Arten von Schirk (Allâh etwas beigesellen)
Fatwâ-Nummer: 133693

  • Fatwâ-Datum:25-3-2010
  • Bewertung:

Frage

As-Salâmu alaikum!
Können Sie bitte die verschiedenen Arten des Schirk (Allâh etwas beigesellen) erwähnen, die ein Muslim ablehnen und vermeiden soll?

Antwort

Der Lobpreis ist Allâhs! Möge Allâh Seinen Gesandten in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken!

 

Und nun zur Frage:

 

Der Polytheismus steht im Gegensatz zum Monotheismus. Er hat zwei Arten: großer und kleiner Polytheismus.

 

Der große Polytheismus hat seinerseits bezüglich dessen Beziehung zum Monotheismus drei Teile:

 

Der erste Teil:

Der Polytheismus in Bezug auf die Herrschaft (Rubûbiyya).

Er hat auch zwei Arten:

Die erste: Der Polytheismus der Ablehnung. Es ist die schlimmste Art des Polytheismus überhaupt, wie es beispielsweise der Fall mit dem Polytheismus des Pharaos war, als er spöttisch fragte: „Wer ist der Herr der Welten?“. Dazu gehört auch der Polytheismus der Philosophen, die meinen, die Welt sei schon immer da gewesen und ewig und hätte stets existiert. Sie hätte stets existiert und werde auch stets existieren. Dazu gehören auch noch die Pantheisten (die behaupten Gott und Schöpfung seien eine Einheit). Sie kleideten den Atheismus in ein islâmisches Gewand und versahen dies mit einigen Halbwahrheiten. Hierzu gehört auch der Polytheismus der extremen Dschahmiyya und Qarâmita (zwei Sekten!), die die Namen des Herrn und dessen Eigenschaften ablehnen.

 

Die zweite Art: Der Polytheismus dessen, der einen zweiten Herrn neben Allâh stellt, ohne Seine Namen und Eigenschaften abzulehnen, wie es z.B. der Fall mit dem christlichen Polytheismus ist, der meint, Allâh sei einer von dreien sowie auch der Polytheismus der Anhänger des Mazda-Glaubens, die meinen, die Geschehnisse der Güte gehören zur Gottheit des Lichts und die des Bösen zur Gottheit der Dunkelheit.

 

Hierzu gehört auch der Polytheismus vieler, die an die Planeten glauben und sie als Mächte der Welten betrachten, wie es der Fall mit dem Glauben der Sabäer ist.

 

Zu diesem Bereich gehört ferner der Polytheismus derjenigen, die behaupten, dass die Seele der verstorbenen Frommen nach dem Tode Macht hätten und Dinge erledigen und Probleme lösen können usw.

 

Der zweiteTeil:

Der Polytheismus bezüglich der göttlichen Namen und Eigenschaften. Er hat ebenfalls zwei Arten:

 

Die erste: Vergleich des Schöpfers mit der Schöpfung, wie z.B. der Polytheismus der Al-Muschabbiha-Sekte. Hier sagt man, Allâh habe eine Hand wie die meine, ein Gehör wie meines und erhebe Sich wie ich mich erhebe.

 

Die zweite: Ableitung von Namen falscher Götter von den Namen Allâhs. Im Qurân heißt es: „Allâhs sind die schönsten Namen, so ruft Ihn damit an und lasst diejenigen, die mit Seinen Namen abwegig umgehen. Ihnen wird das vergolten, was sie zu tun pflegten“, (Sûra 7:180). Der Gefährte Ibn Abbâs legte dies so aus: „Mit Seinen Namen abwegig umgehen, d.h. andere Götter neben Ihm anbeten.

Von ihm wird auch überliefert:

Sie (die Heiden) bezeichneten ihre Götzen als „Al-Lât“ als Ableitung von „Allah“, und „Al-Uzzâ“ von „Al-Azîz“.

Der dritte Teil:

Der Polytheismus im Bereich der Anbetungshandlungen.

Er hat drei Arten:

Die erste: Der Polytheismus in Ritualen und Zeremonien, wie z.B. wenn man einen Anderen außer Allah anruft, anbetet, etwas weiht oder opfert. Im Qurân heißt es: „Wenn ihr sie anruft, hören sie euer Bittgebet nicht. Und wenn sie auch hörten, würden sie euch doch nicht erhören. Und am Tag der Auferstehung verleugnen sie euer Beigesellen. Keiner kann dir kundtun wie einer, der Kenntnis von allem hat.“ (Sûra 35:14). Die Gelehrten sind sich darüber einig, dass derjenige, der Vermittler zwischen sich und Allâh hat, um sie anzurufen und sie um Fürsprache zu bitten, den Islâm verlassen hat.

