Ramadân zwischen Planung und Chaos

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Ramadân zwischen Planung und Chaos

Ein Vater sah seinem Sohn beim Dartspiel zu und wollte ihm eine Lektion erteilen, die für sein Leben, seine Religion und seine weltlichen Angelegenheiten nützlich sein würde. Er forderte ihn auf, sich die Augen zu bedecken und auf die Dartscheibe zu zielen. Der Sohn antwortete spontan: „Wie kann ich ein Ziel treffen, das ich nicht sehe?“

Genau das wollte auch der Vater hören. Wenn es also nicht möglich ist, ein Ziel zu treffen, das man nicht sieht, wie kann man dann ein Ziel erreichen, das gar nicht existiert? Der Mensch kann eigentlich kein Ziel erreichen. Es sei denn, es gibt ein Ziel, das er anstreben und erreichen will.

Dies ist der erste Schritt zum Erfolg und der Zugang zur Planung, um in allen Angelegenheiten oder Aktivitäten, seien sie administrativer, gemeinschaftlicher oder privater Natur, Nutzen ziehen zu können.

Ist Planung eine Voraussetzung für Erfolg, so besteht die Grundlage der Planung darin, die gewünschten Ziele sorgfältig zu definieren und dann zu überlegen, wie man diese Ziele erreichen kann.

Jede erfolgreiche Planung muss zwei Voraussetzungen erfüllen: Sorgfältig definierte Ziele und ein klar definierter Plan, um diese Ziele zu erreichen. Darüber sind sich alle vernünftigen Menschen einig.

Der Ramadân ist für einen Muslim nicht irgendein Monat unter anderen, sondern ein allgemeines Projekt, eine einmalige Gelegenheit und ein Projekt fürs Leben. Es ist für einen Muslim nicht möglich, einen Nutzen davon zu ziehen, außer durch sorgfältige Planung, indem er sich die Ziele vor Augen führt, und dann den Plan auf beste Art und Weise umsetzt. Wer den Ramadân verpasst und damit seine Vorteile, weil er schlecht oder gar nicht plant, erleidet einen Verlust und verpasst die guten Dinge und viele Belohnungen.

 

Aufgaben auf dem Weg:

Um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen und sicherzustellen, dass der Plan die besten Früchte trägt, muss man einige Dinge tun:

Erstens: Klare Ziele

Das heißt, die Ziele müssen klar und eindeutig sein und dürfen nicht zu Missverständnissen führen. Es genügt nicht, viel aus dem Qurân zu lesen, viele rituelle Gebete zu verrichten oder großzügig Almosen zu verteilen. Vielmehr muss genau festgelegt werden, welche Kapitel des Qurân zu welchen Zeiten und in welchem Umfang gelesen werden sollen. Dasselbe gilt für die zu verrichtenden Gebetseinheiten und die Gebetszeiten: ob nach Dhuhr, zwischen Maghrib und Ischâ oder in der Nacht und wie viele Gebetseinheiten. Auch die Almosen sollten für jeden einzelnen Tag oder für den ganzen Monat festgelegt werden, ohne sie den Umständen oder Bedingungen zu überlassen.

Zweitens: Sind die Ziele erreichbar?

Wer sich zu hohe Ziele setzt, die in keinem Verhältnis zur eigenen Verfassung, zur beruflichen Tätigkeit, zur Freizeit und zur familiären Situation stehen, wird die gesteckten Ziele nicht erreichen können. Er kann sie entweder gar nicht oder nur teilweise erreichen. Dies führt zu Frustration und dazu, dass man einige oder alle guten Dinge verpasst.

Drittens: Angemessene Ziele

Ziele, die es wert sind, Ziele genannt zu werden. Ziele sollten keine einfachen Aufgaben sein, die keinen Ehrgeiz und keine Anstrengung erfordern. Die Anzahl der Ziele sollte ebenfalls angemessen sein: nicht zu wenige, nicht zu leichte, sondern entsprechend der Größe und der besonderen Rolle des Monats. Vielmehr sollten die Ziele so gestaltet sein, dass sie die betreffende Person in ihren Handlungen der Anbetung, in ihrem Rang und in ihrer Glaubensstärke fördern.

Viertens: Erarbeitung der notwendigen Pläne zur Umsetzung der Ziele

Die Pläne müssen die wesentlichen Punkte enthalten:

a) Eignung des Plans für das Ziel: Die Menschen haben unterschiedliche Ziele, die Zwecke des Ramadân sind zahlreich und die Früchte des Monats sind vielfältig und reichhaltig. Daher können die Ziele des Einzelnen je nach seinen Bedürfnissen oder Wünschen und dem, was er vom Fastenmonat erwartet, unterschiedlich sein. Wer Sühne und Vergebung will, ist nicht wie jemand, der vom Höllenfeuer befreit werden will. Diese wiederum unterscheiden sich von jemandem, der den Qurân auswendig lernen oder über ihn nachdenken möchte, oder von jemandem, der Charakterschwächen behandeln oder Mängel in seinem Glauben beheben möchte. Daher müssen die Pläne für jede Kategorie immer auf ihren Zweck und ihr Ziel zugeschnitten sein.

b) Ist die Umsetzung möglich? So wie das Ziel realisierbar sein muss, muss auch der Plan für den Umsetzenden im Bereich des Machbaren liegen und realisierbar sein, sonst bleibt er nur ein Traum. Wer sich z. B. nur langsam etwas merken kann, sollte sich ein Ziel setzen, das seiner Merkfähigkeit entspricht. Die Zeit, die für das Auswendiglernen und Wiederholen aufgewendet wird, sollte dann dem Umfang des Auswendiglernens angemessen sein. Für langsame Leser ist es wichtig, dass sie genügend Zeit für die Lektüre zur Verfügung haben, da sie sonst das Wesentliche nicht verstehen.

c) Ernst nehmen und umsetzen: Es ist wichtig, die Umsetzung der Pläne zu verfolgen. Man analysiert, zieht zur Rechenschaft, ermahnt und diszipliniert.

Die Überwachung der Ergebnisse ist notwendig, um festzustellen, ob die Vorschriften eingehalten werden. Wenn Unzulänglichkeiten festgestellt werden, sollte man sich selbst zur Rechenschaft ziehen,diese wenn möglich ausgleichen und sich selbst für die Nachlässigkeit tadeln. Ist dies nicht der Fall, müssen Maßnahmen festgelegt werden, die zur Disziplin und zur Einhaltung des festgelegten Plans zwingen.

Pläne helfen, die Zeit zu organisieren, den Aufwand zu minimieren, Schwachstellen zu erkennen und letztlich den Weg zum Erfolg zu finden. Man muss planen, sonst verpasst man den Ramadân. Früher sagte man: Entweder du planst oder du verlierst.

O Allâh, lass uns den Ramadân erreichen und hilf uns, ihn so zu nutzen, wie es dir gefällt. Amîn.

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