verschossen, ging an den Besitzer des Vogels. Als sie Ibn Umar sahen, liefen sie auseinander. Ibn Umar sagte ihnen: „Wer hat das gemacht? Allâh verflucht den, der so etwas tut! Fürwahr der Gesandte Allâhs hat denjenigen verflucht, der ein lebendiges Wesen zur Zielscheibe nimmt!“ (Muslim).

In den „Sunan“ von Abû Dâwûd wird von Ibn Masûd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass er sagte: „Wir waren mit dem Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf einer Reise. Als er wegging, um sein Bedürfnis zu erledigen, sahen wir einen Vogel mit zwei Küken und nahmen diese ihm fort. Als der Vogel zurückkam, flatterte er mit den Flügeln. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam und sagte: ‚Wer hat diesen Vogel so erschreckt wegen seinen Jungen?‘ Da gaben sie dem Vogel ihre Jungen zurück. Er sah auch, dass wir einen Ameisenhaufen verbrannt hatten und fragte, wer diesen verbrannt hätte. Als wir bejahten, entgegnete er: ‚Niemandem außer dem Herrn des Feuers steht es zu, mit Feuer zu bestrafen‘ (Sahîh Abû Dâwûd).

Armut an Gefühlen

Ein solches höheres Gespür lehren uns der Islâm und sein Prophet, damit das menschliche Dasein zu einem Leben voller Güte, Freundlichkeit und schöner Gefühle wird. Manche Menschen sind jedoch arm an guten Charaktereigenschaften und arm an Empfindungen und Gefühlen. Sie spüren nichts für andere; deren Emotionen kümmern sie nicht. Sie sind gefühllos und unbeweglich, grob, hartherzig und hochmütig. Und das ist die schlimmste Form an Armut: „Armut ist nicht die Armut der Taschen, es ist die Armut an Gefühl und Herz.“

Die Gefühle von anderen zu beeinträchtigen und ihre Gefühle zu verletzen, wirkt zurück auf die eigene Person. Sie erzeugt Hass, Ablehnung und Abneigung. Die Verletzung einer Seele ist schlimmer als die Verletzung eines Körpers. Und die Wunden durch die Zunge sind schwerwiegender und tiefer als die Verwundungen, die durch Schwert und Speer zugefügt werden. Einige von ihnen werden niemals heilen, auch nicht im Laufe der Zeit.
 

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