Der Heiratsantrag im Qurân – Teil 1

  • Veröffentlicht:04.03.2024
  • Kategorie:Eheleben
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Die Perlen des Qurân versetzen den Gläubigen immer wieder in Erstaunen. Allâh der Erhabene sagt uns im Qurân: „Darin ist wahrlich eine Ermahnung für jemanden, der Herz hat oder hinhört, während er (geistig) anwesend ist“ (Sûra 50:37). Allâh spricht im Qurân nur über Dinge, die wir wissen müssen, damit wir diese Dunyâ erfolgreich zu Ihm durchqueren können. Oft finden wir, dass Allâh ins Detail geht oder etwas sehr deutlich erwähnt, und an anderen Stellen merken wir, dass Allâh etwas nur andeutet, ohne darauf einzugehen. Der Grund dafür ist, dass der Qurân für jeden Sachverhalt anwendbar ist. Wäre Allâh in Bezug auf bestimmte Dinge ins Detail gegangen, hätte dies den Zweck des Qurâns verfehlt, nämlich eine Quelle der Rechtleitung für jede Generation zu sein.

Darüber hinaus obliegt es uns, wann immer Allâh der Erhabene ins Detail geht, diese Details zu analysieren und darüber nachzudenken, denn sie wurden aus einem bestimmten Grund ausführlich beschrieben. Die Gelehrten haben die Themen des Qurân in drei Bereiche unterteilt: 1) Vorschriften, 2) Glaube an Allâh und 3) Geschichten. In diesem Artikel möchte ich mich auf den dritten Bereich konzentrieren, und zwar auf das Leben eines bestimmten Propheten, der vor unserem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam. Doch zuvor möchte ich fragen, warum Allâh das Leben verschiedener Propheten im Qurân überhaupt erwähnt?

Jeder Prophet, der zu seinem Volk sprach, kam mit einer Botschaft, die darin bestand, Allâh anzubeten. War das aber alles? Das war zwar das primäre Ziel ihrer Überbringung, aber du wirst feststellen, dass die Propheten, von deren Leben Allâh uns im Qurân berichtet, auch mit sozialen Problemen konfrontiert waren, die sie angehen mussten und die mit dem Unglauben an Allâh verbunden waren.

Das Volk von Madyan zum Beispiel, für das der Prophet Schuaib gesandt wurde, betrog sich gegenseitig bei geschäftlichen Angelegenheiten, weil sie nicht begriffen, dass Allâh sie für ihre Verfehlungen zur Rechenschaft ziehen würde. Ein anderes Beispiel: Das Volk von Thamûd war ein handwerklich sehr fortschrittliches Volk, das in der Lage war, sichere Behausungen in den Bergen zu entwerfen und zu bauen. Als Allâh den Propheten Sâlih zu ihnen schickte, dachten sie, ihre handwerklichen Fähigkeiten würden sie vor Allâhs Strafe schützen. Anhand dieser Geschichten zeigt uns Allâh, dass der Qurân wahrlich ein praktischer Leitfaden ist. Er hilft uns nicht nur, Allâh zu erkennen, sondern auch bei gesellschaftlichen Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, um unser Leben als Muslime zu führen.

In diesem Artikel möchte ich ein Thema aus dem Leben des am häufigsten beschriebenen Propheten des Qurân beleuchten: Mûsâ . Allâh berichtet in seinem Buch sehr ausführlich über das Leben von Mûsâ: seine Erziehung, den Optimismus, den seine Mutter verkörperte, wie er zum Propheten wurde, wie er von Ägypten nach Madyan reiste und wie er mit den Banû Isrâ‘îl umging – neben vielen anderen Dingen. Eines der erstaunlichsten Dinge im Qurân ist jedoch, wie Allâh uns den Heiratsantrag von Mûsâ schildert und wie er geheiratet hat. Die zeitlose Institution der Ehe bedarf keiner ausführlichen Erörterung, aber nirgendwo sonst finden wir dies im Qurân in Bezug auf irgendeinen anderen Propheten Allâhs, außer im Leben des Propheten Mûsâ.