 

Die zweite Art: Der Polytheismus im Gehorsam gegenüber Allâh, das heißt, man gehorcht bezüglich des Erlaubten bzw. des Verbotenen einer Angelegenheit einem anderen als Allah. Im Qurân steht: „Sie haben ihre Gelehrten und Mönche zu Herren neben Allah genommen , sowie auch Jesus, den Sohn Marias, wo ihnen doch befohlen ward, einem einzigen Gott zu dienen. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Preis sei Ihm! Erhaben ist Er über alles, was sie Ihm beigesellen“ (Sûra 9:31).

 

At-Tirmidhî, Al-Baihaqî und At-Tabarânî (in Al-Mu´dscham Al-Kabîr) haben von Adî ibn Hâtim überliefert, dass dieser sagte: „Ich kam einmal zum Propheten , als ich ein goldenes Halskreuz trug, da sagte er: O Adî, lege dieses Götzenbild von deinem Hals ab! So habe ich es von meinem Hals abgelegt. Dann ging ich zu ihm, während er diesen Qurân-Vers las: „Sie haben ihre Gelehrten und Mönche zu Herren neben Allah genommen“, bis er den Vers beendete. Da sagte ich: „Aber wir beten sie nicht an.“ Er meinte: „Verbieten sie nicht, was Allah erlaubte, woraufhin ihr es verbietet, und erlauben sie nicht, was Allah verbietet, woraufhin ihr es erlaubt?“ Ich antwortete: „Doch“. Da sagte er: „Genau das bedeutet, sie zu verehren.“, Diesen Hadîth hat Al-Albânî in Sahîh At-Tirmidhî als authentisch eingestuft.

Bezüglich der Götzenanbeter, die das Essen verendeter Tiere erlaubten, berichtet der Qurân: “Wenn ihr ihnen gehorcht, so seid ihr Götzendiener.” (Sûra 6:121).

 

Die dritte Art: der Polytheismus in der Liebe: Im Qurân heißt es: „Und doch gibt es unter den Menschen manche, die neben Allâh andere als Seinesgleichen annehmen und ihnen dieselbe Liebe schenken wie Allâh, aber diejenigen, die wirklich glauben, sind stärker in ihrer Liebe zu Allâh.“ (Sûra 2:165).

 

Zu den verschiedenen Arten des Polytheismus vgl. Taisîr Al-Azîz Al-Hamîd (S.37), eine Erklärung zum Buch At-Tauhîd, Madâridsch As–Sâlikîn, Bd.1, S. 339, Qurân-Exegese Adwâ Al-Baiyân über die Sûra Al-An`âm, sowie die verschiedensten Bücher des islâmischen Rechts im Kapitel „Abfall vom Islam“.

 

Zum kleinen Polytheismus gehört alles, was der Islâm verbietet, weil es zum großen Polytheismus führen kann und was in den islâmischen Quellen als Polytheismus bezeichnet wird. Ein Beispiel hierfür ist das Schwören bei etwas anderem als Allâh, da dies zum Polytheismus führen kann. Aus diesem Grund untersagte es der Prophet und bezeichnete es als Polytheismus, als er in dem von At–Tirmidhî, Abû Dawûd und Al-Hâkim überlieferten Hadîth sagte: „Wer bei etwas anderem als Allâh schwört, der hat Allâh etwas beigesellt.“ Der Gelehrte Ibn Al-Qaiyyim meinte: „Der kleine Polytheismus: Wer in geringem Maße Augendienerei betreibt, vor den anderen Geschöpfen angibt, bei etwas anderem als Allâh schwört, oder wenn ein Mensch zum anderen sagt, wenn Allâh will und du willst, vgl. Madâridsch As-Sâlikîn Bd. 1, S. 344. In geringem Maße Augendienerei betreiben bedeutet, wenn man z.B. lange Zeit für das Gebet aufbringt, damit man gesehen wird oder auch z.B. beim Gebet oder Qurân-Lesen laut rezitiert, damit man gehört und gelobt wird. Der Gelehrte Ahmad überlieferte von Mahmûd ibn Labîd, einen Hadîth, in dem der Prophet warnt: „Das größte, was ich bei euch befürchte, ist der kleine Polytheismus: die Augendienerei.“

 

Würde man aber die grundlegenden Anbetungshandlungen nur aus Augendienerei verrichten und ansonsten weder den Tauhîd praktizieren noch beten, fasten, Allâhs gedenken oder den Qurân rezitieren, so gehörte das ebenfalls zum großen Polytheismus. Durch den kleinen Polytheismus fällt man nicht vom Islâm ab, aber er ist trotzdem schlimmer als das Trinken von Alkoholika oder außerehelicher Geschlechtsverkehr. Allerdings erreicht er nicht die Stufe des „großen Polytheismus“.

 

Und Allâh weiß es am besten!

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