Abbrechen des Gebets aus triftigem Grund
Fatwâ-Nummer: 49122

  • Fatwâ-Datum:20-5-2021
  • Bewertung:

Frage

Ich habe gehört, dass Umar ibn Al-Chattâb erstochen wurde, während er im Morgengebet als Imâm vorbetete. Als er getroffen wurde, ging ein anderer Prophetengefährte nach vorne, um die Menschen statt seiner zu leiten. Meine Frage lautet: Warum unterbrachen die Sahâba nicht ihr Gebet, um Umar zu verteidigen? Weist das darauf hin, dass es verpönt (makrûh) ist, das Gebet zu verlassen?

Antwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

 

Das Unterbrechen des Gebets aus einem von der Scharîa erlaubten Grund heraus ist erlaubt: so das Töten eines gefährlichen Skorpions u. ä., da dies in Überlieferungen so vorkommt. Auch gilt das, wenn befürchtet wird, einen wertvollen Gegenstand zu verlieren, wenn jemand dringend Hilfe benötigt oder man einen Schlafenden wecken (bzw. einen Unachtsamen warnen) muss, weil Gefahr von einer Schlange o. ä. droht. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte in diesem Zusammenhang: „Tötet die beiden schwarzen (Tiere): Schlange und Skorpion!“ (Ahmad, Abû Dâwûd). Dies gilt für alle Angelegenheiten, wo ein eindeutiger Nutzen über dem Abbruch und Ungültigmachen des Gebets steht.

Das Gebet aus einem dieser Gründe zu verlassen, ist nicht verpönt. Zweifellos ist das Verlassen des Gebets durch die Prophetengefährten, um ihren Imâm und Befehlshaber zu verteidigen eines der berechtigten Interessen, welches ein solches Verlassen erlaubt macht. Dies haben auch die edlen Prophetengefährten getan. Ein Teil von ihnen unterbrach das Gebet, um Umar zu verteidigen bzw. den Angreifer festzunehmen. Nach erfolgter Festnahme tötete sich dieser, wie aus den Geschichtsbüchern hervorgeht. Der Rest blieb im Gebet, da die Situation nichts Weiteres von ihnen erforderte. Die Festnahme des Angreifers und seine Hinrichtung machten es nicht nötig, dass alle das Gebet unterbrachen. Tatsächlich wussten viele von ihnen nicht, was geschehen war und hatten keinen Überblick, bis das Gebet zu Ende war – besonders nicht diejenigen, die nicht in den ersten Reihen standen. Als sie hörten, dass Abdurrahmân ibn Auf mit ihnen das Gebet vervollständigte, meinten viele, dass Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) etwas Gewöhnliches zugestoßen sei, so wie der Verlust des Wudûs. Zu berücksichtigen ist auch, dass es sich um das Morgengebet handelte. Damit war es nicht leicht, alles zu erkennen aufgrund von Dunkelheit und mangelndem Licht.

 

Und Allâh weiß es am besten!

 

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