Finde als Manager keine erlaubte Arbeit, möchte nicht auf das Gebet verzichten
Fatwâ-Nummer: 135159

  • Fatwâ-Datum:4-5-2010
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Frage

Nachdem ich mein Diplom im Bereich Management erhalten hatte, stellte ich fest, dass ich viele Probleme dabei habe, eine Arbeitsstelle zu bekommen. Ich habe angefangen zu beten. Das Gebet hilft mir, mich in Geduld zu üben. Und ich habe Ruhe und Gelassenheit im Vorzug des Glaubens an Allâh, den Erhabenen, gefunden. Dies ungeachtet der Arbeitslosigkeit und des Drucks der Familie, die möchte, dass ich in einer Bank arbeite, die mit Zinsen arbeitet. Ich habe das allerdings abgelehnt, was sie zunächst schockierte. Dann schlugen sie mir vor, mich für ein Projekt zu bewerben, bei dem der Staat und die Banken Kredite für neue Firmengründer gewähren. Allerdings lehnte ich dies auch ab, und so erlebte ich eine schwere Zeit.
Danach habe ich einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen bekommen. Allerdings bin ich dort nicht zufrieden, da ich von 8.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr arbeite und es keine Zeit für das Gebet gibt. Unsere Abteilungsleiter beten nicht, und wenn sie beten, beten sie alle Gebete zusammen. Sie sagen, dass der Arbeitsplatz zum Arbeiten sei, und das Gebet solle man verrichten, wenn man wieder nach Hause zurückkehrt.
Das gesamte wirtschaftliche Umfeld und der Handel bauen auf Zinskrediten auf, da wir keine islamischen Banken haben. Unsere Aufgabe ist besonders schwer, da wir im Bereich Finanzen und Management arbeiten. Da befindet man sich in einem Konflikt mit Zinskrediten oder Zinsberechnungen für die Firma. Und diese Dinge sind problematisch für den Muslim, der Zinsen fürchtet.
Nach monatelanger Arbeitslosigkeit - weil das Unternehmen sein Tätigkeitsfeld geändert hat – habe ich versucht im Handel zu arbeiten, allerdings habe ich dies nicht geschafft, weil ich über kein Kapital verfüge.
Daher habe ich beschlossen, dieses Land zu verlassen. Ich habe versucht, nach Frankreich zu gehen, damit ich dort einen Ausweg finde. Denn dort gibt es viele Arbeitsmöglichkeiten und eine große muslimische Gemeinde. So würde ich dort Freiheit in der Ausübung des Glaubens finden.
Ich war dort vier Monate und wurde von ein paar Moscheen in meiner Nähe unterstützt, weil ich dort auch keine Arbeit gefunden hatte außer bei einem Alkoholverkäufer im Bereich Annehmen oder Verteilen der Ware. Auch habe ich eine Arbeit bei einem Gemüseverkäufer gefunden, allerdings verweigerte er es mir, dass ich das Freitagsgebet verrichte.
Kurz gefasst habe ich viel gelitten, besonders weil ich nicht regelmäßig in der Moschee beten konnte und fühlte, dass ich das Gebet auf Grund von weltlichen Dingen vernachlässige.
Ich habe lange Zeit überlegt und mich zur Rückkehr in mein Land entschlossen, ohne Zeugnis und ohne Geld, so dass mich die Menschen für verrückt halten. Als ich dann wirklich zurückkehrte, war das ein Drama für meine Familie und Verwandten, und alle machten mir Vorwürfe wegen meiner Rückkehr.
Und jetzt suche ich immer noch nach Arbeit und stehe immer noch unter jenem Druck, da ich nicht mit Zinsen arbeiten möchte und auch nicht auf Grund von Arbeit auf das zeitgerechte Verrichten des Gebets verzichten möchte. Meine Familie sagt, dass alle in meinem Alter arbeiten würden und schon verheiratet seien, nur ich nicht.
Helft mir, möge Allâh euch Gutes geben!

Antwort

Der Lobpreis ist Allâhs! Möge Allâh Seinen Gesandten in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken!

 

Nun zur Frage:

 

Erst einmal bitten wir Allâh, den Allmächtigen, den Herrn des gewaltigen Thrones, dass Er dem fragenden Bruder all seine Probleme löst und aus jeder Bedrängnis einen Ausweg schafft. Möge Er ihn versorgen, woher er nicht damit rechnet, wie schon der Prophet sagte: "Es wird eine Zeit über die Menschen kommen, da wird derjenige, der standhaft in seiner Religion ist, wie jemand sein, der glühende Kohlen in seiner Hand hält." Überliefert von Ahmad und Al-Tirmidhî, und von Al-Albânî als authentisch eingestuft.

 

Und er sagte ferner: "Es werden nach euch Tage kommen, in der die Standhaftigkeit (in der Religion) dem Halten von glühenden Kohlen gleichkommt." Überliefert von Al-Tirmidhî und anderen.

