Zwanghafte Einflüsterungen: Auftreten und Behandlung
Fatwâ-Nummer: 3086

  • Fatwâ-Datum:30-9-2024
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Frage

Was ist eine zwanghafte Einflüsterung und wie kann diese behandelt werden? Ich meine damit Einflüsterungen, die sich auf Wasser (bei der Gebetswaschung) und Unreinheit beziehen, sowie die Einflüsterung im Gebet, dass man sein Gebet und die Waschung wiederholen müsse oder bestimmte Verse noch einmal zu lesen habe.

Antwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Zwanghafte Einflüsterungen sind Krankheiten, die jemanden befallen, so dass der Betreffende Handlungen und Gedanken äußert und diese zwanghaft wiederholen muss. Wenn der Betroffene die Handlung nicht wiederholt oder den Gedanken nicht zwanghaft weiterverfolgt, fühlt er sich angespannt. Diese Anspannung verschwindet erst dann, wenn er die Handlung wiederholt oder den Gedanken weiterverfolgt. Gibt derjenige, der unter Einflüsterung leidet, nach, dann tritt der Handlungsimpuls erneut auf. Die Krankheit geht damit nicht weg, sondern wird noch stärker.

Damit kommt es zu Übertreibungen, die das Mittelmaß überschreiten. Der Betroffene führt die Handlung wiederholt aus, bis der Sinn davon verloren geht, und er z. B. die Waschung so oft wiederholt, dass er das Gebet verpasst, oder er einen Vers oder etwas anders so lange wiederholt, bis der Imâm ihm um eine oder mehrere Pflichthandlungen voraus ist. Der Einflüsterer (Schaitân) kann so stark Macht über ihn gewinnen, dass er die Handlung ganz aufgibt. Und genau darum geht es bei dieser Einflüsterung.

Die größte Rolle bei dieser Einflüsterung kommt dem Schaitân zu. Ibn Abbâs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass einmal ein Mann zum Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam und sagte: „Gesandter Allâhs, manch einer findet in seinem Inneren Dinge − oder es wird ihm etwas in den Sinn gebracht –, dass er lieber zu Asche verbrannt werden würde, als dass er dies ausspricht.“ Da sagte er: „Allâh ist größer, Allâh ist größer, Allâh ist größer. Gepriesen sei Allâh, der seine (des Satans) List zur Einflüsterung beschränkte“ (Ahmad, Abû Dâwûd).

Auch andere Faktoren können bei dem zwanghaften Verhalten einer Person eine Rolle spielen: psychologische und erzieherische Faktoren oder ein Ereignis oder eine Situation, die einen starken Einfluss auf die Person ausübt. In einem solchen Fall soll sich der Patient an einen muslimischen Psychiater wenden.

Damit der Anbeter den Einflüsterer überwindet, der ihn in seiner Gottesverehrung oder seinen Gedanken bedrängt, muss er aufrichtig bei Allâh Zuflucht suchen und sich inständig in Bittgebet und Dhikr (Gottgedenken) darum bemühen, dass Schaden und Bedrängnis von ihm genommen werden und sich sein Herz beruhigt.

Allâh der Erhabene sagt: „... wer den in einer Notlage Befindlichen erhört, wenn er Ihn anruft, und das Böse hinwegnimmt und euch zu Nachfolgern auf der Erde macht? Gibt es denn einen (anderen) Gott neben Allâh? Wie wenig ihr bedenkt!“ (Sûra 27:62). „Es sind diejenigen, die glauben und deren Herzen im Gedenken Allâhs Ruhe finden. Sicherlich, im Gedenken Allâhs finden die Herzen Ruhe!“ (Sûra 13:28).

Die Bitte um Vergebung hält den Einflüsterer zurück. Ibn Mas‘ûd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Fürwahr der Schaitân nähert sich dem Sohne Adams durch Einfälle und auch der Engel hat solche Einfälle. Wenn sich der Schaitân mit seinem Einfall nähert, so verspricht er ihm das Böse und bringt ihn dazu, die Wahrheit zu verleugnen. Wenn sich der Engel mit einem Einfall nähert, verspricht er ihm das Gute und hält ihn zur Bestätigung der Wahrheit an. Wer so etwas in sich spürt, der wisse, dass es von Allâh stammt. So möge er Ihn loben. Wer aber von dem anderen etwas in sich findet, der soll seine Zuflucht suchen vor dem gesteinigten Schaitân.“ Daraufhin las er: „Der Satan verspricht euch Armut und befiehlt euch Schändliches“ (At-Tirmidhî in seinen Sunan, Ibn Hibbân in „Sahîh“).

