Was soll man tun, wenn der Verkäufer sich geirrt und einem etwas Teures zu einem günstigeren Preis verkauft hat? Fatwâ-Nummer: 32652
- Fatwâ-Datum:6-10-2021
- Bewertung:
As-Salâmu alikum wa rahmatullah! Einst ging ich zu einem Laden, in dem Adlerholzöl verkauft wird, und kaufte vom Angestellten im Laden – der Besitzer des Ladens war nicht anwesend – Adlerholzöl zum Preis von siebenhundertundfünfzig Kuwaitischen Fils. Ich fand es seltsam, dass der Preis im Verhältnis zur Qualität so günstig war. Daher ging ich ein weiteres Mal zum Laden und fand den Besitzer des Ladens vor. Da fragte ich ihn nach dem Preis des Adlerholzöles, woraufhin er sagte: „Dreihundert Kuwait-Dinar.“ Daraufhin ging ich und gab das Adlerholzöl nicht zurück. Habe ich nun eine Sünde begangen? Bitte erteilen sie mir eine Antwort, so dass sie dafür belohnt werden mögen! Möge Allâh sie mit Gutem belohnen!
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Der Angestellte im Laden gilt als Vertreter des Ladenbesitzers. Die Fiqh-Gelehrten sagen eindeutig, dass nur diejenigen Geschäfte des Vertreters gültig sind, die rechtens und vernünftig sind. Denn der Vertreter verfügt über Dinge, in denen Profit und Nutzen liegen. Dinge, in denen kein Nutzen liegt, hat der bevollmächtigte Vertreter aus islâmischer Sicht jedoch keine Berechtigung und seine Geschäfte haben keine Gültigkeit.
Wenn daher der Vertreter den Verkauf auf eine Art und Weise vornahm, die eine enorme Schädigung enthält, so hat der Bevollmächtigende das Recht zum Widerruf. Er kann also die verkaufte Ware, wenn sie noch vorhanden ist, zurückfordern. Und falls ihm ein Zugriff darauf nicht mehr möglich ist, kann der Bevollmächtigende dem Vertreter oder dem Käufer die Zahlung des Gegenwertes auferlegen.
Wir erinnern die Fragestellerin an den folgenden Hadîth, der von An-Nawwâs ibn Sam‘ân in der Sammlung authentischer Hadîthe von Muslim überliefert ist: „Die Güte ist die Schönheit des Charakters und die Sünde ist das, was in deiner Brust eine Spur erzeugt und bezüglich dessen es dir unangenehm ist, dass die Menschen es sehen oder davon erfahren.“
Und (wir erinnern auch) an den Hadîth nach einer Aussage von Wâbisa, der sich im Musnad von Ahmad befindet und laut der Aussage von Al-Mundhirî, der Al-Albânî zustimmte, eine Überlieferungskette aufweist, die hasan ist: „O Wâbisa, frage dein Herz! Das Gute ist das, womit dein Ego zufrieden und womit dein Herz zufrieden ist, und die Sünde ist das, was eine Spur in deinem Herzen erzeugt und in der Brust hin- und herwandert, auch wenn die Menschen dir eine [islâmrechtliche] Antwort erteilen und [nochmals] eine Antwort erteilen.“
Zudem überlieferte Al-Buchârî von Ibn Umar ohne Angabe der Überlieferungskette: „Der Diener Allâh erreicht nicht die wahre Essenz der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh, bis er sein lässt, was in ihm Zweifel erweckt.“
Und Allâh weiß es am besten!