Scheinargumente hinsichtlich der Unfehlbarkeit der Propheten und die Antwort darauf Fatwâ-Nummer: 48422
- Fatwâ-Datum:30-5-2012
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Ein amerikanischer Christ stellte mir folgende Fragen:
Wie könnt ihr sagen, dass die Propheten frei von Tadel und Sünde sind, wo Allâh doch im Qurân zu Muhammad sagt: „Wisse also, dass es keine Gottheit außer Allâh gibt! Und bitte um Vergebung für deine Sünde und für die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen! Allâh kennt euren Wandel und euren Aufenthalt.“ (Sûra 47:19)?
Ferner pflegte der Prophet Allâh um Vergebung zu bitten. Wie könnt ihr behaupten, dass er fehlerfrei ist, wo doch in einem Hadîth stehen soll: Allâh hat ihm bereits das vergeben, was er an Sünden begangen hat und noch begehen wird? Was sind das für Sünden, die Allâh ihm vergeben hat?
Um welche Verfehlungen Abrahams handelt es sich dann im Qurân: „und von Dem ich erhoffe, dass Er mir am Tag des Gerichts meine Verfehlung vergeben wird.“ (Sûra 26:82)?
Er fragte mich zudem nach dem von Moses an dem Ägypter begangenen Mord, der im Qurân folgendermaßen beschrieben wird: „Er sagte: Mein Herr, ich habe mir selbst Unrecht zugefügt; so vergib mir! Da vergab Er ihm, denn Er ist ja der Allvergebende, der Allbarmherzige.“ (Sûra 28:16).
Abschließend fragte er mich über folgenden Vers: „Yûsuf, lasse davon ab! Und bitte um Vergebung für deine Sünde! Du gehörst ja zu denjenigen, die Verfehlungen begangen haben!“ (Sûra 12:29).
Er sagte: „Wie auch immer deine Antwort über die Propheten lautet, worin liegt der Unterschied zwischen der Sünde dieser Frau und der Sünden der Propheten? Und was ist für euch überhaupt eine Sünde?“
Aller Lobpreis gebührt Allâh dem Herrn der Welten und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Und nun zur Frage:
Möge Allâh uns alle auf Seinen geraden Weg leiten und uns zu einem Anlass für die Rechtleitung Seiner Schöpfung machen! Die Muslime sind sich darüber einig, dass die Propheten fehlerfrei hinsichtlich der Überbringung ihrer Botschaft sind. Sie begehen zudem keine großen Sünden.
Allerdings vertreten die meisten Gelehrten die Meinung, dass manch einer von ihnen eine kleine Sünde begangen hat. Dies ist ihnen aber nicht oft geschehen. Sie haben dies vielmehr umgehend bereut und Allâh um Vergebung gebeten. Dies ist die Antwort auf den Zweifel dieses Christen über den Widerspruch zwischen den Versen respektive Hadîthen und der Tadellosigkeit der Propheten. Dies erklärt auch, warum dem Propheten Muhammad Sünden vergeben wurden. Weiterhin ist es die Antwort auf den von Moses an dem Ägypter begangenen Mord.
Was die Verfehlungen Abrahams angeht, so sagt Ibn Hadschar in seiner Erklärung des Hadîthes über die Fürsprache: In der Überlieferung von Hammâm: Ich habe drei Mal gelogen. Schaibân fügte in seiner Überlieferung seine drei Aussagen hinzu:
Die erste Aussage: Gewiss, ich bin schwach und hinfällig. Die zweite Aussage: Dieser Große unter ihnen hat das getan. Die dritte Aussage zu seiner Frau: Sag ihm, ich bin dein Bruder!
In Wirklichkeit sind dies keine Verfehlungen, weil der Prophet in einer authentischen Überlieferung sagte: Jede dieser Lügen war in der Religion Allâhs erlaubt.
Der Unterschied zwischen der Sünde der Frau des Azîz und der Sünden der Propheten besteht darin, dass sie ihren Burschen zum unehelichen Geschlechtsverkehr verführen wollte, was eine große Sünde ist. Die Propheten hingegen begingen, wenn überhaupt, nur eine kleine Sünde. Außerdem strebte sie nach dieser Sünde und bereute sie auch nicht, obwohl bereits die Frauen der Stadt von dieser Sache wussten. Sie lud sie sogar ein und beharrte damit auf ihrer Sünde. Sie sagte: „Und wenn er nicht tut, was ich ihm befehle, wird er ganz gewiss ins Gefängnis gesteckt werden, und er wird gewiss zu den Geringgeachteten gehören!“ (Sûra 12:32).
Die Propheten hingegen bestanden nicht auf Fortdauer ihrer Sünde, sondern wandten sich Allâh reumütig zu. Weiterhin wollte die Frau mit der Verführung von Yûsuf nur ihre Gelüste stillen. Die Propheten hingegen begingen lediglich einen Fehler, weil sie für ihre Religion kämpften. Dabei überschritten sie die Grenzen aber nicht, wie es in der Geschichte des Propheten Abraham klar zu sehen ist.
Und Allâh weiß es am besten.