Von Uthmân ibn Abû Al-Âs wird überliefert, dass er sagte: „Gesandter Allâhs, der Schaitân tritt zwischen mich und mein Gebet und meine Qurân-Rezitation und bringt mich durcheinander.“ Da sagte der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Das ist ein Satan, der Chinzib genannt wird. Wenn du ihn spürst, suche Zuflucht bei Allâh vor ihm und spucke dreimal zu deiner Linken.“ Er sagte: Ich tat es und Allâh nahm dies von mir fort (Muslim).“

Der Schaitân bezweckt mit dieser Einflüsterung (so wie es im Hadîth von Uthmân erklärt wurde), den Anbeter zu verwirren, ihm das Gebet zu verderben und zwischen ihn und seinen Herrn zu treten. Diese List wird durch Bitte um Vergebung und Zufluchtsuche bei Allâh abgewehrt.

Ibn Al-Qayyim schreibt in „Zâd Al-Ma‘âd“: „Es gibt zwei Arten von Satanen: Eine Art erblickt man mit dem Auge. Das sind die Satane unter den Menschen. Eine andere Art kann nicht gesehen werden und das sind die Satane unter den Dschinn. Allâh − mangellos und erhaben ist Er − trug seinem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf, sich vor den menschlichen Satanen zu schützen, indem er sich von ihnen abwendet, verzeiht und sich durch besseres Handeln (gegen ihr Übel) wehrt. Bei den Satanen der Dschinn geschieht dies, indem man vor ihnen Zuflucht bei Allâh sucht.“

Allâh der Erhabene sagt: „Und wenn dich vom Satan eine Eingebung aufstachelt, dann suche Schutz bei Allâh, denn Er ist ja Allhörend und Allwissend“ (Sûra 7:200). Ibn Kathîr schreibt dazu in seinem Qurân-Kommentar: „Was den Satan unter den Dschinn betrifft, so gibt es, wenn er einflüstert, kein Mittel dagegen außer die Zufluchtnahme bei seinem Schöpfer, der ihn auf ihn losgelassen hat. Wenn du bei Allâh Schutz suchst und zu Ihm fliehst, so hält Er ihn von dir zurück und hält seine List ab.“

Nützlich bei der Behandlung von Einflüsterungen ist auch, dass das Herz bei der Handlung anwesend und konzentriert ist und man über die Handlung und das Wort nachdenkt. Wenn man in seiner Handlung sicher ist und sich bewusst ist, dass das, was man gerade tut, von einem verlangt wird, ist das eine Ursache dafür, nicht von dem Einflüsterer bedrängt zu werden. Wenn er sich ihm aufdrängt, so wird er sich nicht hingeben, weil er sich seiner Sache ganz sicher ist.

 

Beim Wudû ist das z. B. folgendermaßen: Man soll aus einem Gefäß Wudû machen, worin sich gerade mal die notwendige Menge Wasser befindet und nicht mehr. Dazu muss man sich bemühen, genau mit dieser Menge auszukommen. Denn der Gesandte hat Wudû mit einer noch geringeren Menge vorgenommen. Wenn es um die Reinigung von Nadschâsa (Unreinheit) geht, so soll man etwas Wasser auf die Stelle spritzen, bei der der Einflüsterer ihm eingibt (dass sie unrein sei). Man soll sich selbst überzeugen, dass die verspürte Feuchtigkeit von dem Wasser stammt und nicht von Urin. Beim Gebet soll man sich bemühen, dem Imâm zu folgen, auch wenn man sich einbildet, die Sätze der Gotteserinnerung nicht wie erforderlich gesprochen zu haben. Wenn der Imâm laut rezitiert, hört man ihm zu. Und man liest die Fâtiha, wenn man zu denen gehört, die das Lesen der Fâtiha durch den Mitbetenden auch in den hörbar rezitierten Gebeten als verpflichtend ansehen. Auf diese Weise soll man sich mit praktischen Lösungen beschäftigen, um sich nach und nach darin zu üben. Allâh − gepriesen und erhaben ist Er − ist derjenige, der jeden Schaden hinwegnimmt und von jeder Bedrängnis erlöst.

 

Und Allâh weiß es am besten!

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