Die erzieherischen Dimensionen des Haddsch – Teil 2

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Vorwarnung für die Ameisen!

Vorzug der Identitätserklärung: Genau innerhalb der bestimmten Zeitspanne und an den festgesetzten Orten tritt der Muslim in den Ihrâm-Zustand ein, insofern er zu pilgern beabsichtigt, indem er seine Kleidung auszieht und die Ihrâm-Kleidung anlegt, die aus einem weißen und sauberen Lenden- und Schultertuch besteht. Die Frau darf sich kleiden, wie sie möchte, solange sie nicht aufgetakelt ist und ihre Aura entblößt. Für den Eintritt in den Ihrâm-Zustand ist es empfohlen, dass man sich wäscht, parfümiert und sauber bekleidet.
 
Tritt der Muslim in den Ihrâm-Zustand ein, so sollte er die Talbîya-Formel laut aussprechen, indem er sagt: "Labbaika allâhumma labbaik, labbaika lâ scharîka laka labbaik. Inna-l-hamda wa-n-ni'mata laka wa-l-mulk. Lâ scharîka lak.“ (O Allâh, hier bin ich zu Deinen Diensten! Hier bin ich zu Deinen Diensten! Hier bin ich zu Deinen Diensten! Du hast keinen Teilhaber, hier bin ich zu Deinen Diensten! Wahrhaftig, der Lobpreis und die Gnadenbezeigung sind Dein sowie die Herrschaft. Du hast keinen Teilhaber!“ Von dieser Zeit an ist er dazu verpflichtet, die Ihrâm-Verbote, die jedem bekannt sind, zu beachten.
 
Denken wir einmal über diesen Teil der Haddsch-Riten nach, den man als eine Elementarpflicht oder vielleicht auch als eine schariatische Pflicht des Haddsch betrachtet, und zwar aus rein erzieherischer Perspektive, dann erkennen wir, dass dieser Teil einen edlen Sinn symbolisiert, nämlich die Rolle des Menschen beim Veränderungsprozess sowie seine Effektivität in der Gestaltung der Geschehnisse. Der Ansatz zur kulturellen Veränderung besteht in dem Versuch, die Seele zu verändern. In diesem Sinne sagt Allâh: "Wahrhaftig, Allâh ändert nicht, was in Leuten ist, bis sie ändern, was in ihnen selbst ist.“ (Sûra 13: 11)
 
Wir sind der festen Überzeugung, dass die angestrebte Veränderung die innerliche Veränderung ist, nämlich die Veränderung der Seele und des menschlichen Wesens. Wir sind ebenso der Annahme, dass Allâh mit den Menschen keineswegs nach deren Äußerem umgeht, und zwar weil der Prophet sagte: "Fürwahr, Allâh betrachtet weder eure Körper noch euer Aussehen. Er betrachtet vielmehr eure Herzen und eure Handlungen.“ (Muslim).
 
Doch macht uns die erzieherische Dimension des Ihrâm auf eine wichtige Sache aufmerksam: Wer die innere Veränderung anstrebt, der sollte keineswegs die äußere Veränderung vernachlässigen, denn der Mensch ist ein unteilbares Ganzes. Deshalb wirkt jede Störung des Äußeren auf das Innere, genauso wie es der Fall bei der erwähnten prophetischen Vorwarnung ist: "Seid nicht uneinig, sonst streiten eure Herzen!“ (Muslim)
 
Das Gleiche gilt auch für den Grund, weshalb wir uns sehr um die Ausrichtung der Reihen vor dem rituellen Gebet kümmern: Wir empfinden nämlich Furcht vor der Wirkung der Planlosigkeit des Äußeren auf das Innere. Der Prophet sagte: "Haltet eure Reihen gerade, sonst lässt Allâh Uneinigkeit zwischen euch zu.“ (Al-Buchârî)
 
Der Eintritt in den Ihrâm-Zustand symbolisiert den Eintritt in eine neue Phase und ist darüber hinaus als ein Bund zwischen einem Muslim und seinem Herrn zu betrachten. Er versichert die Absicht zur Veränderung. Die Ihrâm-Kleidung sowie das laute Aussprechen der Talbîya-Formel deutet darauf äußerlich hin. Somit werden sowohl dieser Bund als auch seine Konsequenzen unter allen Menschen bekannt: das Beachten seiner Gebote und seiner Verbote. Die erzieherische Dimension der Talbîya sowie deren Sinn begreift jeder, der den folgenden Hadîth betrachtet: "Es gibt niemanden, der die Talbîya-Formel ausspricht, ohne dass es neben ihm jemanden gibt, der die Talbîya-Formel ebenfalls ausspricht, sei dies ein Baum oder ein Stein oder Erdteile. Das währt solange, bis die Erde von da und dort [das heißt von rechts und links] weit ist.“ (Ibn Chuzaima mit authentischer Überlieferungskette)
 
Betrachte dieses Rufen, das laute Aussprechen der Talbîya sowie seine heimliche Wirkung auf das All! Betrachte auch seine Harmonie mit diesem Ruf, den Ibrâhîm, der erste Aufrufer zu diesem Ritus, damals durchführte, als ihn Allâh dazu aufforderte, den Menschen den Haddsch aufzutragen. Er versprach ihm, dass sie ihm folgen würden, indem Er sagte: "Und rufe unter den Menschen zum Haddsch auf, dass sie zu dir kommen zu Fuß und mit jedwedem Transportmittel aus jedweder fernster Gegend....“ (Sûra 22:27)
 
Man überlieferte, dass er damals sagte: "O Allâh, wie kann ich ihnen meinen Ruf mitteilen?“ Allâh sagte: "Rufe nur aus und Wir verkünden es!“ Er soll demgemäß seinen Ort (Maqâm), einen Stein, den Berg Safâ oder Abû Qubais bestiegen und dann gerufen haben: "Ihr Menschen, euer Herr nahm Sich ein Haus. So besucht dieses!“ Man sagte: "Die Berge senkten sich, so dass alle Erdteile seine Stimme wahrnahmen, sogar alles, was noch nicht geboren war. Alles leistete ihm Folge, sei es Stein oder Baum oder Erdteile. Diejenigen, von denen Allâh wusste, dass sie pilgern gehen werden, sagten: "O Allâh, hier bin ich zu Deinen Diensten, hier bin ich zu Deinen Diensten!“ (Tafsîr Al-Qur'ân Al-'Azîm: Ibn Kathîr 3/226.)
 
Dieser Ruf drückt die Identität aus, mit dem alle Geschöpfe wohl zufrieden sind, auf den das All reagiert und den der Herr dieses Universums segnet.
 
 
 
 

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