Wie der Haddsch den Glauben stärkt

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Möge Allâh den Propheten in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken, den Er mit der Rechtleitung und der Wahrheit sandte! Die Pilgerfahrt ist eine der Säulen des Islâm, zu deren Befolgung alle dazu fähigen Muslime verpflichtet sind, die den Worten Allâhs folgen: Und der Menschen Pflicht gegenüber Allâh ist der Haddsch zum Hause, wer den Weg dorthin ermöglichen kann.“ (Sûra 3:97)
 
Die von Allâh auferlegte Pilgerfahrt hat einen wesentlichen Einfluss auf die Stärkung des Glaubens. So wie der Glaube durch Ergebenheit und Aufrichtigkeit zunimmt, so verringert er sich durch schlechte Taten. Darum ist es für jeden Muslim, Pilger oder nicht, nötig, zuerst nachzudenken, dann die Gebote zu achten, um letztendlich die Früchte zu ernten, nämlich Zunahme des Glaubens und feste Überzeugung.
 
Der Ihrâm
 
Wem gleicht ein Mann, der eine Ihrâm-Kleidung trägt, die keinerlei Naht aufweist? Diese Kleidung ähnelt einem Leichentuch! Sie erinnert uns an unseren eigenen Tod, gerade damit wir uns darauf vorbereiten. Sie erinnert uns daran, dass wir am Jüngsten Tag nackt und barfuß sein werden! Dann werden wir weder eine Kleidung gleich dem Ihrâm noch ein Leichentuch tragen! Die Kleidung des Ihrâm erinnert uns an die Wohltaten, die wir von Allâh erhalten: „O Kinder Adams, Wir haben auf euch Kleidung hinabgesandt, die eure Blöße verbirgt, und Gefieder.“ (Sûra 7:26). So ist es in dieser Welt, am Tag der Auferstehung aber werden wir nackt sein! Was wird uns dann bedecken? Die Antwort liegt in den Worten Allâhs: „Aber die Kleidung der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh, die ist besser.“ (Sûra 7:26). Genauso wie unsere Ihrâm-Kleidung keinerlei Naht aufweist, dürfen auch unsere Taten hinsichtlich ihrer Ergebenheit Allâh gegenüber keinerlei Unaufrichtigkeit aufweisen, sodass wir Ihm nichts zur Seite stellen. 
 
Die Talbiya
 
Die Worte: Labbaika Allâhumma labbaik ….Und sie bedeuten: Hier bin ich, Dein Diener, Dir zu gehorchen und Deinem Befehl zu folgen! Das allein ist ihre Bedeutung. Diese Worte sind ein Bekenntnis, dass wir anbetende Diener Allâhs sind und bestätigen unseren Gehorsam Ihm gegenüber, unsere Demut und Ergebenheit. Schon vor uns haben die Polytheisten den Haddsch vollzogen und die Talbiya gesprochen! Welch ein Unterschied liegt aber zwischen der Talbiya der Gläubigen und jener der Polytheisten! Die Muslime sagen: „Labbaika lâ scharîka lak!“ („Hier bin ich zu Deinen Diensten! Du hast keinen Teilhaber!“)
 
Die aber, die Allâh Anderes beigesellen, sagten: „Hier bin ich zu Deinen Diensten! Du hast keine Teilhaber außer einem Teilhaber, den Du besitzt, wobei er nichts besitzt!“
 
Der Tawâf
 
Die Ka'ba ist das Haus Allâhs und derjenige, der sie umschreitet, muss sich dessen bewusst sein, dass sie das erste Haus war, das für die Menschen errichtet wurde:
 
- Wer es betrat, war in Sicherheit.
- Allâh machte sie zu einem Schutz für die Menschen.
- Die Grundfesten dieses Hauses wurden von Abraham und Ismâ'îl errichtet.
- Das Herz sehnt sich nach ihm und wer es verlässt, wünscht sich, zu ihm zurückzukehren.
- Abdulmuttalib sagte über die Ka'ba: „Dieses Haus steht unter dem Schutz Allâhs!“
- Wer auch immer dort ist, wendet sich bittend an Allâh.
 
Das Küssen des Schwarzen Steines
 
Der Schwarze Stein ist nichts anderes als ein Stein! Weder fügt er irgendjemandem Schaden zu noch nutzt er irgendjemandem! Ihn zu küssen ist Sunna, dabei jedoch sein Herz an ihn zu hängen, bedeutet Allâh etwas beizugesellen und somit Schirk! Sich durch die die Ka'ba umschreitende Menschenmenge zu drängen, um den Stein zu berühren, ist ein Übel! Das Küssen des Schwarzen Steines ist eine Sunna, die derjenige durchführen kann, der diesen ohne Probleme, das heißt ohne sich durch die Menschen hindurchzuzwängen und ohne diese beiseite drängen zu müssen, erreichen kann. Das Küssen eines Steines außer dem Schwarzen Stein öffnet die Tore zum Schirk! Der Muslim aber küsst den Schwarzen Stein, während sein Herz ganz und gar mit Allâh verbunden ist und nicht mit dem Stein!
 
