Nachdenken über jenseitige Angelegenheiten wirkt der Demut im Gebet nicht entgegen Fatwâ-Nummer: 48779
- Fatwâ-Datum:20-2-2019
- Bewertung:
Ich frage mich, wie das Gebet mit vollkommener Demut verrichtet werden kann. Trägt das Qurân-Rezitieren im Gebet ohne Intonation und Rezitationsregeln zur Einflüsterung des Satans bei, der den Verstand des Betenden mit diesseitigen Angelegenheiten beschäftigt? Wird es als mangelnde Demut betrachtet, wenn der Betende während des Stehens (im Gebet) über den Tag der Auferstehung nachdenkt und sich vorstellt, wie er sich vor Allâh niederwirft?
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Die Demut ist die Seele und der Ertrag des Gebets. Wenn sie fehlt, wird das Gebet lediglich zu leblosen Bewegungen. Der Muslim muss sich also darum bemühen, diese Demut zu erlangen, damit er zu den aufrichtigen Gläubigen zählt, die Allâh der Hocherhabene in folgender Aussage beschreibt: „Den Gläubigen wird es ja wohl ergehen, denjenigen, die in ihrem Gebet demütig sind…“ (Sûra 23:1-2).
Folgendes verhilft einem zur Demut:
1. Man sollte sich Allâh dem Hocherhabenen zuwenden und bei Ihm Zuflucht suchen, und zwar vor den Ränken des Satans, der keine Mühen scheut, die rituellen Handlungen des Muslims zu verderben und ihn des Genusses der Zwiesprache mit Allâh dem Hocherhabenen zu berauben.
2. Man sollte Angelegenheiten, die den Geist stören, meiden, dass man also beispielsweise betet, obwohl das Essen bereits angerichtet ist, oder während man Harn- oder Stuhldrang verspürt, Bilder anblickt oder auf Stimmen hört usw.
3. Man sollte sich von Missetaten und Sünden fernhalten, besonders von den schweren, da diese gewiss eine Finsternis für das Herz sind.
4. Man sollte Allâhs des Hocherhabenen häufig gedenken, da dies gewiss ein Grund für die Heiterkeit der Brust und Seelenruhe ist.
5. Man sollte sich mit rechtschaffenen Menschen umgeben, diese begleiten und sich gegenseitig mit ihnen zum Guten verhelfen.
6. Man sollte über das Diesseits nachsinnen und darüber, dass es bei Allâh nicht einmal so viel wert ist wie der Flügel einer Fliege. Dies verhilft einem zur Enthaltsamkeit in ihm.
Das Qurân-Rezitieren mit Intonation und Rezitationsregeln ist ein Grund dafür, dass man über seine Bedeutungen nachdenkt und von ihm beeinflusst wird. Allâh der Hocherhabene ordnete dies Seinem Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) an, indem Er sagte: „…Und trage den Qurân wohlgeordnet vor.“ (Sûra 73:4). Ferner sagt Er: „(Dies ist) ein gesegnetes Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit diejenigen bedenken, die Verstand besitzen.“ (Sûra 38:29).
Schnelles Qurân-Rezitieren ohne Intonation ist ein Grund dafür, dass man nicht ausreichend über das Gelesene nachsinnt und dass daher die Geistesanwesenheit abnimmt.
Das Nachdenken über jenseitige Angelegenheiten wirkt der Demut im Gebet nicht entgegen. Vielmehr zählt es zu den Angelegenheiten, die einem zu dieser verhelfen. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Gedenke des Todes in deinem Gebet, denn wenn jemand in seinem Gebet des Todes gedenkt, wird er sein Gebet ausgezeichnet verrichten!“ Scheich Al-Albânî erklärte diesen Hadith im Werk As-Silsila as-Sahîha für authentisch.
Abû Ayyûb berichtete: „Ein Mann kam zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte: O Gesandter Allâhs, lehre mich und fasse zusammen! Er entgegnete: Bete so, als wäre es dein letztes Gebet, sage nichts, für das du dich [später] entschuldigen musst, und gib die Hoffnung hinsichtlich der Dinge auf, die die Leute besitzen!‘“ (Überliefert von Ibn Mâdscha und anderen). Scheich Al-Albânî erklärte diesen Hadîth im Werk Sahîh Al-Dschâmi As-Saghîr für authentisch.
Und Allâh weiß es am besten!