Warum betete der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken für den Heuchler Abdullâh ibn Ubai? Fatwâ-Nummer: 45901
- Fatwâ-Datum:21-5-2012
- Bewertung:
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Abû Tâlib als Nicht-Muslim starb. Als der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken für ihn beten wollte, verwehrte es Allâh allen Muslimen, für Nicht-Muslime zu beten. Das war in Makka. Und sobald er über den Tod von Abdullâh ibn Ubai Bescheid bekam, wollte er auch für ihn beten. Das war in Madîna. Umar möge Allah mit ihm zufrieden sein war aber der Meinung, dass es dem Propheten Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken nicht erlaubt ist, für Nicht-Muslime zu beten. Dabei stützte er sich auf einen Qurân-Vers, der besagt: „Bitte um Vergebung für sie oder bitte nicht um Vergebung für sie; wenn du siebzigmal um Vergebung für sie bittest, so wird Allâh ihnen doch nicht vergeben!“ (Sûra 9:80).
Der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken war aber der Meinung, dass dieser Vers ihm die freie Entscheidung gibt, Allâh für sie um Vergebung zu bitten. Nun sei die Frage erlaubt: Wie kommt es, dass der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken für Abdullâh betete, nachdem es ihm Allâh verwehrt hatte, für Abû Tâlib sowie für alle Nichtmuslime zu beten? Was meinte der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken damals, als er sagte: ,,Derjenige, der den Qurân am meisten kennt“?
Aller Lobpreis gebührt Allâh dem Herrn der Welten und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Und nun zur Frage:
Allâh verwehrte es dem Propheten und den Gläubigen, für Götzendiener zu beten, indem Er sagt: „Dem Propheten und denjenigen, die glauben, steht es nicht zu, für die Götzendiener um Vergebung zu bitten, auch wenn es Verwandte wären, nachdem es ihnen klar geworden ist, dass sie Insassen des Höllenbrandes sein werden.“ (Sûra 9:113). Geoffenbart wurde dieser Vers jedoch, nachdem der Prophet seinem Onkel versichert hatte, Allâh für ihn um Vergebung zu bitten, insofern ihm das nicht verwehrt werde. Ebenso wie der Prophet , baten auch die Muslime Allâh um Vergebung für ihre verstorbenen Verwandten. Nach seiner Offenbarung war dieser Vers aber ein eindeutiger Beweis dafür, dass es verboten ist, für Götzendiener zu beten. Der Grund, weshalb der Prophet für Abdullâh betete, liegt eigentlich darin, dass dieser ein Muslim war, auch wenn ein Pseudo-Muslim. Der Exeget Al-Qurtubî meinte in seiner Exegese: „Da Abdullâh ein Muslim war, wenn auch ein angeblicher Muslim, betete der Prophet für ihn.“
Der Hadîth-Gelehrte Ibn Hadschar meinte: „Umar war sich dessen bewusst, dass Abdullâh ein Heuchler war, und zwar in Anlehnung an dessen Vorgehensweise. Da sich Abdullâh zu seinen Lebzeiten als Muslim zeigte, ging der Prophet mit ihm wie mit jedem Muslim um: Er betete für ihn. Damit wollte der Prophet außerdem seinen gläubigen Sohn ehren, seinen Stamm dem Islâm näherbringen und eventuelle Verwirrungen vermeiden.“ Aus diesen Gründen betete der Prophet für Abdullâh. Was die zweite Frage anbelangt, so sagte der Prophet diese Worte im Zusammenhang mit der Beerdigung mehrerer Verstorbenen in einem Grab. Er sagte nämlich: „Beerdigt zuerst denjenigen, der unter ihnen den Qurân am meisten kannte!“ (Abû Dâwûd, At-Tirmidhî und An-Nasâ'î). Dieser Hadîth deutet auf die Vorrangigkeit der Auswendigkenner des Qurân hin. In seinem Kommentar zum At-Tirmidhî-Werk meinte Al-Mubârakfûrî: „Beerdigt denjenigen, der unter ihnen den Qurân am meisten kannte, und zwar an der Grabkante, damit er der Ka'ba näher ist! Das deutet auf die Vorrangigkeit der Auswendigkenner des Qurân hin, ob lebendig oder tot.“
Allâh weiß es am besten.