Das Trinken von der Zamzam-Quelle
 
Auch dies ist eine Sunna des Propheten Möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken. Wenn der Gläubige aber von dieser Quelle trinkt, so darf er nicht etwa sein Herz an sie hängen, vielmehr weiß er, dass Allâh fähig ist, jegliche Krankheit zu heilen – auch ohne diese Quelle – und ebenso die Heilung desjenigen, der von ihr getrunken hat, hinauszuzögern! So wie es in den Worten Allâhs heißt: „Und wenn Allâh dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner hinwegnehmen außer Ihm.“ (Sûra 6:17). Wer sein Herz allein seinem Herrn und nichts Anderem zuwendet, der hat wahrhaftigen Glauben an die Einheit Allâhs, was die Pflicht eines jeden Gläubigen gegenüber seinem Herrn ist.
 
Das Eilen (Sa'î) zwischen Safâ und Marwa
 
Es wird sowohl von demjenigen, der den Haddsch, als auch von dem, der die Umra verrichtet, vollzogen und jeder soll sich dabei der Bedeutung des Sa'î bewusst sein! Denn beim Hügel Safâ, in einem Tal, wo es keinerlei Vegetation gab, ließ Abraham im Gehorsam gegenüber Allâh seine Frau und seinen kleinen Sohn Ismâ'îl, der noch ein Säugling war, zurück! Und wir? Wir sind nicht einmal bereit, von unseren Fehlern abzulassen! Diese Ehefrau aber gehorchte Allâh und ihrem Ehemann in einer Angelegenheit, die nach menschlichem Ermessen ihren Untergang bedeutet hätte! Die Mutter Ismâ'îls lief zwischen den beiden Hügeln Safâ und Marwa hin und her, um nach Wasser für ihr Kind zu suchen, das dem Tode nahe war.
 
Der aufrichtige Glaube ist tatsächlich eine Herzensfreude!
 
Das Stehen in der Ebene von Arafa
 
Der bedeutendste Teil des Haddsch ist der Aufenthalt in der Ebene von Arafa. Jeder, der den Haddsch verrichtet, muss sich nach Arafa begeben! Wenn er dies versäumt, ist der gesamte Haddsch ungültig! Die Pilger versammeln sich in Arafa und gedenken des Tages der Versammlung: „Am Tag, da Er euch zum Tag der Versammlung versammeln wird.“ (Sûra 64:9).
 
Wer sich aber des Tages der Versammlung bewusst ist und an diesen denkt, ist besser auf ihn vorbereitet als derjenige, der dies nicht tut.
 
Am Tag von Arafa ist es für den Pilger mitunter mühsam, in der Hitze Wasser zu finden und er erinnert sich der Worte Allâhs: „Und die Insassen des Höllenfeuers rufen den Insassen des Paradiesgartens zu: ‚Schüttet auf uns etwas Wasser aus oder etwas von dem, womit Allâh euch versorgt hat!’ Sie sagen: ‚Gewiss, Allâh hat beides für die Islâm-Leugner verboten.’“ (Sûra 7:50) Während der Abschiedspilgerfahrt des Propheten befand sich ein Mann auf seinem Reitkamel und sprach die Talbiya, als er plötzlich herunterfiel und das Kamel ihm mit seinem Huf einen solchen Schlag versetzte, dass der Mann starb. Da sagte der Prophet : „Wascht ihn mit Wasser und Lotus und hüllt ihn in zwei Tücher, ohne ihn zu parfümieren, und bedeckt nicht seinen Kopf, denn er wird am Jüngsten Tag auferstehen und dabei die Talbiya sprechen!“ (Al-Buchârî) Er starb, während er die Talbiya sprach! Und genauso wird er am Tag der Auferstehung vor Allâh treten! Dieser Mann starb im Gehorsam gegenüber Allâh und im Gehorsam gegenüber Allâh wird er vor Ihn treten! Was ist aber mit demjenigen, der stirbt, während er einen Fehler begeht! Wie viele sterben, während sie eine Sünde begehen! Sie achten nicht darauf, dass es in Wirklichkeit keinen Zufluchtsort vor Allâh gibt, außer bei Ihm!
 
O Allâh, lass uns am Haddsch zu Deinem Haus teilnehmen! Möge Allâh unseren Propheten Muhammad, dessen Familie und dessen Gefährten in Ehren halten!     

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