Wir erhِren Deinen Ruf, Du hast keinen Teilhaber…

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Würden wir diese Religion mit nur einem Wort beschreiben wollen, so würden wir wohl sagen: Es ist die Religion des „Tauhîd“ (der alleinigen Verehrung Allâhs), denn das Fundament, auf dem diese Religion basiert, ist die Anbetung des einzigen Gottes und die Bekämpfung aller Formen der Vielgötterei, auf dass die Religion schließlich einzig für Allâh sei und die Welt von der Anbetung irgendwelcher Mitgötter befreit werde. Jede Tat, die den geringsten Anteil an Schirk (Vielgötterei) enthält, ist nicht mehr Wert als verwehter Staub.

 
In der heutigen Zeit, in der die Menschheit von vielen verschiedenen Formen der Vielgötterei und der Unterwerfung unter andere Gottheiten außer Allâh umgeben ist und in der viele Menschen nichts über die Religion Allâhs wissen, – bringt der Islâm die Rechtleitung und zeigt uns den Weg hinaus aus dem Sumpf des Fehlgehens und des Verderbens.
 
Der Haddsch ist eine der großartigsten Anbetungsformen im Islâm, bei der deutlich erkennbar ist, dass im Islâm nur ein einziger Gott angebetet wird. Unter anderem denken wir Muslime während des Haddsch an unseren Propheten Ibrâhîm und daran, wie er die Götzen zerstörte, damit die Religion Allâhs als einzige Religion fortbestehe. Schließlich verließ er das Land der Götzen, um zu seinem Herrn auszuwandern. Er war es, der uns Muslime nannte und der zusammen mit seinem Sohn Ismâ’îl das erste Haus erbaute, in dem einzig Allâh angebetet werden sollte.
 
Der Tauhîd zeigt sich in aller Deutlichkeit beim Tawâf, beim Sa´î, beim Aufenthalt bei ´Arafa und beim rituellen Werfen der Steine. Alle unsere Du´âs richten wir ausschließlich an Allâh, so sagen wir etwa „Wir erhören Deinen Ruf, Du hast keinen Mitgott…“ wohingegen die Araber der vor-islâmischen Zeit der Unwissenheit (Dschahiliyya) zu sagen pflegten „Wir erhören Deinen Ruf, Du hast keinen Mitgott, außer einem Mitgott, Du besitzt ihn und was er besitzt…“.
 
Aus diesem Grunde beschrieb ein Gefährte , den Haddsch des Propheten, wie folgt: „Dann eröffnete er seinen Haddsch mit dem Tauhîd.“ Damit ist die Talbiyya gemeint.
 
Das Wertvollste, was ein Muslim besitzt, ist sein reiner Glaube an den einzigen Gott, an dem er festhalten muss, auch dann, wenn die gesamte Menschheit davon abweicht, trotz aller Versuche den Islâm zu „modernisieren“, da die Muslime hierbei Kompromisse in ihrer Religion eingehen müssten, um vom Westen akzeptiert zu werden oder um dessen Zufriedenheit zu gewinnen.
 
Der Gesandte Allâhs Ibrâhîm bestimmte unsere Identität als Muslime, indem er uns vorlebte, dass wir Muslime zu den Anhängern des rechten Glaubens zählen sollen. Jede andere Identität ist für uns hingegen inakzeptabel und der geringste Kompromiss führt zu einem Zerfall unserer Zivilisation und zum Verlust unserer Stärke.
 
Die islâmische Gesetzgebung garantiert uns das beste Leben in dieser gegenwärtigen Zeit, die Voraussetzung ist jedoch, dass wir diese befolgen, in dem wir uns um korrekte Fatwâs und um islâmisches Wissen bemühen. Hingegen ist es eine Katastrophe, wenn wir aufgrund unserer Unwissenheit hinsichtlich der erlaubten und verbotenen Dinge im Islâm unsere Identität verlieren. Noch immer hören wir Stimmen, die zur „Modernisierung“ und zur „Weiterentwicklung“ der islâmischen Glaubensgrundsätze aufrufen, damit sie „zeitgemäß“ werden.
 
