Al-Madîna Al-Munawwara - Teil 2: Die Anfنnge

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Nach Meinung einiger Gelehrter und Historiker war Madîna vor der Hidschra (der Auswanderung des Propheten Muhammad und seiner Gefährten von Makka nach Madîna) keine besonders wichtige Stadt - weder bezüglich ihrer Demographie, noch ihrer baulichen Struktur - und auch von geringer wirtschaftlicher Bedeutung.

 
Es wird gesagt, dass die Amalekiten, geführt von ihrem König Yathrib Mahlaeil, die ersten waren, die sich in dem Gebiet von Madîna ansiedelten. Vermutlich wurde der älteste Name Madînas, Yathrib, der im Qurân im Kapitel Al-Ahzâb (33:13) erwähnt wird, vom Vornamen dieses amalikitischen Königs abgeleitet. Die Amaliken waren alte nomadische Nachkommen des Schâm (Sam), dem Sohn des Propheten Noahs Friede sei auf ihm. Der aktuelle Name der Gegend, Madîna, was ‚Stadt‘ bedeutet, wird zwei Mal in dem Kapitel At-Tauba (9:101,120) und ein Mal im Kapitel Al-Munâfiqûn (63:8) erwähnt.
 
Da Madîna und die umliegenden Gebiete fruchtbares Land mit reichlich Wasser, Gemüse und Früchten besaßen, wurde die Stadt ein Anziehungspunkt für Auswanderer aus den umliegenden Gebieten. Es ist bekannt, dass mänische (ein Volk aus dem Gebiet des Jemen), persische, griechische und byzantinische Siedler dieses Gebiet zu verschiedenen Zeiten durchquerten. Zudem ist historisch klar belegt, dass die zwei qahtânischen Stämme Al-Aus und Al-Chazradsch nach der Zerstörung ihres Königreichs Saba` im Jemen nach Madîna und in die umliegenden Gebiete auswanderten.
 
Die Nachkommen dieser beiden Stämme bildeten den Großteil der Einwohner Madînas zur Zeit der Hidschra, und sie waren es auch, die den Muslimen halfen, auszuwandern und sich in der Stadt anzusiedeln. Juden siedelten sich ebenfalls in dem Gebiet an und brachten ihre religiöse Kultur, ihren Handel und ihre Lebensweise mit. Sie lebten in Festungen - die in der Gegend vorher nicht bekannt waren - und bauten Höfe um ihre Behausungen.
 
Demnach bestand Madîna vor der Hidschra aus einer Gruppe kleiner Siedlergemeinschaften, zwischen denen es häufig zu Kriegen und Konflikten kam, während umgekehrt keinerlei soziale Bindungen zustande kamen.
 
Der Vater des Propheten Muhammad , `Abdullâh, starb einige Monate vor der Geburt seines Sohnes (im Jahr 570 n.Chr.) auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise nach As-Schâm (dem heutigen Großraum um Syrien). `Abdullâh wurde in Madîna begraben. 575 n.Chr. starb die Mutter des Propheten, Amina bint Wahb, auf der Rückreise von Madîna, wo sie und ihr Sohn Muhammad die Onkel des Propheten mütterlicherseits aus der medinensischen Sippe Banu An-Nadschâr besuchten. Nach Aminas Tod brachte 'Abdulmuttalib, der liebe und sorgsame Großvater des Propheten, seinen Enkel zurück nach Makka.
 
 
Im Jahr 622 n.C. wanderte der Gesandte Allâh nach Madîna aus. Sein Kommen leitete eine Zeit des Friedens und des Wohlstands ein, da die Feindschaft zwischen den in der Stadt ansässigen Bevölkerungsgruppen nun ein für alle mal beendet wurde und Madîna selbst zu einer verstädterten Siedlergemeinschaft wurde, die von einem Führer regiert wurde und sich auf eine Aufgabe konzentrierte: Der Botschaft des Islâm zu dienen und diese zu verbreiten.
 
 
Der Prophet in Madîna
 
Ohne die Ansâr (die muslimischen Bewohner Madînas ), hätte bei der Etablierung des Islâm nicht viel erreicht werden können. Ihre Hilfe war eine Gnade Allâhs und ihre Funktion bei der Verbreitung der prophetischen Botschaft ist eine unendliche Quelle an Weisheit und Wissen. Deshalb gibt es viele qurânische Verse und prophetische Berichte, die darauf hinweisen, dass man nicht wirklich ein Muslim sein kann, ohne die Ansâr zu lieben und zu ehren. Der Prophet sagte über die Ansâr in einem Hadîth: "Nur ein Gläubiger liebt sie und nur ein Heuchler hasst sie. Wer immer sie liebt, den liebt Allâh; und wer immer sie hasst, den verachtet Allâh." (Al-Buchâri und Muslim)
 
Dies kann man nachvollziehen, wenn man die Geschichte des Islâmund die Biografie der Ansâr von Madîna studiert. Die Ansâr möge Allah mit ihnen zufrieden sein spielten eine einzigartige Rolle bei der Etablierung des Islâm, nicht nur in Arabien, sondern auch in der ganzen Welt. Madîna kennen zu lernen bedeutet eigentlich, die Ansâr kennen zu lernen und umgekehrt. Beide sind untrennbar miteinander verbunden.
 
Diese Untrennbarkeit zeigt sich bis heute: Als Besucher in Madîna scheint es, als sähe und erlebe man bei ihren Bewohnern denselben ansârischen Geist und dieselbe Hingabe zum Islâm, wie zur Zeit der Hidschra. Einige haben dies der Atmosphäre zugeschrieben, die durch die „Anwesenheit“ des Gesandten Allâhs zu seiner Zeit entstand, und dass diese anscheinend die Herzen und den Verstand der Bewohner Madînas prägt. Andere schreiben es der Kultur des Glaubens und der Religiosität zu, die in Madîna omnipräsent ist, und die ihre Bewohner dazu inspiriert, dem Beispiel ihrer Vorfahren, den wahren Ansâr dieser Religion, zu folgen. Der Imâm Al-Buchâri überlieferte, dass der Prophet andeutete, dass Madîna die Eigenschaft hat, sich von "bösen" Menschen zu reinigen, wie Feuer Eisenerz von der Schlacke reinigt.
 
 
 
 
 

 

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