Warum islâmische Geschichte? Teil 1

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Ein indischer Historiker bemerkt, wie schon andere Gelehrte des Islâm zuvor, dass der Islâm als die letzte und universelle Religion Allâhs eine einzigartige Geschichte der inneren Wiederbelebung, Reform und Selbsterneuerung hat.

Allâh der Allmächtige sandte die Botschaft des Islâm zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte, als das technologische, wissenschaftliche und intellektuelle Verständnis der Menschheit als Ganzes ein Stadium der endgültigen Reifung erreichte. Anstelle von geographisch begrenzten Nationen und Stammessystemen, die alle ihre eigenen Gesandten von Allâh erhielten, war die Menschheit nun reif für eine einzige, universelle, vollendete und endgültige Botschaft Allâhs.

Die Entwicklung der islâmischen Umma in der Geschichte war erstaunlich schnell. Sie war voll von Prüfungen und Schwierigkeiten und Begegnungen mit anderen Kulturen und religiösen Systemen. Infolgedessen wurde die endgültige Botschaft Allâhs in einer Zivilisation verkörpert, die von allen großen Zivilisationen der Welt bereichert wurde. Innerhalb des ersten Jahrhunderts nach seiner Geburt verbreitete sich der Islâm über die Hälfte der bekannten und die Mehrheit der zivilisierten Welt jener Zeit. Da verschiedene Völker Muslime wurden oder unter die Herrschaft des Islâm kamen, stammten die Gelehrten und Denker des Islâm aus zunehmend unterschiedlichen Regionen und bereicherten so die Blüte und den Schutz der islâmischen Gelehrsamkeit und Tradition mit ihren eigenen kulturellen Stärken. Die Beiträge der Perser in Bürokratie und Kultur, der Hindus in Mathematik, der Griechen in der Logik, der Türken im militärischen und architektonischen Bereich, um nur einige zu nennen, wurden alle zu Quellen der Stärke des Islâm. Auf der anderen Seite forderten die früheren philosophischen und religiösen Systeme der neuen Länder die muslimischen Gelehrten und Denker heraus und beeinflussten sie zugleich. All diese Faktoren machen die Geschichte des Islâm äußerst bewegungsreich, vielfältig und gefüllt mit Konflikten, Debatten und Umwälzungen. Jede dieser Erfahrungen trug aber auch dazu bei, dass er reifte und sich entwickelte.

Wann immer die Umma des Islâm einer neuen Gefahr gegenüberstand, sei es von innen oder von außen, erweckte Allâh der Allmächtige unter den Muslimen Gelehrte, Anführer und Gruppen, die die wahre Religion Allâhs des Allmächtigen schützten und sie in ihrer wahren, ursprünglichen Form wiederbelebten. Dieses allgegenwärtige Phänomen ist dem Historiker als Revivalismus oder Tadschdîd bekannt.

Die Umma des Islâm mit ihren bewahrten Quellentexten (dem Qurân und den Hadîthen), ihrer Gelehrsamkeit und ihrem Vermächtnis hat alle ihre Feinde nur aufgrund der besonderen göttlichen Vorkehrungen überlebt. In der Geschichte hat sich dieser Schutz und die Führung Allâhs des Allmächtigen in Form des Aufstiegs großer Gelehrter und Führer, in Bereichen der Gelehrsamkeit wie den Wissenschaften des Qurân, des Hadîth, der Rechtsprechung und ihrer Prinzipien, der Erhaltung der arabischen Sprache und so weiter verwirklicht.

Heute steht die muslimische Umma vor großen Herausforderungen von allen Seiten. Aber ein Beobachter der islâmischen Geschichte erkennt, dass die Situation weder neu noch hoffnungslos ist: Tatsächlich sind diese Prüfungen und Herausforderungen ein Teil von Allâhs Plan, die Umma des Islâm und die Botschaft des Islâm auf eine neue Ebene der Stärke und Anerkennung in dieser Welt zu bringen.

Die islâmische Geschichte zu lernen bedeutet, zu erforschen, wie Allâhs Wege gewirkt und Sein Wille durch Heerscharen von Individuen und Gruppen ausgeführt wurde und wie sich Seine Versprechen erfüllt haben. Die Geschichte islâmisch zu betrachten bedeutet, die moralischen, spirituellen und ethischen Dimensionen aller Ereignisse in der Geschichte im Auge zu behalten, egal wie groß oder klein sie sind. Genau aus diesem Grund macht der Qurân das Lernen der Geschichte in gewisser Weise zu einem Akt des Glaubens und einer Quelle der Weisheit.

Warum Geschichte lernen: Argumente aus dem Qurân

So wie die Nahrung, die wir essen, unseren Körper ausmacht, macht unsere Geschichte unseren Geist aus. Unsere Ideen, Konzepte, Gefühle und Vorlieben, kurz gesagt, das, was uns zu Menschen macht, ist größtenteils ein Ergebnis unserer vergangenen Erfahrungen. Individuen, Völker, Institutionen oder Nationen erhalten ihre besondere Natur oder Identität in erster Linie aufgrund ihrer einzigartigen Geschichte. Wir können uns selbst nicht kennen, ohne zu wissen, wo wir gewesen sind und herkommen. Nicht zu wissen, woher wir kommen, lässt uns ohne unseren Sinn für das Leben selbst zurück. Der Verlust der Identität lässt uns ohne ein Ziel dastehen, wie ein Schiff ohne Ziel, das den unbarmherzigen Stürmen ausgeliefert ist. Dieser Identitätsverlust wird im Qurân als eine Strafe von Allâh erwähnt. Allâh der Erhabene sagt: „Und seid nicht wie diejenigen, die Allâh vergessen haben und die Er dann sich selbst hat vergessen lassen. Das sind die Frevler“ (Sûra 59:19).
 

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