 

Der fragende Bruder soll wissen, dass unabhängig davon, welcher Bedrängnis und Arbeitslosigkeit er auch ausgesetzt ist, dies frei von Verbotenem ist. Vielmehr ist es nur eine Probe und Prüfung von Allâh, dem Erhabenen, denn der Gepriesene sagt: "Meinen die Menschen, dass sie in Ruhe gelassen werden, nur weil sie sagen: „Wir glauben", ohne dass sie geprüft werden? Wir haben bereits diejenigen vor ihnen geprüft. Allâh wird ganz gewiss diejenigen kennen, die die Wahrheit sprechen, und Er wird ganz gewiss die Lügner kennen." (Sûra 35:2-3).

Und der Erhabene sagt: "Und Wir werden euch ganz gewiss prüfen, bis Wir feststellen, wer von euch sich abmüht und wer standhaft ist, und bis Wir eure Werke prüfen." (Sûra 47:31).

 

Die Probe und Prüfung sind also notwendig, und der Gläubige muss geduldig und standhaft sein im Gehorsam gegenüber Allâh und im Fernhalten von verbotenen Dingen, damit er die Probe und Prüfung mit Erfolg besteht und das Wohlgefallen Allâhs, des Erhabenen, erlangt.

 

Nun raten wir dem Fragenden zu Folgendem:

 

Zunächst soll er bei Allâh, dem Erhabenen, Zuflucht nehmen, indem er Ihn anfleht und Bittgebete spricht, denn Allâh sagt: "Oder Der den in einer Notlage Befindlichen erhört, wenn er Ihn anruft, und das Böse hinwegnimmt und euch zu Stellvertretern auf Erden macht? Gibt es denn einen Gott neben Allâh? Wie wenig ihr bedenkt!" (Sûra 27:62).

Und Er sagt: "Ruft Mich an, so erhöre Ich euch!" (Sûra 40:60.)

Und Er sagt ebenfalls: "Und wenn dich die Mir anbetend Dienenden nach Mir fragen, so bin Ich nahe." (Sûra 2:186).

 

Der Prophet sagte: "Bittet Allâh mit der Überzeugung, dass Er die Bitte erhört. Und wisset, dass Allâh kein Bittgebet erhört, das von einem unachtsamen, auf Vergnügung ausgerichteten Herzen kommt." Überliefert von Al-Tirmidhî.

 

So sollst du in deinen Bittgebeten mit ganzem Herzen flehen und überzeugt sein, dass Allâh dich erhört, solange du Allâh von Herzen fürchtest und dich von den verbotenen Dingen fernhältst. Erwarte Gutes und hoffe auf das Gute, denn der Erhabene sagt: "Und wer Allâh fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg und gewährt ihm Versorgung, woher er damit nicht rechnet." (Sûra 65:2-3).

Und Er sagt auch: "Und wer Allâh fürchtet, dem schafft Er in seiner Angelegenheit Erleichterung." (Sûra 65:4).

 

Außerdem muss man verstärkt die Dinge in die Hand nehmen und nach Arbeit suchen, die der Religion nicht widerspricht. Denn wenn du, so Allâh will, deine Suche ernsthaft verstärkst, und auf Allâh, den Erhabenen, vertraust, so wirst du an Allâh Genüge finden. Und wenn es dir unmöglich scheint, in deinem Land eine Arbeitsstelle zu bekommen, so ist die Welt von Allâh groß. Suche also in irgendeinem anderen Land, solange es ein islamisches ist. Und suche deine Unterstützung bei Verwandten und Freunden, und lasse dich nicht von dem Gerede derjenigen einlullen, die dich wegen des Unterlassens des Verbotenen und der fehlenden Gleichgültigkeit gegenüber dem Gebet getadelt haben. Denn ihr werdet alle gemeinsam vor Allâh, dem Erhabenen, stehen und dann werden sie erfahren, wer die Vorwürfe und den Tadel mehr verdient. Der sich von den Zinsen fernhält und dem das Gebet nicht entgeht oder der mit Zinsen arbeitet und das Gebet auf Grund eines weltlichen Grundes unterlässt!?! Der Erhabene sagt: "Dann werdet ihr erfahren, wer die Leute des geraden Weges sind und wer rechtgeleitet ist." (Sûra 20:135).

 Und Er sagt: "Sprich: 'Wartet ab! Wir warten ebenfalls ab.'" (Sûra 6:135).

 

Und abschließend möchten wir den fragenden Bruder darauf hinweisen, dass wirklich einige Rechtsgelehrte der Meinung sind, dass das Zusammenlegen von zwei Gebeten erlaubt sei. Allerdings unter der Bedingung der Notwendigkeit, wie Arbeit oder Probleme, die auf ihn zukommen, wenn er die Gebete nicht zusammenlegt, oder Ähnlichem. Dies ist die Rechtsschule der Hanbaliten.

 

Und Allâh weiß es am besten.

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