Sie wissen nicht, dass uns vielmehr unsere Standfestigkeit und das Festhalten an den islâmischen Prinzipien Kraft gegenüber Widersachern verleihen. Sie wissen auch nicht, dass nur die Befolgung der Lehren des Tauhîd vor den Gefahren rettet, die den Muslimen drohen.
 
Wer diese Religion gut kennt, der erkennt, dass sie die Religion der Mitte ist, also weder mit den radikalen noch mit den übermäßig liberalen Religionen zu vergleichen ist. Vielmehr ist sie eine Religion der Gnade. Ebenso ist die Anhängerschaft der Sunna (Ahl As-Sunna) auf dem Mittelweg unter den islâmischen Strömungen.
 
Doch derjenige, der es nicht schätzt der Sunna zu folgen und wähnt, die Ahl As-Sunna halte sich nur oberflächlich an die Texte, ohne die Zielsetzungen des Qurâns und der Sunna zu kennen, weiß in Wahrheit nur wenig über die Anhängerschaft der Sunna und ihre Methodik bei der Beweisführung, sowie über ihre Denkweise. Tatsache ist auch: Radikalismus ist nicht von Dauer. Der Islâm und die Anhängerschaft der Sunna jedoch werden, dank Allâhs Behütung, auch in Zukunft fortbestehen.
 
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, den man in diesem Zusammenhang hinsichtlich des Haddsch unbedingt erwähnen sollte, und zwar die Einheit der Muslime. Der Haddsch ist eine der Anbetungsformen im Islâm, bei der diese Einheit besonders deutlich hervor tritt. Aus den verschiedensten Ländern der Welt versammeln sich die Muslime in Makka.
 
Zeigt uns dies nicht, dass es möglich ist und wir uns nur darum bemühen müssen, uns auch außerhalb Makkas und außerhalb des Haddsch zu vereinigen? Wir sehen zwar gelegentlich Ansätze, die in diese Richtung gehen, doch ist dieses Ziel in der Realität noch nicht erreicht worden, obwohl wir alle wissen, dass das Erreichen dieses Zieles sowohl weltlichen Nutzen, als auch Nutzen für das Jenseits bringt.
 
Obwohl es zahlreiche Texte gibt, die diese Einheit befehlen und das Gegenteil verbieten, wie zum Beispiel der Hadîth, in dem der Prophet sagte: „Wenn ich euch verlasse, so lasst von mir ab. Nichts anderes stürzte diejenigen, die vor euch waren ins Verderben, außer dass sie zu viel fragten und dass sie sich von ihren Propheten abwandten.“ (Sahîh Al-Dschâmi´ As-Saghîr 3/156). Dennoch sehen wir, dass der Gedanke der Einigung aller Muslime noch nicht stark genug in unser Bewusstsein getreten ist, um in die Tat umgesetzt zu werden, und dass in dieser Hinsicht noch zu sehr gezögert wird.
 
Grund dafür ist mangelndes Wissen um die Konsequenzen und ein Interesse an anderen oberflächlichen, weltlichen Zielen, die jedoch letztlich nicht den geringsten Nutzen bringen.
 
Mehr als je zuvor richtet sich nun der Aufruf an die Anhängerschaft der Sunna, einen der Grundzüge des Islâm wieder zu betonen, und zwar die Einigung der Menschen zu einer einzigen Religion. Da der Westen mittlerweile keine Feinde mehr unter den im Osten gelegenen ehemals kommunistischen Ländern hat, gibt er nunmehr offen bekannt, dass sein neuer Konkurrent der Islâm sei.
 
Wenn wir nun nicht in der Lage sind, uns unter dem Tauhîd zu vereinigen, so werden die Muslime in den islâmischen Staaten in der Tat nicht mehr als eine Zahl in der Statistik der Weltbevölkerung bleiben, der mit einem abschätzigen Begriff bezeichnet wird: „Dritte Welt“.

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