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Die Pilgerfahrt (der Haddsch) - Teil 1

Die Pilgerfahrt (der Haddsch) - Teil 1

Die letzte Elementarpflicht - und eine der besten islâmischen Institutionen - ist der Haddsch oder die Pilgerfahrt nach Makka. Das Vollziehen des Haddsch ist für jeden Muslim und jede Muslimin, der oder die mental, finanziell und körperlich dazu imstande ist, mindestens einmal im Leben Pflicht. Ein mündiger Muslim, der sich in einer einigermaßen guten gesundheitlichen Verfassung befindet und finanziell dazu imstande und abgesichert ist, muss mindestens einmal im Leben den Haddsch vollziehen. Finanziell abgesichert zu sein bedeutet hier, dass man genug besitzen sollte, um die eigenen Ausgaben sowie die seiner Angehörigen zu decken, und, falls man verschuldet ist, seine Schulden bis zum Abschluss des Haddsch zu begleichen.

 

Der Haddsch ist ein weiteres einzigartiges Merkmal des Islam. Er ist von Allâh zur Erfüllung verschiedener Zwecke vorgeschrieben. Zu diesen zählen folgende:

 

1. Er ist die größte jährliche Glaubensversammlung, bei der sich die Muslime treffen, um sich gegenseitig kennenzulernen, ihre gemeinsamen Angelegenheiten genau zu untersuchen und ihr Allgemeinwohl zu fördern. Er ist außerdem die größte turnusmäßige Friedenskonferenz, die der Menschheitsgeschichte bekannt ist. Während des Haddsch ist der Friede das vorherrschende Thema: Friede mit Allâh und der eigenen Seele, Friede miteinander und mit Tieren, Friede mit Vögeln und sogar mit Insekten. Es ist strengstens verboten, den Frieden von irgendjemandem oder von irgendeinem Geschöpf in irgendeiner Form zu stören.

 

2. Er ist eine förderliche Bekundung der Allgemeingültigkeit des Islâm und der Brüderlichkeit und Gleichheit der Muslime. Aus allen Gesellschaftsschichten, aus allen Berufen und Klassen, aus jeder Ecke der Welt versammeln sich die Muslime in Makka als Antwort auf Allâhs Ruf. Sie kleiden sich in derselben schlichten Art und Weise, halten sich an dieselben Regeln, sprechen dieselben Bittgebete aus, zur selben Zeit, in derselben Art und Weise, und mit demselben Ziel. Es gibt kein Königtum, sondern Loyalität Aller gegenüber Allâh. Es gibt keinen Hochadel, sondern Demut und Hingabe.

 

3. Er dient der Bestätigung, dass die Muslime sich gegenüber Allâh verpflichten und bereit sind, zu Seinen Diensten auf materielle Interessen zu verzichten.

 

4. Er dient dazu, dass die Pilger sich mit dem spirituellen und historischen Umfeld des Propheten Muhammad vertraut machen, um warme Beseeltheit zu erlangen und ihren Glauben zu stärken.

 

5. Er dient dem Gedenken der religiösen Rituale Abrahams und Ismails, die bekanntlich die ersten Pilger zum ersten Haus Allâhs auf Erden, sprich der Ka'ba in Makka waren.

 

6. Er ist eine Erinnerung an die Große Versammlung am Tage des Gerichts, bei der die Menschen gleichwertig vor Allâh stehen und auf ihre letzte Bestimmung warten werden, und bei der kein Anspruch auf Überlegenheit auf Grund von Rasse oder Abstammung erhoben werden kann. Er ist auch eine Erinnerung an die Tatsache, dass allein Makka von Allâh damit geehrt wurde, seit der Zeit Abrahams und bis zum Ende der Zeiten das Zentrum des Monotheismus auf der ganzen Welt zu sein.

 

An der Verrichtung des Haddsch kann man leicht erkennen, dass es sich dabei um eine Anbetungshandlung zwecks spiritueller Bereicherung und moralischer Aufrüstung handelt, eine Anbetungshandlung der verstärkten Ergebenheit und erzieherischen Praxis, eine Anbetungshandlung der humanitären Interessen und des inspirierenden Wissens – all dies in einer einzigen islâmischen Institution vereint.

 

Die Beschreibung der beim Haddsch einzuhaltenden Vorschriften und Schritte ist sehr umfangreich und wird an dieser Stelle nicht erläutert. Um nähere Informationen zu erhalten, kann der Leser ausführliche Werke zum Thema hinzuziehen. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass während des gesamten Haddsch stets kundige Führer bereitstehen, die den Pilgern mit korrekten Anweisungen helfen.
 
Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass die gesamte Ergebenheit allein Allâh gilt. Die Muslime reisen zum Haddsch nach Makka, um Allâh zu rühmen, nicht um einen Stein zu küssen oder einen Menschen oder Halbgott anzubeten. Das Küssen oder Berühren des Schwarzen Steins an der Ka'ba ist eine freiwillige Handlung und keine Pflicht oder Vorschrift. Diejenigen, die den Schwarzen Stein küssen oder berühren, tun dies nicht, weil sie an den Stein glauben oder ihm irgendwelche abergläubischen Eigenschaften zuschreiben. Sie glauben allein an Allâh. Sie küssen, berühren oder zeigen auf den Stein lediglich als Zeichen ihrer Hochachtung oder als Symbol für ihre Liebe zum Propheten Muhammad, der den Stein auf das Fundament der Ka'ba legte, als diese wiedererrichtet wurde. Dieses Ereignis ist von besonderer Bedeutung. Es zeigt Muhammad als Mann, der für den Frieden bestimmt wurde. Als sich die Ka'ba einige Jahre vor Aufkommen des Islâm im Wiederaufbau befand, musste der Schwarze Stein auf deren Fundament gelegt werden. Die Stammesführer stritten darüber, wer die Ehre erhält, den Stein an seine Stelle zu bringen. Dies war eine ernste Angelegenheit und die Schatten eines Bürgerkriegs hingen über dem heiligen Ort. Der Stein wurde von den Stammesführern besonders verehrt, obwohl er nicht mehr als ein Steinbrocken war. Diese Verehrung kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass der Stein mit dem Propheten Abraham in Verbindung stand, dem Urahn der Araber, und dass er wahrscheinlich der einzig solide Gesteinsbrocken war, der von der antiken Bausubstanz des heiligen Hauses übrig geblieben war.

 

Die Pilgerfahrt (der Haddsch) - Teil 2
 

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