Allâh der Erhabene sagt im Qurân: „Als er nun zum Wasser von Madyan kam, fand er dort eine (ganze) Gemeinschaft von Menschen, die (ihr Vieh) tränkten. Und er fand außer ihnen zwei Frauen, die (ihre Tiere) fernhielten. Er sagte: ‚Was ist mit euch beiden?‘ Sie sagten: ‚Wir tränken (unsere Tiere) nicht, bis die Hirten (ihr Vieh) weggetrieben haben. Und unser Vater ist ein hochbetagter Greis.‘ Da tränkte er ihnen (ihre Tiere). Hierauf zog er sich zurück in den Schatten und sagte: ‚Mein Herr, ich bin dessen bedürftig, was Du auch immer an Gutem zu mir herabsendest.‘ Da kam die eine von den beiden zu ihm, indem sie verschämt einherging. Sie sagte: ‚Mein Vater ruft dich, um dir den Lohn dafür zu entrichten, dass du uns (die Tiere) getränkt hast.‘ Nachdem er zu ihm gekommen war und ihm die Geschichte berichtet hatte, sagte er: ‚Fürchte dich nicht; du bist dem ungerechten Volk entkommen.‘ Die eine von den beiden sagte: ‚O mein lieber Vater, nimm ihn in Dienst, denn der Beste, den du in Dienst nehmen kannst, ist der Starke und Vertrauenswürdige.‘ Er sagte: ‚Ich will dich mit einer dieser meiner beiden Töchter verheiraten unter der Bedingung, dass du acht Jahre in meinen Dienst trittst. Wenn du sie aber auf zehn vollmachst, so steht es bei dir. Ich will dir keine Härte auferlegen. Du wirst mich, wenn Allâh will, als einen der Rechtschaffenen finden‘“ (Sûra 28:23-27).

Allein aus diesen wenigen Versen lehrt uns Allâh der Erhabene, wie man einen Heiratsantrag macht und annimmt. Obwohl sich unsere Kulturen darin unterscheiden, wie man Heiratsanträge macht und annimmt, hat Allâh dieses Ereignis im Leben von Mûsâ sehr schön dargestellt, um uns zu zeigen, dass die islâmische Perspektive des Heiratsantrags für alle Zeiten praktisch ist. Allâh der Erhabene schildert uns in diesem Abschnitt der Sûra Qasas ein Ereignis, das sich im Leben von Mûsâ zugetragen hat.

Als Mûsâ den koptischen Ägypter versehentlich tötete, floh er um sein Leben nach Madyan, wo er auf zwei Frauen traf, die eine Schafherde hatten, aber Schwierigkeiten, ihre Herde zu kontrollieren. Vor ihnen waren Männer, die ihre Herde tränkten, und als Mûsâ sich erkundigte, warum sie zurückblieben, teilten ihm die Frauen mit, dass die Herde ihrem Vater gehöre und dass aufgrund seines hohen Alters die Verantwortung für das Tränken der Schafherde ihres Vaters auf die beiden Schwestern falle. Da sie sich nicht mit den Männern vermischen wollten, warteten sie geduldig, bis diese fertig waren und sie selbst an die Reihe kommen konnten.

Ohne zu fragen, ergreift Mûsâ die Herde und führt sie zum Wasser. Dann sagt er kein einziges Wort mehr und geht in den Schatten, wobei er Allâh um Gnade anfleht. Als die beiden Frauen zu ihrem Vater zurückkehrten und erklärten, was geschehen war, bat ihr Vater eine seiner Töchter, Mûsâ zu rufen, um ihn für seine Ritterlichkeit zu belohnen. Eine der Töchter geht daraufhin zu Musa und lädt ihn ein, ihren Vater kennenzulernen. Allâh erwähnt, dass die Frau auf Anweisung ihres Vaters schüchtern auf Mûsâ zuging. Dies ist eine schöne Eigenschaft, die der Gläubige verkörpern sollte, besonders in einer Zeit, in der Schamhaftigkeit verpönt ist. Im Zusammenhang mit der Ehe ist die wahre Muslima diejenige, die Schamhaftigkeit zeigt, denn diese ist eine Tugend. Denke nicht, dass du offen sein und auffallen musst, damit du Heiratsanträge bekommst, sondern der wahre gläubige Muslim ist derjenige, der eine schamhafte Frau heiraten möchte, da dies in der Fitrâ verankert ist.

Der Heiratsantrag im Qurân – Teil 2

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