Wetteifern ist kein Widerspruch, dem anderen Gutes zu wünschen Fatwâ-Nummer: 481288
- Fatwâ-Datum:19-5-2024
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Im Hadîth heißt es: „Keiner von euch hat wahrhaft Îmân, bis er seinem Bruder wünscht, was er sich selbst wünscht.“ Ich will zu den Frauen mit Îmân gehören, mit denen mein Herr zufrieden ist, doch gleichzeitig will ich auch die Beste sein. Wie kann ich mich so bemühen, dass ich mich an den genannten Hadîth halte?
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Zur Vervollkommnung des Îmâns gehört notwendigerweise, dass ein Anbeter für seinen muslimischen Bruder das an Gutem wünscht, was er für sich selbst will und dass er für ihn das an Bösem verabscheut, was er für sich selbst verabscheut. Al-Hâfidh Ibn Radschab schreibt in „Fath Al-Bârî Scharh Sahîh Al-Buchârî“: „Ein Mensch liebt nur dann für seinen Bruder das, was er für sich selbst wünscht, wenn er sich vor Neid, Groll, Betrug und Hass schützt. Dazu ist er verpflichtet, denn der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: ‚Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bis ihr Îmân habt. Und ihr werdet keinen Îmân habe, bis ihr euch nicht liebt.‘ Der Mu‘min ist der Bruder des Mu‘mins. Er liebt für ihn, was er für sich selbst liebt, und es betrübt ihn, was auch den anderen betrübt.“
Der Weg, diesen Rang zu erreichen, geht nur über den Einsatz gegen die eigenen Neigungen (Nafs) und mit der Hilfe Allâhs des Erhabenen. Guter Charakter wird durch Gewohnheit und Übung erworben, wie Abû Ad-Dardâ sagte: „Nur durch Lernen erhält man Wissen. Und nur durch Besonnenheit erhält man Besonnenheit. Wer nach dem Guten sucht, dem wird es gegeben werden. Und wer sich vor Üblem hütet, der wird davor behütet“ (Al-Chatîb in seinem Geschichtswerk).
Die Gelehrten haben die Bedeutung dieses Hadîths folgendermaßen erklärt: Er soll für den anderen lieben, was er für sich selbst liebt, denn dieser Rang des Guten umfasst alles Weitere. In Situationen der Rivalität gibt es nichts gegen Wettbewerb und Konkurrenz einzuwenden, um das Vorzüglichste und Höchste in einer Angelegenheit zu erreichen, solange man im Herzen weiter geschützt ist und den anderen Muslimen nur das Gute wünscht.
Imâm An-Nawawî schreibt in seinem Kommentar zum „Sahîh Muslim“ im Zusammenhang mit dem obigen Hadîth: „Die Gelehrten sagten: Gemeint ist hier, dass so jemand nicht den vollständigen Îmân hat, denn an sich kann man Îmân (als Akzeptieren der Wahrheit; AdÜ) bereits ohne diese Eigenschaft haben. Es geht darum, dass so jemand für seinen Bruder Taten des Gehorsams und erlaubte Güter wünschen soll. Darauf weist die Variante der Überlieferung bei An-Nasâî hin: ‚... bis er für seinen Bruder das an Gutem liebt, was er für sich selbst liebt.‘ Schaich Abû Amr ibn As-Salâh sagte: ‚Man mag dies als so schwierig ansehen, dass es gar nicht ausgeführt werden kann, aber so ist es nicht. Denn es bedeutet: Keiner von euch ist vollständig in seinem Îmân, bis er für seinen Bruder im Islâm das liebt, was er für sich selbst liebt. Dies erreicht man, indem man für den anderen das Gleiche wünscht, ohne dass man selbst dabei benachteiligt wird. Die Gabe, die der Bruder erhält, schmälert die eigene Gabe also in keiner Weise. Für ein heiles Herz ist das leicht, aber schwer für ein verdorbenes − möge Allâh uns und alle unsere Brüder davor verschonen. Und Allâh weiß es am besten.‘“
Bei Al-Hâfidh ibn Radschab heißt es in „Dschâmi Al-Ulûm wa Al-Hikam“: „Nach der Scharîa ist ihm aufgetragen, sich zu wünschen, dass die anderen wie man selbst sind. Wenn ihn jedoch ein anderer in einer religiösen Tugend übertrifft, bemüht er sich, ihn einzuholen, und wird über seine eigene Unzulänglichkeit betrübt und darüber, dass er hinter den Vorauseilenden zurückgeblieben ist. Doch geschieht dies nicht, weil er Neid hätte auf das, womit Allâh sie beschenkt hat, sondern aus einem gesunden Wetteifern heraus und mit Freude (für den anderen) und in Trauer über sich, weil er so wenig geleistet hat und hinter den Rängen der Vorauseilenden geblieben ist.“
Wenn du mit jemandem in dieser Welt konkurrieren solltest, dann wetteifere mit ihm um die Ränge des Jenseits und die Nähe zu Allâh! Allâh der Allmächtige sagt, nachdem Er den Lohn der Gerechten im Paradies erwähnt: „(...) und darum sollen die Wettbewerber wettkämpfen“ (Sûra 83:26). Al-Hasan Al-Basrî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Wer auch immer mit dir in der Religion wetteifert, wetteifere du auch mit ihm darin. Und wer mit dir in Weltlichem wetteifert, so wirf ihm (die Welt) um den Hals!“
Und Allâh weiß es am besten!